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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 10.1905

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Schäfer, Wilhelm: Der deutsche Künstlerbund
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https://doi.org/10.11588/diglit.26235#0028

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DER DEUTSCHE KÜNSTLERBUND f.

schon Sperl gemalt; da brauchen wir noch
keinen von den Großen herzurufen, weder den
„reifen Böcklin, der die Mittel der Malkunst
nicht zu meistern vermochte“, noch den „altern-
den Thoma, der verträumte Lümmel, Riesen
aus der Gartenlaube in klug und wirksam
arrangierte, nicht immer einheitliche Land-
schaften stellt“. Die Höhe des gepriesenen
Impressionismus sehnsüchtig klagend am Fuße
einer Leiter, darauf einige unserer Meister bis
in den Himmel stiegen. Furchtbar wahr und
ergreifend klingt aus solchem Mund dies Wort
von der „begeisternden und tröstlicheren Welt“.
Wer will dem einsamen Kämpfer sein Herz
versagen, der nach den Mitteln zu einer solchen
Weltgestaltung ehrlich, wahnsinnig ringend zu-
sammenbrach. Aber selbst wenn diese Mittel
ums Tausendfache unerhörter wären, was wäre
alles gegen den, der uns mit einfachsten Mitteln
diese tröstliche Welt zu geben weiß. Nicht das
Einfache bedeutend, sondern das Bedeutende
einfach zu sagen, ist das Prinzip der Kunst;
und wenn irgendwo gilt in ihrem Reich das
Wort: so ihr nicht werdet wie die Kinder, ihr
werdet nicht ins Himmelreich kommen.

Im Deutschen Künstlerbund hat Liebermann
gesiegt, die deutsche Kunst kehrt fast erstaunt

zurück aus dieser Schlacht. Sie weiß noch
nicht, daß sie trotzdem gewonnen hat; und
wenn es nur die Einsicht wäre, daß in Berlin
für sie nichts zu gewinnen und zu verlieren ist.
Mag Meier-Gräfe mit dem Hammer seiner
Einheiten philosophieren; traurig wer sich
die Liebste, die er hat, verschwätzen läßt. Wir
wollen denen in der Reichshauptstadt zu ihrer
neusten Mode gern den Böcklin, Thoma, Stein-
hausen, Lugo, selbst Trübner ersparen, wir
können sie ja gut gebrauchen. Nur einen
Jägersmann möchten wir ihnen schenken mit
seinem Hund und seiner Pfeife. Er ist von
dem Kölner Leibl gemalt, der in München
nicht mit der Mode zurechtkam — sie war
schon damals sehr beschäftigt — und aufs Land
nach Aibling ging. Dazu mögen sich die hoch-
kultivierten Männer das Beste holen, was sie
in Frankreich, Holland, England finden: wir
stellen ihnen den Kerl daher, er hat einen
ruhigen Blick und wird sein Gewehr so lange
auf der Schulter tragen, bis alle Sonntagsjäger
vorbeigeschossen haben. Sein Maler konnte
nur Deutsch, wenn er mit Courbet sprach, das
ist denn auch dem fabelhaften Kerl nicht anders
einzupauken.

Ausstellung Deutscher Künstlerbund 1905.

Gregor von Bochmann, Düsseldorf. Reval.
 
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