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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 10.1905

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Schäfer, Wilhelm: Der deutsche Künstlerbund
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https://doi.org/10.11588/diglit.26235#0013

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Ausstellung Deutscher Künstlerbund 1905.

DER DEUTSCHE KÜNSTLER-

BUND f. Von W. SCHÄFER.

Es ist bitter, aber nur die Eigenliebe könnte
leugnen: seit der Eröffnung seiner zweiten Aus-
stellung ist der vom deutschen Volk herzlich
begrüßte Deutsche Künstlerbund tot. Nicht als
Künstlergruppe, die wird gewiß auch fort-
bestehen, wenn statt 500 Mitglieder ihr nur
100 angehören; aber als eine Macht im deutschen
Volk, als eine Idealgemeinschaft ist er nicht
mehr vorhanden. Es stand fest und war sein
Vorzug, daß er niemals wie die Kunstgenossen-
schaft eine wirtschaftliche Macht werden konnte;
dagegen stand er als eine Gemeinschaft, die das
Berufliche in der Kunst ausschied und nur einen
ideellen Zusammenschluß aller Künstlerpersön-
lichkeiten von eigener Art, gleich welcher
Richtung erstrebte. Nur so konnte im Volk das
Vertrauen erweckt werden, in den Künstlern
seelische Führer und Fackelträger anstatt
Taschenspieler zu sehen, bei denen der
klappernde Teller doch immer die Hauptsache
ist. Erst wenn Volk und Künstler durch das
Gefühl eines gemeinsamen Schicksals verbunden
sind, so daß der Künstler nicht als nichtsnutziger
Virtuose, sondern als begnadeter Mitmensch er-

Ernst Gabler, Stuttgart. Der Mühlgarten. Radierung.

scheint, in dem zur schönen Ordnung wird,
was uns als rätselvoller Widerspruch umgibt:
dann erst verliert die Kunst den Eindruck einer
überflüssigen Spielerei.

Nun muß man sagen, daß selten ein künst-
lerisches Ereignis derartig Volkssache war, wie
die Gründung des Deutschen Künstlerbundes in
Weimar, davon sind nicht allein die bekannten
Reichstagsverhandlungen Zeugen. Man fühlte,
in St. Louis war das Ansehen des deutschen
Volkes in seiner Kunst geschädigt worden; das
war fernerhin nicht möglich, weil der gerechte
Zorn die selbständige deutsche Künstlerschaft
von Nord und Süd geeinigt hatte. Und weil
genug Persönlichkeiten im Vorstand waren, die
wie Graf Keßler der fremden Kunst in Deutsch-
land regsame Vorkämpfer gewesen waren: so
konnte man erwarten, daß nicht Weltaus-
stellungen abgewartet zu werden brauchten, daß
jene mit Leichtigkeit durch ihre Verbindungen
der deutschen Kunst Gelegenheit geben konnten,
sich würdig zu zeigen; in Paris oder London
einmal mit der Fülle dessen aufzutreten, was in
der bildenden Kunst das deutsche Volk bedeutet,
das wäre schon einen Nationaldank wert ge-
wesen.

Doch gab es Zweifler von Anfang an, die in
dem Deutschen Künstlerbund nicht mehr als

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