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Kleinjung, Christine; Johannes Gutenberg-Universität Mainz [Mitarb.]
Quellen und Forschungen zum Recht im Mittelalter (Band 11): Bischofsabsetzungen und Bischofsbild: Texte - Praktiken - Deutungen in der politischen Kultur des westfränkisch-französischen Reichs 835-ca. 1030 — Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2021

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.74403#0275
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274

X. König — Bischof- Abt in der monastischen Historiographie

für einen König Heiligkeit propagiert wird, der weder eine monastische Con-
versio vollzog, noch den Märtyrertod starb1149. Die Autorschaft Helgalds ist
durch ein Zeugnis seines Zeitgenossen Andreas von Fleury belegt1150. Laut An-
dreas hat Helgald das Werk nach dem Tod König Roberts 1031 begonnen und vor
1041 beendet1151. Das Werk ist nur in einem einzigen Manuskript überliefert, das
mit Sicherheit aus Fleury stammt und in der Bibliothek dort wohl auch bis zu den
Plünderungen in den Religionskriegen aufbewahrt worden ist1152. Es wird mit
Ausnahme von Andreas von Fleury in seiner Vita Gauzlini in keinem mittelal-
terlichen Werk zitiert1153.
Im Mittelpunkt des Werkes steht der fromme Robert, der nach monastischen
Idealen gezeichnete König. Helgald schrieb für ein monastisches Publikum und
Bautier vermutet, dass die Vita für die lectio im Konvent angefertigt worden
ist1154. Helgald erwähnt keine kriegerischen oder politischen Unternehmungen
Roberts, sondern konzentriert sich auf seine Barmherzigkeit und Christus-
nachfolge1155. Vermutungen, wonach die Vita dazu dienen sollte, die schwache

einer Laienvita zu sprechen, auch wenn es bei dieser Vita sicher nicht darum geht, einem ge-

lehrten aristokratischen Publikum ein Vorbild vor Augen zu halten.

1149 Vgl. Carozzi, Vie, bes. S 232, 234; Claude Carozzi hat die These aufgestellt, dass die Vita des Laien
Gerald von Aurillac der Vita Rotberti als Vorbild diente (Vie, z.B. S. 220, 230 und öfter). Diese
These ist von Sarah Hamilton (New Model, bes. S. 194) zurückgewiesen worden, da die Über-
einstimmungen zu allgemeine Konzepte von Heiligkeit beträfen (Barmherzigkeit, Armenfür-
sorge, Christusnachfolge). Vgl allg. zu Laienviten mit weiterer Literatur Bultot-Verleysen, Ein-
leitung zu Odon de Cluny, Vita Sancti Geraldi Auriliacensis. Aus dem 10. Jahrhundert liegt mit
Abbo von Fleurys Passio Eadmundi ein Zeugnis eines angelsächsischen Königs vor, der den
Märtyrertod gegen die Wikinger starb und in England als Heiliger verehrt wurde. Edition
Winterbottom, Three Lives, S. 67-87. Vgl. zu diesem Werk ausführlich Gransden, Abbo of Fleury.
Über die Absicht Abbos bei der Abfassung der Passio Eadmundi gibt es verschiedene Theorien.
Gewidmet ist das Werk Erzbischof Dunstan von Canterbury, dessen Tod 988 somit den Zeit-
punkt ante quem darstellt. Antonia Grandsen sieht vor allem die Dankbarkeit gegenüber seinem
Wohltäter und Lehrer Dunstan und die Absicht, den Kult des Heiligen Edmund zu propagieren
als Antriebskraft Abbos und nimmt die Widmung des Werkes ernst. Sie wendet sich explizit
gegen andere Erklärungsversuche. So einerseits gegen die Sicht, dass mit dem Werk eine mut-
maßliche vorangegangene Reform in S. Edmund legitimiert worden sollte (vgl. Dumville, Ca-
roline Script, S. 77 f). Andererseits gegen die Hypothesen Marco Mosterts. Er sieht in der Passio S.
Eadmundi einen Fürstenspiegel für Hugo Capet, den Abbo nach seiner Rückkehr nach West-
franken geschrieben habe und in dem er das Idealbild eines christlichen Königs entwirft, um die
Bindung von Fleury an das Königtum auch nach der Thronbesteigung der Kapetinger eng zu
halten (vgl. Mostert, Political Theology, S. 40-45 und bes. 157). Diese Ansicht vertritt noch
vehementer F. Paxton (Abbas et rex), der vermutet, dass Hugo Capet mit der Passio vom poli-
tischen Ordnungsdenken Abbos überzeugt werden sollte, nämlich die Zusammenarbeit mit
Bischöfen aufzugeben und sich mit den Mönchen zu verbünden.

1150 Vgl. zu Autor und Werk die umfassende Einleitung von Bautier zu seiner Edition; hier Bautier,
Introduction, S. 17.

1151 Bautier, Introduction, S. 20.

1152 Bautier, Introduction, S. 28.

1153 Ebd., S. 50 f.

1154 Ebd., S. 3.

1155 Die Fragen nach den Modellen von Heiligkeit werden hier nicht weiter verfolgt. Zum Heilig-
keitskonzept der Vita bes. Carozzi, Vie de Robert und Ders., Roi et liturgie.
 
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