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Kleinjung, Christine; Johannes Gutenberg-Universität Mainz [Mitarb.]
Quellen und Forschungen zum Recht im Mittelalter (Band 11): Bischofsabsetzungen und Bischofsbild: Texte - Praktiken - Deutungen in der politischen Kultur des westfränkisch-französischen Reichs 835-ca. 1030 — Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2021

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.74403#0330
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5. Zwischenfazit

329

St. Basle1405 verfasste, sind es die Reimser Bischöfe, die als Herren des Klosters
den Schutz des Klosterguts garantieren. Der Patron, der heilige Basolus, greift
nur ein bei der Vergabe des Klosterguts an Laien und steht somit in der guten
Tradition bischöflichen Selbstverständnisses, das vorsieht, Kirchen- und Klos-
tergut gegen Laien zu verteidigen1406: Adso spricht unbestimmt von einer Zeit
„einst" (olim), in der das Kloster mit seinen Gütern einem gewissen Laien namens
Francigena übertragen worden sei. Der Laienklosterherr führt in den Miracula
zahlreiche Hunde mit sich, die er umherstreifen lässt und die er an der Quelle des
heiligen Basolus tränkt. Diese Quellen hatte der Heilige anlässlich des Kloster-
baus auf einem Berg entspringen lassen. Mit diesem Trinken aus der Quelle ist
eine elementare Verletzung des sakralen Raums verbunden. Diese Episode steht
bei Adso stellvertretend für laikale Entfremdung und in seinen Augen irreguläre
Nutzung von Klostergut. Hierfür bedient er sich des Motivs der auf dem Klos-
tergebiet umherstreunenden Hunde1407. Gemäß der Logik der Miracula reagiert
der Heilige Basolus prompt auf dieses Eindringen eines Laien in seinen Bereich
und übt ein Strafwunder an den Hunden aus, die allesamt von Tollwut befallen
werden1408. Die Reimser Bischöfe hingegen werden als Klosterherren einhellig
gelobt. Adso von Montier-en-Der war ein Verfechter der bischöflichen Reform.
Daher sind schlechte Bischöfe nur ein Symptom für die Zeit vor der Reform, die
rückblickend abgewertet wird. Aber sie stehen nicht per se für den Bischofs-
stand.

5. Zwischenfazit
Es geht also weniger um die Frage, ob ein Bischof Zugriffsrechte auf das Klos-
tergut hat als vielmehr darum, welche Einstellung ein guter Bischof als guter
Lenker aller seine Klöster haben muss. Beurteilt wurde dies jedoch anders als im
9. Jahrhundert. Die Textproduktion konnte dabei zwar bischöflicher Kontrolle
unterliegen, doch das Urteil über die jeweiligen bischöflichen Amtsinhaber
wurde von kollektiver (kommunikativer) Wahrnehmung und Erinnerung im
Konvent zum Zeitpunkt der Abfassung der Miracula bestimmt. Miracula sind
dabei eine Textgattung, die in beständigem Wechselspiel mit der mündlichen
und der schriftlichen Tradition steht. Kommunikatives Gedächtnis wird in Text
gegossen und formt erst eine Vergangenheit.

1405 Vita Sancti Basoli und Libellus de Translatione et Miraculis S. Basoli confessoris, in: Migne PL
137, S. 643-668. St. Basle diente den Reimser Erzbischöfen als Rückzugsort, so hielt sich der
zeitweise abgesetzte Artold von Reims in dem Kloster auf. S. Kapitel Hugo und Artold 948.

1406 S. oben und auch noch die Kanones von Trosly zur bischöflichen Apologetik.

1407 Felten, Äbte, S. 9, S. 10 mit Anm. 24.

1408 Adso, Libellus de Translatione et Miraculis S. Basoli c. 11, in: Migne PL 137, Sp. 666 A.
 
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