Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 10.1905

DOI Artikel:
Schäfer, Wilhelm: Der deutsche Künstlerbund
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26235#0022

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DER DEUTSCHE KÜNSTLERBUND f.

die schon heute in den Ankäufen der National-
galerie deutlich zu werden beginnt.

Diese deutsche Linie aber wird von denen
der Berliner Sezession genau so verachtet, wie
in der Entwicklungsgeschichte des Meier-Gräfe.
Und doch zögern wir keinen Augenblick zu
sagen, daß nicht nur Leibl, sondern auch sein
jüngerer Genosse Trübner — die doch in Berlin
wie bei Meier-Gräfe
volle Gültigkeit ha-
ben — dieser deut-
schen Linie nicht
nur durch Freund-
schaft näher stehen
als dem, was in
Berlin als Heil gilt.

Man weiß dort klug
das Wörtchen Hei-
matskunst dagegen
auszuspielen; man
weiß, daß es in der
Literatur durch
Leute aufgebracht
wurde, die jeder Be-
gabung bar sich da-
mit durchzusetzen
hofften und demW ort
einen üblen Beige-
schmackgaben. Wer
aber hat von Schol-
derer, Lugo, Thoma,

Steinhausen je das
Wort vernommen?

Wer hat je gehört,
daß diese still und
treu schaffenden
Männer sich über-
haupt irgendwie in
die Öffentlichkeit
drängten. Sie haben
keine Sezessionen ge-
gründet und auch
sonst keinen Tam-
tam gemacht. Es
fehlte ihnen außer
dem Geschmack
auch die Zeit dazu:
wer seine Mittel aus
derNaturselbstholen
geht, dem kommen
sie nicht so leicht
wie aus Paris oder
Holland, aber sie halten auch länger. Es ist
doch ein sonderbarer Mißverstand, der Thoma
schmäht und Leistikow hochachtet! Wo wäre
dieser ach so schwach begabte Mann, wenn
ihm nicht die schwer erkämpfte Vereinfachung
Thomascher Blätter ein billiges Mittel gewesen
wäre, seine Tapetenkunst in Ruf zu bringen.

Und so den fadenscheinigen Ruhm dieses
berühmten Vorstandsmitgliedes der Sezession

erkennend, was hindert uns, sie alle einmal
recht scharf beleuchtet nach ihrem Wesen an-
zusehen. Was bleibt, wenn Liebermann, der
begabte und geschmackvolle Eklektizist, und Gaul,
der große Künstler aus Auheim bei Hanau, aus-
geschaltet werden? Slevogt und Trübner, den
einen, den sie wirklich nach Berlin holten, und
den andern, mit dem es nicht ganz gelang:

vielleicht die begab-
testen Maler, jeden-
falls die glänzend-
sten Koloristen in
Deutschland, denen
weder der schwach-
farbige Liebermann
noch sonst irgendwer
darin gleichzustellen
ist: Gäste der Se-
zession, deren eigent-
liche Mitglieder
Corinth, Lepsius,
Breyer, Hübner,
Baum, Linde-Wal-
ther, C. Hermann,
Kardorf sind. Über
Corinth wurde schon
gesprochen; ge-
schmackvoller ist
sein Antipode Lep-
sius und auch be-
gabter. Es gab eine
Zeit, wo man seinen
mehligen Silberton
besonders rühmte,
heute ist man stiller
damit; doch ist er
ein Künstler, dessen
Art sich deutlich ab-
grenzt, dessen Mittel
geschmackvoll und
dessen Arrangement
vornehm wirkt.

Damit ist schon
das Lied zu Ende:
bleiben Baum und
C. Herrmann, deren
nachgemachterPoin-
tillismus auch in
Berlin nicht mehr
ernst genommen
wird — wie aller-
dings kommen sie in
diese Ausstellung? weils modern aussieht? —
und die sogenannten Impressionisten. Da nun
jedesmal, wenn von den Belanglosigkeiten sol-
cher Leute geredet wird, sich rasch irgendwer
in die Brust wirft und lebhafte Worte vom
Impressionismus spricht, so muß hier noch
einmal deutlich gemacht werden, daß es sich
dann meist um Akademiker handelt, um Leute,
die sich etwas von dem, was die Franzosen,

Ausstellung Deutscher Robert Haug, Stuttgart. Ausmarsch.

Künstlerbund 1905.

250
 
Annotationen