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Kleinjung, Christine; Johannes Gutenberg-Universität Mainz [Contr.]
Quellen und Forschungen zum Recht im Mittelalter (Band 11): Bischofsabsetzungen und Bischofsbild: Texte - Praktiken - Deutungen in der politischen Kultur des westfränkisch-französischen Reichs 835-ca. 1030 — Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2021

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.74403#0242
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2. Ereignisse — Akteure — Konfliktfelder

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an der Schule von Fleury studierte er noch an den Schulen von Paris und Reims.
Nachdem in der Abtei nach der Wahl Abt Oybolds innere Streitigkeiten aus-
brachen, kehrte Abbo 985 Fleury vorübergehend den Rücken und verbrachte
zwei Jahre in England als Leiter der Klosterschule von Ramsey. Sein Exil in
England verließ er nach der Erhebung Hugo Capets auch auf Drängen Oylbolds,
der ihn nach Fleury zurückrief. Nach seinem Tod folgte Abbo ihm 988 auf den
Abtsstuhl992. Er entwickelte die rechtliche Vorstellung der monastischen Exem-
tion und widmete sein Leben und sein Werk dem Kampf um die Exemtion
Fleurys und der Verbreitung der monastischen Reformideen, für die er die Kö-
nige zu gewinnen suchte. Sein Werk spiegelt deutlich die gewandelte Wahr-
nehmung der Gesellschaft in monastischen Reformkreisen wider993.

2. Ereignisse — Akteure — Konfliktfelder
Abbo von Fleury hat sich in seinem Werk an diversen Stellen zu Bischöfen ge-
äußert. Diese Äußerungen stehen in Zusammenhang mit konkreten Auseinan-

nieren die französisch- und englischsprachigen Titel. In Frankreich wurde der 1000jährige To-

destag Abbos mit einer Reihe Symposien und Publikationen begangen. Vgl. Abbon, un abbe de

l'an mil sowie L'abbaye de Fleury en l'an mil. Pierre Riche einem der versiertesten Kenner der

Bildungsgeschichte des 10. Jahrhunderts oblag die Abfassung der neuesten französischspra-

chigen Darstellung zu Abbos Leben und Wirken (Abbon de Fleury. Un moine savant et com-

batif). Riche weist in seinem Vorwort selbst daraufhin, dass ausgerechnet er als Biograph des

vermeintlichen Widersachers Gerbert von Aurillac auch diese „Jubiläums-Biographie" ge-

schrieben habe. Die Amerikanerin Elisabeth Dachwoski legte 2008 eine englische Biographie

Abbos vor (First among abbots). Das Standardwerk zur politischen Theologie Abbos stellt nach

wie vor Marco Mostert, Political Theology dar; vgl. auch seine weiteren Beiträge zu Abbo von

Fleury und seiner Zeit (etwa Mostert, Political Ideals; Ders., Bibliotheque de Fleury; Ders., L'abbe;

Ders., Gerbert d'Aurillac). Die englische und französische Forschung konzentriert sich insge-

samt stärker auf das wissenschaftliche-intellektuelle Oeuvre Abbos (vgl. exemplarisch die Bei-

träge in „Abbon, un abbe de l'an mil" und Peden, Abbo of Fleury and Ramsey; Dies. Unity). Eine

deutschsprachige Gesamtdarstellung fehlt. Die ältere Darstellung von Patrice Cousin (Cousin,

Abbon) trägt hagiographische Züge. Der Nachweis der Spezialliteratur erfolgt jeweils an ge-

gebener Stelle.

992 Zum Leben Abbos bis zur Übernahme des Abbatiats in Fleury Dachwoski, First among Abbots,
S. 23-81; Riche, Abbon, S. 16-50; Mostert, Political Theology, S. 17-21.

993 Die rechtliche Tradition der Exemtion wurde in Fleury geboren. Cluny erhielt erst unter Odilo
ein päpstliches Exemtionsprivileg, unterscheidet sich in seiner Haltung zum Bischof aber
grundlegend von Fleury, was mit der Königsferne erklärt werden kann. (Vgl. Beitrag von B.
Rosenwein in Rosenwein/Farmer/Head, Monks, S. 775-777 und bereits 767). In Abbos Werken
finden sich die deutlichsten Hinweise auf die Versuche der Mönche, die Königsherrschaft als
Mittel zur Bekämpfung ihrer Feinde einzusetzen. (Rosenwein/Head/Farmer, S. 782). Zum Wandel
der Wahrnehmung von gesellschaftlichen Verhältnissen aufgrund des Reformdenkens vgl.
grundlegend Geary, Monastic Memory, der nicht von einem realiter stattgefundenen sozialen
Wandel ausgeht (wie noch die Vertreter der These von der mutation de Tan mil), sondern
vielmehr einen Wahrnehmungs- und Mentalitätswandel konstatiert. Vgl. dazu auch die Zu-
sammenfassung der vorliegenden Arbeit.
 
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