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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 10.1905

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Nr. 9
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Sutter, Conrad: Die Gartenbaukunst auf der Darmstädter Gartenbau-Ausstellung im Sommer 1905
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Owlglass: Schwüle Nacht
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https://doi.org/10.11588/diglit.26235#0125

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DIE GARTENBAUKUNST AUF DF.R DARMSTÄDTER GARTENBAU-AUSSTELLUNG.

Schlinggewächse, welche die Mauern umkleiden.
Vereinzelte Plastiken tauchen dort in allen Gärten
auf. Die Mitte des roten Gartens nimmt ein
hell eingefaßtes, langgestrecktes, rechteckiges
Wasserbecken auf, in dessen dunkelgrünblauem
Wasserspiegel sich die hoch herüberschauenden
Bäume spiegeln. — Im blauen Garten nimmt
die Mitte ein Ziehbrunnen mit vergoldeter
schmiedeiserner Kuppel und rötlichem Steintrog
ein. — Die einheitliche Gesamtfarbe wird im
gelben Garten noch unterstützt durch ein kleines
Teehaus, dessen warmtöniges Strohdach von
vergoldeten Säulen getragen wird. Hier ist die
Lösung für ein Gartenhaus, die wir früher ver-
mißten.

Überall ist der stets mäßig auftretende anders-
farbige Zusatz nur dazu da, das Empfinden für
die Einheitsfarbe zu stärken und deren Wirkung
zu erhöhen.

Wenn Olbrich es voll verstanden hat, seine
Aufgabe zu lösen, so ist er damit auch den
allerdings günstigen äußeren Verhältnissen ge-
recht geworden, die ihm geboten waren.

Der Protektor der Ausstellung, der Groß-
herzog Ernst Ludwig von Hessen, hat mit
der Überlassung des Orangeriegartens aufs neue
gezeigt, wie er keine Gelegenheit versäumt, der
Kunst zu nützen, und daß eine feinsinnige Kunst-
auffassung wiederum diese seine Wahl geleitet
hat. Auch ist der Durchführung des Olbrich-
Werkes zugute gekommen, daß die garten-
technische Ausführung seiner Idee durch die
Hofgärtnerei erfolgte.

CHWÜLE NACHT.

Von Dr. OWLGLASS.

Ich sitze aufrecht im Bett und kann keinen
Schlaf finden: so schwül-hell ist die Sommer-
nacht.

Durchs Fenster seh ich den dunkelblauen
Himmel und ein flackerndes Licht am Höhen-
zug, der den Horizont abschließt.

Vom Garten herauf duften die Rosen. Und
es ist still allerwärts.

Aber mein Herz schlägt, und mir ist eng
in Brust und Hirn.

Ich denke an den Winter.

Nicht an seine Glückseligkeiten, wenn ich
dich im Arm hielt und dir Liebesworte stam-
melte. Oder wenn wir abends im warmen
Zimmer beisammen saßen; wenn das Feuer
im Ofen flackerte und das grüne Lampen-
licht sich nicht in unsere Divanecke zu
schleichen traute; wenn der süße Zigaretten-
duft [sich mit den Dämpfen der Teekanne
mengte, und du mit großen Schwarzaugen

Die Kunst des Meisters hat hier ein wunder-
volles Werk geschaffen; die Herrlichkeit der
Natur liegt in edler Fassung vor uns ausgebreitet.
Hier ist ein Ton angeschlagen, der weiterklingen
möge, weit in die Lande hinaus. Er möge An-
regung geben nicht zur Nachahmung, sondern
zum künstlerischen Erfassen der Gestaltung des
Gartens im Großen und im Kleinen. Nicht
überall ist auch gleiche Pracht gestattet, auch
in der Beschränkung wird sich der Meister
zeigen müssen. Wessen Augen zu sehen ver-
mögen, wie die Natur sich schmückt im Pflanzen-
undBlumengewand, wem die Gabe künstlerischer
Gestaltung gegeben ist, dem ist ein Weg gezeigt,
wie die Kunst, aus der Natur heraus sich ent-
wickelnd, in die Natur hineinzutragen, mit ihr
in innige Verbindung zu bringen ist. Auf sol-
chen Wegen wird sich für jede besondere Auf-
gabe die besondere künstlerische Lösung finden
lassen — jedem zur Erbauung und Erhebung,
der Augen hat zu sehen. Ob vor dem silbern
strahlenden Morgenhimmel jener feine Hauch
die von Künstlerhand geordnete Naturpracht
zusammentönt mit der urwüchsigen Macht-
erscheinung der benachbarten Bäume, oder ob
das herrliche Bild vor dem goldnen Abend-
himmel steht und die Strahlen der scheidenden
Sonne aus den Abendschatten einzelne Teile der
Blumenpracht besonders farbensprühend heraus-
leuchten lassen und die Baumwipfel mit feuriger
Glut übergießen, — stets muß die überzeugende
Macht des Kunstwerkes eindringlich zu uns
sprechen.

träumtest und zweifeltest und doch glücklich
warst.

Das alles nicht.

Ich sehe mich selber mit trostloser Miene
durchs Zimmer schlappen, in grauen Morgen-
stunden, wenn der Nebel über der Gasse lag.

Ich höre mich mit heiserer Stimme rohe
bissige Worte gegen dich werfen und durch-
lebe noch einmal das Trunkenboldselend, andere
zu quälen und selber so gar hart drunter zu
leiden.

Und ich sehe dein Gesicht, blaß, todtraurig,
mit zusammengepreßten zitternden Lippen, die
kein Wort herauslassen. Ich sehe deinen zu-
rückgeworfenen Kopf in seiner adligen Haltung,
und deine bebenden Hände, und deine Augen,
starr, trostlos. Und wie es dich durchschüttelt
und eine Träne dir ins Auge tritt, die du un-
willig wegwischest, du Stolze!

Und ich weine, wie ein Kind, das sich
verlaufen hat; ein armer Teufel, dem in
der Einsamkeit die Hoffnung im tiefsten,
dunkelsten Waldweiher versunken und er-
trunken ist.

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