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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 10.1905

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Nr. 9
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Bekentnisse über Joh. Seb. Bach
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https://doi.org/10.11588/diglit.26235#0118

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Bekenntnisse über joh.

SEB. BACH.

Nur ein Bach, nur ein Bach!

’ Frxedrich d. Gr.

* *

*

Nicht Bach, Meer sollte er heißen.

Beethoven.

* *

*

Dort war mir zuerst, bei vollkomrnener Ge-
mütsruhe und ohne äußere Zerstreuung, ein
Begriff von Eurem Großmeister geworden. Ich
sprach mirs aus: als wenn die ewige Harmonie
sich mit sich selbst unterhielte, wie sichs etwa
in Gottes Busen kurz vor der Weltschöpfung
mochte zugetragen haben. So bewegte sichs
auch in meinem Innern, und es war mir, als
wenn ich weder Ohren, am wenigsten Augen
und weiter keine übrigen Sinne besäße noch

brauchte. Goethe

* *

*

Alles erwogen, was gegen ihn zeugen könnte,
ist dieser Leipziger Kantor eine Erscheinung
Gottes, klar aber unerklärbar.

Zelter.

* *

*

Mein Herz schlägt ganz für die hohe große
Kunst dieses Urvaters der Harmonie. „

Beethoven.

Bach ist weder neu noch alt, sondern viel
mehr, nämlich ewig.

Schumann.

Bach arbeitet nur für sich, denkt an kein
Publikum; nur manchmal ists, als spielte er
seiner Frau etwas vor: da ahnt man die neue
Zeit, sie steckt schon ganz in ihm verschlossen.
Aber es ist unrecht, so zu scheiden, er ist ein
in sich Vollkommenes, Unvergleichliches.

R. Wagner.

* *

*

Die innige Hingabe an das Sein und Wesen
Bachs erzeugt als notwendige Folge jene echte
Demut, die das letzte Fünkchen persönlicher
Eitelkeit dämpft. „ , „

r Rnh Fronz

*

*

*

Er wiegt uns ziemlich samt und sonders
auf dem kleinen Finger.

Schumann.

Liszts Ausspruch, daß es Musik gibt, die zu

einem kommt, und andere, die verlangt, daß

man zu ihr gehe, ist gerade bei Bach, im letzten

Sinne, am treffendsten. Einige tuen es und

werden selig. . „ , .

Anton Rubinstexn.

Bach ist ein Urwald, in den man allerdings
Kinder nicht hineinschicken darf. „ ...

R. Wagner.

Wenn das Leben mir Hoffnung und Glauben
genommen, so würde dieser einzige Choral mir
alles von Neuem bringen. „ , , , *

Mendelssohn.

Wenn Unverständige ihn trocken nennen,
so bedenken sie nicht, daß dieser tausendzackige
Blitz in einem Augenblicke Sterne und Blumen
berührt.

Schumann.

Diese Tongebilde müssen aus dem Ur-
schöpfungsgedanken des Allmeisters stammen;
das wurde nicht von Bach gemacht, auch nicht
erdacht — das war von Ewigkeit an. Er hats
nur wieder neu aufgeschrieben. zöiiner

Bachs Wirken ist die Geschichte des inner-
lichsten Lebens des deutschen Geistes während
des grauenvollen Jahrhunderts gänzlicher Er-
loschenheit unseres Volkes. „ ...

R. Wagner.

Bach ist der allergrößte Musiker, wie es vor
ihm keinen gegeben hat und wie nie wieder
einer kommen wird. Er hat auch alles schon
vorausgenommen: Schumann, Chopin, auch

Mendelssohn, alles liegt schon in ihm. Ein Glück,
daß er bald vergessen wurde. Es wäre ein
Unglück für Haydn, Mozart, Beethoven gewesen,
wenn sie ihn gekannt hätten. Alle Naivität
wäre zum Teufel gegangen. Sie hätten gar
nicht komponieren können. — So aber fingen
sie noch einmal von vorn an. Vater Haydn
lehrte seine Kinderchen wieder langsam gehen;
dann wurden sie selbständig in Mozart und
Beethoven. Nun, und jetzt ist die ganze Reihe
durch, jetzt beißt sich die Schlange wieder in
den Schwanz. Alle Möglichkeiten der Musik
sind ja ausgepreßt bis auf die letzte Windel.

Rob. Franz.

* Über Bachs Orgelchoral „Schmücke dich o liebe
Seele“.

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