Christian Landenberger. Frühling.
VOM MÜNCHENER GLAS-
PALAST.
Von BENNO RÜTTENAUER.
Im Juliheft der Rheinlande hat Wilhelm
Schäfer in stark pessimistischer Stimmung über
die Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes
in Berlin geschrieben. Er hat in Berlin erfahren
müssen, daß der große Allgemeine Deutsche
Künstlerbund von der kleinen Berliner Sezession
sozusagen aufgefressen worden ist, und er hat sich
in den hohen Erwartungen, die er in den Bund
gesetzt, elend enttäuscht gesehen. Schon im
Jahr vorher hatte ich hier von der ersten Aus-
stellung in München berichtet, sie sei zu exklusiv,
der Bund trage noch allzu auffallend die Eier-
schalen der Sezession, aus der er geboren
worden, auf dem Rücken, und es sei unmöglich,
daß er seine Mission, daß er überhaupt eine
Mission erfülle, wenn er nicht die engen
Schranken der Sezession durchbreche, wenn
,,sein Vaterland“ nicht größer werde.
Die Tatsache ist die: nicht nur die dies-
jährige Ausstellung in Berlin — was Wilhelm
Schäfer so mit Schmerz erfüllt hat —, auch die
vorjährige Ausstellung in München war nur dem
Namen nach eine Ausstellung des Deutschen
Künstlerbundes, alle beide waren in Wahrheit
sezessionistische Ausstellungen.
In Wahrheit hat der Bund seine erste Aus-
stellung noch zu machen. Und insofern hat
Schäfer recht, wenn er verkündet: der Deutsche
Künstlerbund ist tot. War er je lebendig?
Er hat angefangen mit einer geräuschvollen
Demonstration in der Presse. Auch das übliche
Festessen hat nicht gefehlt. Dabei ist es aber
bis jetzt geblieben, und das stand eigentlich zu
erwarten. Denn da der Bund von vornherein
nicht die Absicht hatte, die seitherigen Organi-
sationen und Verbände aufzulösen und an ihre
Stelle zu treten, vielmehr ihre absolute Selb-
ständigkeit auch nicht im geringsten anzutasten
entschlossen war, so fehlte ihm notwendig alles
Rückgrat zur eigentlichen Aktion. Ich glaube,
es fehlte ihm sogar die Absicht dazu. Es wären
ja wohl auch größere Schwierigkeiten zu über-
winden gewesen, als der Außenstehende ahnen
mag; aber entweder der Bund überwand sie, oder
er blieb ein leerer Name — Schall und Rauch.
Die Berliner Ausstellung am Kurfürstendamm
nennt sich Ausstellung des Deutschen Künstler-
VOM MÜNCHENER GLAS-
PALAST.
Von BENNO RÜTTENAUER.
Im Juliheft der Rheinlande hat Wilhelm
Schäfer in stark pessimistischer Stimmung über
die Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes
in Berlin geschrieben. Er hat in Berlin erfahren
müssen, daß der große Allgemeine Deutsche
Künstlerbund von der kleinen Berliner Sezession
sozusagen aufgefressen worden ist, und er hat sich
in den hohen Erwartungen, die er in den Bund
gesetzt, elend enttäuscht gesehen. Schon im
Jahr vorher hatte ich hier von der ersten Aus-
stellung in München berichtet, sie sei zu exklusiv,
der Bund trage noch allzu auffallend die Eier-
schalen der Sezession, aus der er geboren
worden, auf dem Rücken, und es sei unmöglich,
daß er seine Mission, daß er überhaupt eine
Mission erfülle, wenn er nicht die engen
Schranken der Sezession durchbreche, wenn
,,sein Vaterland“ nicht größer werde.
Die Tatsache ist die: nicht nur die dies-
jährige Ausstellung in Berlin — was Wilhelm
Schäfer so mit Schmerz erfüllt hat —, auch die
vorjährige Ausstellung in München war nur dem
Namen nach eine Ausstellung des Deutschen
Künstlerbundes, alle beide waren in Wahrheit
sezessionistische Ausstellungen.
In Wahrheit hat der Bund seine erste Aus-
stellung noch zu machen. Und insofern hat
Schäfer recht, wenn er verkündet: der Deutsche
Künstlerbund ist tot. War er je lebendig?
Er hat angefangen mit einer geräuschvollen
Demonstration in der Presse. Auch das übliche
Festessen hat nicht gefehlt. Dabei ist es aber
bis jetzt geblieben, und das stand eigentlich zu
erwarten. Denn da der Bund von vornherein
nicht die Absicht hatte, die seitherigen Organi-
sationen und Verbände aufzulösen und an ihre
Stelle zu treten, vielmehr ihre absolute Selb-
ständigkeit auch nicht im geringsten anzutasten
entschlossen war, so fehlte ihm notwendig alles
Rückgrat zur eigentlichen Aktion. Ich glaube,
es fehlte ihm sogar die Absicht dazu. Es wären
ja wohl auch größere Schwierigkeiten zu über-
winden gewesen, als der Außenstehende ahnen
mag; aber entweder der Bund überwand sie, oder
er blieb ein leerer Name — Schall und Rauch.
Die Berliner Ausstellung am Kurfürstendamm
nennt sich Ausstellung des Deutschen Künstler-