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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 10.1905

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Schäfer, Wilhelm: Der deutsche Künstlerbund
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https://doi.org/10.11588/diglit.26235#0016

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Ausstellung Deutscher Künstlerbund 1905. Heinrich Zügel, München. Lüneburger Heide.

geht ungewiß mit dem gedrückten Ausdruck
dieses Menschen in das zweite Zimmer.

Um es gleich zu sagen: außer dem einzigen
Saal IX, wo mit ziemlicher Raumverschwendung
gewirtschaftet ist, außer den Kollektivräumen
der Hodler und Klimt sowie etwa noch dem
Zimmer VI sind alle Räume derartig vollgehängt,
daß man den Gedanken nicht los wird, hier
hat nicht die künstlerische Ausstellungsleitung
Kunstwerke gehängt, sondern die Geschäfts-
leitung Paul Cassirer einen Laden aufgemacht.
Erst allmählich erkennt man einige Prinzipien:
wenn man im Zimmer III das wunderschöne
„Sommerglück“ des Hans Thoma sowie zwei
sanft und prachtvoll — wie Nachtschmetter-
linge — gestimmte Landschaften von Dill mit
den schreiendsten Farben zusammengehängt hat,
die überhaupt auf dieser Ausstellung zu finden
sind, mit den transportablen Dekorationen des
Berliners Hettner (vielleicht findet man in Berlin,
daß dies das selbe ist, Thoma macht ja bekannt-
lich auch keine Malerei); wenn die vier schönen
Meisterbilder von Karl Haider so zerstreut sind,
daß sie gar nicht zum Eindruck kommen; wenn
Ulrich Hübner (Berlin) sich mit seinen schwäch-
lichen Bildern im Hauptsaal breitmachen darf,
während das große Bahnhoisbild von Pleuer

(Stuttgart) im Nebenzimmer II zum Pendant
der Hafenskizze des Berliners Hummel degradiert
ist und die mächtige Marine des Andreas Dirks
so über der Tür hängt, daß ihr oberer Teil, das
Velarium überragend, sich ungefähr den Kreide-
tönen anpaßt, die in dieser Ausstellung die Regel
scheinen. Die mehlige moderne Skizze, etwa
wie das genannte Hafenbild von Hummel, bald
gut bald schlechter hingestrichen, aber unpersön-
lich wie ein Bügelbrett: das scheint das Hänge-
prinzip der einzelnen Zimmer gewesen zu sein.
Wohl sieht man außer den schon genannten so
schöneDinge wie den Rosenstrauß vonE.R.Weiß,
oder das Fischerbild von Liesegang, oder die
Lüneburger Heide von Zügel, oder das dreifache
Porträt einer alten Dame von Kalckreuth — wie
auch die Abbildungen dieses Heftes den
Eindruck der Ausstellung selbst auf den Kopf
stellen: aber was einem dort vor Augen bleibt,
ist die moderne Skizze, und man fragt sich ver-
zweifelt: wenn schon so viel Sachen refüsiert
wurden, warum denn hundertmal das selbe be-
langlose Bild. Freilich es gibt auch Erholungs-
punkte: da ist der Klimtsaal, die eigentümlichen
Dekorationen dieses Mannes, alle ein höchstes
Können wie einen uns fremden, etwa orien-
talischen Geschmack verratend, wohlabgestimmt

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