Peter Behrens. Nordwestdeutsche Kunstausstellung in Oldenburg. Gesamtansicht der Anlage.
IE NORDWESTDEUTSCHE
KUNSTAUSSTELLUNG IN
OLDENBURG. Von Dr. Schaefen, Bremen.
Die Oldenburger Landesausstellung, die in
diesem Sommer Gewerbe und Industrie des
Großherzogtums zu einem bescheidenen Gesamt-
bilde vereinigt den Landeskindern vorführte,
war eine Durchschnittsleistung, wie es deren
viele gibt. Daß in diesen Blättern von ihr Notiz
genommen wird, verdankt sie allein dem Um-
stande, daß eine ausgezeichnet angelegte nord-
westdeutsche Kunstausstellung mit ihr ver-
bunden war, die in ihrer energischen Betonung
des heimatlichen Charakters an sich schon ein
sehr nachahmenswertes Vorbild für ähnliche
Veranstaltungen bieten konnte, und daß überdies
für diese sorgfältig gewählten kaum 300 Bilder
und Plastiken Peter Behrens eine Kunsthalle
schuf, die mit ihrem vornehmen großzügigen
Stil und mit der imponierenden Sicherheit ihrer
Wirkung der gesamten Ausstellung etwas von
dem Glanze ernster Künstlerarbeit verlieh.
Behrens ist als Architekt ein Organisator
großen Stils. Es lebt ein Stück von den
großen akademischen Theorien L. B. Albertis
in ihm und zugleich der gestaltende Tatendrang
jener Meister des 17. und 18. Jahrhunderts, die
noch in der beneidenswerten Lage waren, ihre
papierenen Ideale und weitläufigen Systeme
von Schloßbauten mit Pavillons, Wachthäuschen
und Wandelgängen auch in die greifbare
Wirklichkeit übersetzen zu können. Auch sie
brauchten ein großes Terrain, dessen Gestalt
sich, angepaßt an den Grundgedanken der
Architektur, heben und senken und gliedern
lassen mußte, um das System unweigerlicher
Symmetrie weiterklingen zu lassen und um
das Spiel der strengen geometrisch klaren
Architekturformen wenigstens in einigen Haupt-
linien der Landschaft weiterzuleiten in die
umgebende Natur. Ein solcher Baumeister ist
am allermeisten zu der Aufgabe berufen, die
heute unsere Ausstellungsbauten bieten; die
großen und kleinen Häuser und Gelasse, die
sonst in unerträglicher Willkür, eines des andern
Feind, über das ganze Ausstellungsgebiet hin-
gestreut zu werden pflegen, wird er in einen
geschlossenen Organismus fester, dem Auge
sofort einleuchtender architektonischer Ordnung
zusammenfassen; nicht ein Haus sondern ein
Gesamtbild mit ausdrucksvoller Steigerung der
Architektur und mit leichtem Ausklingen ihrer
Linien nach der Peripherie hin, ist sein Streben.
Von dieser Art war Peter Behrens’ Jungbrunnen
in Düsseldorf 1904 eine erste Probe, eine Vor-
studie zu dem, was er in Oldenburg 1905 in
größerem Wurf und auf breiterer Grundfläche
aufgebaut zeigen konnte.
In der Querachse des Ausstellungsfeldes
baut sich die Gruppe der Kunsthalle vor der
dunkelgrünen Rückwand der alten Laubkronen
eines großherzoglichen Parks in ruhiger Breite
auf. Hinter einem vertieften quadratischen
Parterre, in dessen Mitte der zyklopisch schwere,
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IE NORDWESTDEUTSCHE
KUNSTAUSSTELLUNG IN
OLDENBURG. Von Dr. Schaefen, Bremen.
Die Oldenburger Landesausstellung, die in
diesem Sommer Gewerbe und Industrie des
Großherzogtums zu einem bescheidenen Gesamt-
bilde vereinigt den Landeskindern vorführte,
war eine Durchschnittsleistung, wie es deren
viele gibt. Daß in diesen Blättern von ihr Notiz
genommen wird, verdankt sie allein dem Um-
stande, daß eine ausgezeichnet angelegte nord-
westdeutsche Kunstausstellung mit ihr ver-
bunden war, die in ihrer energischen Betonung
des heimatlichen Charakters an sich schon ein
sehr nachahmenswertes Vorbild für ähnliche
Veranstaltungen bieten konnte, und daß überdies
für diese sorgfältig gewählten kaum 300 Bilder
und Plastiken Peter Behrens eine Kunsthalle
schuf, die mit ihrem vornehmen großzügigen
Stil und mit der imponierenden Sicherheit ihrer
Wirkung der gesamten Ausstellung etwas von
dem Glanze ernster Künstlerarbeit verlieh.
Behrens ist als Architekt ein Organisator
großen Stils. Es lebt ein Stück von den
großen akademischen Theorien L. B. Albertis
in ihm und zugleich der gestaltende Tatendrang
jener Meister des 17. und 18. Jahrhunderts, die
noch in der beneidenswerten Lage waren, ihre
papierenen Ideale und weitläufigen Systeme
von Schloßbauten mit Pavillons, Wachthäuschen
und Wandelgängen auch in die greifbare
Wirklichkeit übersetzen zu können. Auch sie
brauchten ein großes Terrain, dessen Gestalt
sich, angepaßt an den Grundgedanken der
Architektur, heben und senken und gliedern
lassen mußte, um das System unweigerlicher
Symmetrie weiterklingen zu lassen und um
das Spiel der strengen geometrisch klaren
Architekturformen wenigstens in einigen Haupt-
linien der Landschaft weiterzuleiten in die
umgebende Natur. Ein solcher Baumeister ist
am allermeisten zu der Aufgabe berufen, die
heute unsere Ausstellungsbauten bieten; die
großen und kleinen Häuser und Gelasse, die
sonst in unerträglicher Willkür, eines des andern
Feind, über das ganze Ausstellungsgebiet hin-
gestreut zu werden pflegen, wird er in einen
geschlossenen Organismus fester, dem Auge
sofort einleuchtender architektonischer Ordnung
zusammenfassen; nicht ein Haus sondern ein
Gesamtbild mit ausdrucksvoller Steigerung der
Architektur und mit leichtem Ausklingen ihrer
Linien nach der Peripherie hin, ist sein Streben.
Von dieser Art war Peter Behrens’ Jungbrunnen
in Düsseldorf 1904 eine erste Probe, eine Vor-
studie zu dem, was er in Oldenburg 1905 in
größerem Wurf und auf breiterer Grundfläche
aufgebaut zeigen konnte.
In der Querachse des Ausstellungsfeldes
baut sich die Gruppe der Kunsthalle vor der
dunkelgrünen Rückwand der alten Laubkronen
eines großherzoglichen Parks in ruhiger Breite
auf. Hinter einem vertieften quadratischen
Parterre, in dessen Mitte der zyklopisch schwere,
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