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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 10.1905

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Schäfer, Wilhelm: Der deutsche Künstlerbund
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https://doi.org/10.11588/diglit.26235#0027

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DER DEUTSCHE KÜNSTLERBUND f.

und der Belagerung von Paris hinaus aufs Land
geflohen war und dort auf einem Landgut lebend
das schöne Himmelslicht gefunden hätte. Sollte
es für uns Deutsche anderswo zu suchen sein?

Zwar gilt die Großstadt als der beste Unter-
schlupf für den, der mit der Welt zerfallen sich
eigene Wege suchen muß; doch ist es nur ein
Notbehelf, denn nichts stellt so den Menschen
auf sich selbst und doch hinein als Glied ins
Leben, wie wenn er Halme wachsen sieht und
mit den Wolken durch die Felder wandert.
Nach einer langen wilden Kriegszeit sind wir
in Deutschland gegangen, das Land der Griechen
zu suchen mit der Seele, weil unsere Seele
Frieden haben wollte. Und nun der Frieden
über Deutschland und seinen Feldern liegt, nun
überall die Halme herrlich wachsen, nun sollte
unsere Seele die Ruhe und
die Schönheit Gottes nicht
im eigenen Lande finden
können? Zwar haben wir
Worpswede, wie die Fran-
zosen Fontainebleau; doch
was kann werden, wenn
der Auszug ins gelobte
Land so mit Drommeten
geschieht, daß schon nach
einem Jahr die Früchte
auf Ausstellungen glänzen
sollen. Wir haben aber
Feddersen den Einsiedler
auf Kleiseer Koog und Karl
Haider in Schliersee. Es
mögen Liebermanns Bilder
sich besser in das einbe-
geben, was wir hochmütig
schon Kunstgeschichte
nennen: in dem, was un-
seres Herzens Sehnsucht
ist, bleiben sie leer, wo
jene uns treulich beglücken.

Wer will beweisen, ob die
jungen Karlsruher von
Haus aus begabter waren
als die zu Berlin. Wie
aber haben sie verstanden,
ihren Schwarzwald uns zu
dichten; und wenn die
Hübner, Breyer, Königs
und Corinth schon längst
in dem Gerümpel liegen,

WO so viel Ruhm schon
üeieinander schläft, dann
wird man ihre schönen
treuen Blätter lieben.

Und weil einigen solche
Landschaftskunst zu billig
ist (o daß sie uns teuer
würde!), so sei auch daran
hier erinnert, was Rudolf
Klein in seiner feinen Schrift
,,Die Sezession“ (Verlag

Berlin) treffend einstellt: Die letzte Spitze des
französischen Impressionismus ist nach ihrem
berufensten Historiographen, Vincent van Gogh.
Und nun hört man in seinen Briefen diesen
Mann, der um die Kunst sein fieberndes Leben
hingab, aufschreien: „Sicherlich ist die Phan-
tasie eine Fähigkeit, die man entwickeln muß;
denn sie allein setzt uns instand, eine be-
geisternde und tröstlichere Welt zu schaffen,
als wir mit einem flüchtigen Blick auf die
Wirklichkeit, die sich stets wandelt und
schnell wie der Blitz vorübergeht, auffassen
können. Wie gern würde ich einmal versuchen,
den Sternenhimmel zu malen! Und ebenso am
Tage eineWiese, vollbesät mit Löwenzahn!“
Nun, eine Wiese, vollbesät mit Löwenzahn
zwar nicht, doch mit anderen Blumen hat uns

Ausstellung Deutscher Künstlerbund 1905.

Hermine Heller-Ostersetzer, Stuttgart.

Goldfische.
 
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