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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 10.1905

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Nr. 8
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Schäfer, Wilhelm: Ein neues Denkmal von Ludwig Habich
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von Falcke: Das Preisausschreiben zur Gewinnung eines Plakates für die Kunstausstellung zu Köln im Jahre 1906
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https://doi.org/10.11588/diglit.26235#0104

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EIN NEUES DENKMAL VON LUDWIG HABICH.

ein wenig bänglich über diese raschfertige
Stilisiererei geäußert hat. Denn dieser Meister
weiß es wohl und hat es gezeigt, daß man
nicht an der Natur vorbei, nur durch sie hin-
durch zur Monumentalität gelangt, und daß
diese vortrefflichen schwarzen Bronzen und
Steinbüsten eigentlich nur Kunstgewerbe sind.

Zu den wenigen deutschen Künstlern, die,
beide Abwege vermeidend, in treuem Natur-
studium zu einer monumentalen Wiedergabe
der Menschenform sich hinarbeiten, gehört
Ludwig Habich. Das Ziel solcher Arbeit hat
ein gutes Beispiel in den Bronzen des Gaul:
wer will die monumentale Wirkung dieser Tier-
gestalten bezweifeln und wer ist nicht immer
wieder erstaunt über ihre Naturtreue. Solcher
Höhe hat sich Habich in seinem neuen Denkmal
erfreulich genähert. Diese Jünglingsfigur, im
Pathos wuchtiger als die auf dem Goethedenkmal
und darum für den Künstler schwieriger, ist
ein Muster realistischer Durchbildung und den-
noch groß und geschlossen in der Wirkung, zu-
gleich etwas Geistiges auslösend, das die mo-
derne Plastik am schmerzlichsten vermissen läßt.

Um deutlicher zu werden: eine schön-
gebildete menschliche Hand hat grob gesagt
vielleicht ein Dutzend Stellungen, in denen ihr

eigentümlich schöner Bau gut zur Geltung
kommt: sie allein stehen für den Künstler
in Frage. Nun aber, nicht anders wie bei
einem Angesicht, spannt eines Tages ein großes
Gefühl diese Hand in eine Gebärde, nach der
ihre ganze Bildung, ihr Wesen gleichsam ver-
langt hat. Wie ein Mensch, lange unbeachtet
in seiner Täglichkeit, in einer edlen Tat un-
erwartet die Schönheit seines Wesens zeigt:
so diese Hand. Und ob der Künstler diese
Gebärde sah oder nicht: sie allein ist das, was
ihn im letzten Grund reizt; denn sie allein ist
das, was die Hand aus ihrer Alltäglichkeit, aus
ihrer Realistik erlöst zur Monumentalität.

Und dies ist dann das Wunder an einer
solchen Arbeit wie dieser Jünglingsgestalt von
Habich: obwohl in einer auffälligen über das
Gewöhnliche erhabenen Gebärde, zeigt der
Körper doch überall die Formen treu und
schlicht gebildet und zwar so, daß alles an
ihm in diese bedeutende Stellung gewachsen,
nicht durch den Künstler gezwungen scheint.
Solche Steigerung der Gebärde aus treuester
Formenbildung ist gewiß schwieriger als die
beliebte Stilisierung; aber nur sie allein vermag
schließlich jene völlig einfache Größe zu er-
reichen, die wir als Stil erkennen, das andere
muß immer in der Manier enden, oder alt-
fränkisch werden. S.

Auf DAS preisausschreiben zur
GEWINNUNG EINES PLAKATES
FÜR DIE KUNSTAUSSTELLUNG
ZU KÖLN IM JAHRE 1906,

das der Verband der Kunstfreunde in den
Ländern am Rhein an vierunddreißig Künstler
erlassen hatte, sind sechzehn Arbeiten, ab-
gesehen von einigen verspäteten Nachzüglern,
eingelaufen. Das Preisgericht erteilte den
I. Preis dem Entwurf „Schwarz-Gold“ von
Professor August Groh in Karlsruhe in der Er-
wägung, daß die außerordentlich kräftige und
geschlossene Verteilung der Farbflächen —
schwarze und rote Gewänder auf blauem
Grund — diesem Blatt die stärkste Wirkung
als Außenplakat im Straßenverkehr verbürgte.
Das Motiv an sich entbehrt etwas der wünschens-
werten Beziehung auf eine speziell rheinische
Kunstausstellung, und auch die Lokalisierung
durch die Silhouette des Kölner Domes ist
nicht ganz einwandfrei. Da die Vedute des
Domes oder der Stadt Köln mit einer dahinter
vom Horizont emporstrahlenden Sonne sehr
häufig für Plakate, Adressen, Akzidenzdrucke
und sonstige dekorative Darstellungen gewählt
wird, so scheint es nicht überflüssig, auf den
sozusagen geographischen Fehler hinzuweisen,
der in diesem Motiv gelegen ist. Die auf-

I. Preis. August Groh, Karlsruhe.

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