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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 10.1905

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Schäfer, Wilhelm: Der deutsche Künstlerbund
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https://doi.org/10.11588/diglit.26235#0026

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Ausstellung Deutscher Künstlerbund 1905.

Hugo Fr. Hartmann, ßardowiek. Sommerwolken.

liebenswürdige Wassersuppe auf so kostbarem
Teller stünde. Dann aber haben edle Agitatoren
das deutsche Volk als Gegenkaiser in Kunstsachen
aufgerufen zum Volksschillerpreis. Und siehe
da, trotz Vollmöllers Gräfin Armagnac hat man
keinen Würdigen für die ganzen 3000 M.
gefunden (der Volksheld Sudermann sah unter-
dessen zu arg verschossen aus). Man teilte
Drittel aus an Gerhart Hauptmann den Dichter,
Beer-Hoffmann den Nachdichter und Karl Haupt-
mann den Dilettanten, selbst Beer - Hoffmann
damit so kränkend, daß er gleich Gerhart Haupt-
mann den Drittelpreis zurückstellte. So recht
viel Staat läßt sich anscheinend mit dem neuen
Potentaten auch nicht machen.

Gleichviel, er ist ein schöner Tafeluntersatz
für Mannesstolz. Um noch einmal zu erinnern:
wie lange ist es eigentlich her, daß jene törichten
Schreibereien über Münchens Niedergang Berlin
zum deutschen Kunstmittelpunkt zu machen ver-
suchten? Daß die Berliner Sezession mit der
von München grimmig im Streite lag? Dann
machte St. Louis die Bresche. Sehr brauchbar
erwachte der Freiheitsdrang um die heiligsten
Güter; wenn je, so konnte jetzt das Eisen ge-
schmiedet werden; und weil es so schön
leuchtete, glaubten wir alle, es sei Gold, das
Gold der deutschen Kunst, das aus der Hitze
und den Schlacken dieses Kampfes ineinander-
flösse. Nun hat Max Harden Max Liebermann
die Krone gereicht, ohne den die „Achenbachs

als Herrscher über Land und Meer“ noch an-
gebetet würden; die neue Kunst in Deutschland
ist gerettet und Liebermann ihr König. Nun
wahr dich, Anton von Werner, bald fliegen die
Orden an eine andere Brust!

* *

*

Und Toby Rosenthal? Wie hat es mich
benommen, als Steinhausen mir von dessen
Ruhm erzählte, den ich so gar nicht kannte.
Die Moden wechseln wie die Schneider wollen,
der Mensch darunter hält sich nackt und weiß,
und einmal gab es Trachten, die bunt und
herrlich waren. Und wer sich tief ins Land
hinein begibt und mit dem Wald, den Sternen
und dem Getier sich aneinander lebt, der legt
die buntgestärkten Kragen, Lackschuhe und die
modischen Röcke bald in den Schrank, und
zieht sich Kleider an, die ihn beschützen und
dem Körper passen. Und dennoch hocken sie
in hohen Nordlichtateliers und rennen mit den
tollgewordenen Menschen, Droschken und Auto-
mobilen durch die Straßen und hören das seich-
teste Geschwätz; die uns die Schönheit Gottesund
seiner Welt vor Augen führen wollen in ihren
Bildern. Zwar auch die alten Meister lebten
in den Städtemauern, doch nur, weil sie dem
Leben dienen mußten wie ihre Vettern Gold-
schmied oder Steinmetz. Es wird so gern er-
zählt, daß die moderne Kunst in Frankreich
ihren Ausgang nahm, als Manet vor dem Krieg

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