Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 29.1930

DOI Heft:
Nr. 8
DOI Artikel:
Neuzeitlicher Hotelbau
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.75582#0432

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
350



E. Fahrenkamp, Düsseldorf. Kurhotel auf dem Monte Verita in Ascona. Blick aus einem Hotelzimmer und Vorraum

nischen Seite hin, schweifen; gegen Süden über den Lago Mag-
giore und die Inselchen von Brissago, gegen Westen nach dem
herrlichen Tessiner Vorgebirge. Nach Norden genießt man den
Einblick in das Maggiatal und nach Osten den majestätischen
Anblick der Hochalpenkette über Locarno und Bellinzona hin-
aus und sieht gleichzeitig die Einmündung des Tessin in das
Langenseebecken hinter Locarno.
In dieser herrlichen Gegend entstand neben dem bereits
bestehenden Wirtschaftsgebäude und in direkter Verbindung
damit das neue Kurhotel, das die Abbildungen zeigen.
Der Neubau schließt sich harmonisch an den alten Teil an
und bildet jetzt den Kernpunkt der ganzen Anlage. Cha-
rakteristisch für ihn ist die klare Formgebung, deren Reiz
durch die abgestimmte Farbgebung der einzelnen Bauteile
noch wesentlich unterstrichen wird. Seiner farbenprächtigen
Umgebung entsprechend wurde der Bau in leuchtenden Far-
ben gehalten; die Außenwände in Rosa, — reines Weiß würde
in der prallen Sonne zu sehr blenden — die Terrassengeländer
und Stützen, welche das Vordach am Eingang tragen, in
warmem Rot. Die Markisen über der nicht überdachten Ter-
rasse vor den Gesellschaftsräumen sind rot und gelb gestreift
und spenden im Bedarfsfalle reichlich Schatten. Das Bestreben,
das Haus mit der Landschaft aufs innigste zu verbinden,
findet durch die weitläufigen Terrassen, die Balkone vor
den Appartements und dem Dachgarten, welche langsam vom
Terrain zum Haus überleiten, beredten Ausdruck. Unter Ver-
zicht auf jeglichen ornamentalen Schmuck beruht die äußere
Schönheit der Anlage auf dem fein abgewogenen Verhältnis
von Fensterfläche zur Wand. Der Bau ist ziemlich genau
nach Süden orientiert, dadurch erhalten lediglich die Flure
Nordlicht. Die Unterkunftsräume eines Arztes im Hause
selbst, welcher über das Wohlbefinden der Gäste wacht,
rechtfertigen neben der Art des Aufbaues die Bezeichnung
als „Kurhotel".

Der Klarheit im Äußeren entspricht auch die klare Lösung
im Inneren des Gebäudes. Das Untergeschoß ist, wie bereits
erwähnt, den Arzträumen und daneben den Hotelwirtschafts-
räumen vorbehalten. Das Erdgeschoß nimmt neben der
Kaffeeküche und Anrichte die Gesellschaftsräume auf; ver-
schieden große Speiseräume, teilweise mit Sitznischen, Lese-
und Spielzimmer mit eingebautem offenem Kamin, alles Räume,
die durch die Art ihrer Aufmachung eine behagliche Wohn-
lichkeit ausströmen. Die Verpflegung der Kurgäste erfolgt
durch die jetzt erweiterte Küchenanlage des alten Baues, zu
welcher der geschwungene Verbindungsgang führt.
Die beiden Obergeschosse sind als die eigentlichen Wohn-
geschosse, mit Appartements an den schönsten Aussichtspunk-
ten, ausgebildet. Sowohl Doppelzimmer als auch Einzelzim-
mer sind jeweils mit eingebauten Bädern versehen, die in
hygienischer Beziehung vollständig den neuesten Errungen-
schaften der heutigen Technik^ angepaßt sind. Jedem Gast-
zimmer ist in Zimmerbreite ein Stück der vorgelagerten Ter-
rasse zugeteilt, deren einzelne Abschnitte durch Glaswände
abgetrennt sind. Die Appartements mit den kleinen Loggien
sind, wie üblich, als kleine, vom Flur aus zugängliche, sonst
aber in sich geschlossene Wohnungen ausgebaut und setzen sich
aus einem Salon und einem Doppelzimmer mit Bad zusammen.
Wie sehr bei diesem Bau das Flachdach berechtigt ist,
veranschaulicht die Abbildung des Dachgartens. Von hier
aus bietet sich ein Ausblick von überwältigender Größe
und seltener Schönheit nach allen Seiten hin, und das Ver-
bundensein mit der Umgebung findet hier seinen höchsten
Ausdruck.
Form und Farbe, Haus und Landschaft sind bei diesem
Bau von der Hand des Künstlers zu einem einheitlichen,
harmonischen Gefüge gestaltet worden, und Licht, Luft und
Sonne, womit die Natur dort so freigebig ist, werden man-
chem Kurgast die ersehnte Erholung bringen.
 
Annotationen