Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 10.1905

DOI Heft:
Nr. 8
DOI Artikel:
Schäfer, Wilhelm: Zur Kritik an der Handwerkerausstellung in Köln
DOI Artikel:
Schäfer, Wilhelm: Eine internationale Buchbindekunst-ausstellung (1906)
DOI Artikel:
Schäfer, Wilhelm: Als neues Mitglied der armstädter Künstlerkolonie / Eine Menzel-Ausstellung / Otto Julius Bierbaum
DOI Artikel:
Kühl, Gustav: Unsere Musikbeilage
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26235#0106

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ZUR KRITIK AN DER HANDWERKER-
AUSSTELLUNG IN KÖLN

schreibt mir der Inhaber einer der ersten rheinischen
Werkstätten: „Ihre Ausführungen sind für uns Hand-
werker schmerzlich. Trotzdem werden Sie vielen Hand-
werkern Freude machen, nicht weil Sie die Leistungen
des heutigen Handwerkerstandes verurteilen, sondern so
richtig auf die Ursachen hinweisen. Es ist nicht möglich,
die Sachlage deutlicher und klarer zu charakterisieren ;
aber leider gehen wir einer Zeit entgegen, die es selbst
den Handwerkern, die besser fühlen, unmöglich machen
wird, ohne den Gurkenschnörkel, wie Sie schreiben,
fertig zu werden; weil der ganze Nachwuchs, den die
Schulen erziehen, nichts anderes mehr aufnehmen will.
In technischer Beziehung sind die Leute fast alle Stümper,
weil sie glauben, ein Handwerk sei auf der Schule in
einigen Semestern zu lernen. Arbeiten kann keiner,
aber alle bringen das Bewußtsein mit, Künstler zu sein.
Es ist uns heute kaum mehr möglich, brauchbare Ge-
hilfen zu bekommen, weil die Kunstgewerbeschulen die
jungen Leute, die wir sonst erzogen, wegnehmen.“

Ich bringe diesen Notschrei zum Abdruck, nicht weil
ich die Meinung teile, daß der Gurkenschnörkel aus den
Kunstgewerbeschulen käme; wohl aber, weil er eine
der schwierigsten Fragen unserer künstlerischen Ent-
wicklung betrifft. Ich habe die ganz vortreffliche Aus-
stellung der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule (Peter
Behrens) im Frühjahr nicht besprtfchen, weil mich in-
mitten der theoretischen Höhe ihrer ausgestellten Arbeiten
die schwersten Bedenken überkamen. So wie heute die
Heranbildung des jungen Kunstgewerblers vorgeht, kann
sie im allgemeinen nur zum Dilettantismus oder zum
Künstlerhochmut führen; sie wird niemals jene unheim-
liche technische Durchbildung erreichen, die wir Modernen
z. B. an der japanischen Kunst so rühmen. Ob die wohl
auch in Kunstgewerbeschulen das lernten ? Und merk-
würdig, daß in Deutschland für alles zunächst die Schule
da sein soll. Ist es denn nötig, daß Männer wie Behrens
oder Pankok sich als Schulmeister plagen ? Warum
ist ihr Wirkungskreis nicht so, daß sie auf Werkstätten
gestützt ihre große Bildung und Kunst direkt in Werke
umsetzen, statt in scbwächliche Schülerarbeiten ? Wenn
es nach dem Rechten ginge, müßten sie von Aufträgen
erdrückt werden. So könnten sie eine wahre Anregung
und Hilfe sein. Und auch den jungen Leuten eine Er-
ziehung geben, indem diese, unter der Zucht eines guten
Handwerksmeisters technisch völlig gebildet, bei ihnen
dann im Geschmack reifer würden.

Nicht nur von mir ist das ganze Unglück der
Stuckrenaissance auf die technischen und Kunstgewerbe-
Schulen zurückgeführt worden, die den letzten Rest
jener Tradition beseitigten, die nun bei den Biedermeier-
dingen wieder gesucht wird. Wir haben uns vor lauter
Methode außerhalb der Methode gestellt; denn daß ein
Kunsthandwerk ohne Tradition Ersprießliches leisten
kann, wer möchte das behaupten?

Dies sollen nur Andeutungen sein, wie schwierig
diese Frage Iiegt. Ich hoffe wohl in Bälde, eine gründ-
liche Auseinandersetzung mit diesen Befürchtungen und
Hoffnungen bringen zu können. S.

Eine internationale buchbinde-

KUNST-AUSSTELLUNG (1906)

im Kunstgewerbe-Museum zu Frankfurt a. M. will künst-
lerische Handarbeiten des In- und Auslandes vereinigen.
Es gibt kaum einen edleren Zweig des Kunstgewerbes
als diesen, der, zumeist auf eine mühsame Technik an-
gewiesen, nur durch den erlesenen Geschmack die auf-
gewandten Kosten rechtfertigt; vorausgesetzt, daß in dem
kostbaren Kleid etwas anderes steckt als bei jenem
Amerikaner, der eine halbe Million aufwandte, um eine
würdige Ausgabe von Paul de Kock herstellen zu lassen.
Einer eigentlichen Anregung für unsere Buchbinder be-
darf es allerdings kaum noch so sehr wie einer Anregung

des Publikums. Wir haben — auch hier im Westen —
vortreffliche Werkstätten der Buchbindekunst. Aber es
fehlen die Besteller; denn ein Buch auf Vorrat zu
binden, geht nicht gut an. So ist es gut, daß in Frank-
furt neben Diplomen auch 4000 Mark für Ankäufe ver-
heißen werden, was dann vielleicht einen starken Anreiz
gibt. Wie kann man ein Lieblingsbuch besser ehren als
durch einen Einband, und wer hätte nicht ein Lieblings-
buch? S.

Als neues mitglied der darm-

STÄDTER KÜNSTLERKOLONIE

ist der Architekt Peter Birkenholz nach Darmstadt
berufen worden. Geboren in Elberfeld (67), und auf der
Techn. Hochschule in Darmstadt gebildet, hat er an den
bekannten Bauten des Professors Metzendorf an der
Bergstraße und in Darmstadt mitgearbeitet. Seit kurzem
in München, ist er sehr tätig in der Vorbereitung der
Ausstellung für angewandte Kunst gewesen. Soviel sich
dort ersehen läßt, ist er weniger modern, als in jener
ans Biedermeierische anknüpfenden Richtung tätig, die
namentlich in München gegenwärtig den Charakter der
Neubauten ziemlich beherrscht. S.

LjlNE MENZEL-AUSSTELLUNG

ist im Frankfurter Kunstverein eröffnet worden.
Sie enthält etwa 120 Werke des Meisters und ist dadurch
ausgezeichnet, daß — man staunt über den Einfluß —
Bilder aus der Nationalgalerie (z. B. das Eisenwalzwerk)
dazu geliehen wurden. So erfreulich das für die be-
treffende Stadt sein mag, so bedenklich bleibt dies als
Prinzip. Kein anderes Haus in Deutschland sollte so
unlöslich von seinen Werken dastehen wie die National-
galerie. Wenn zu einer großen Ehrung die Werke auf
Reisen gehen, nimmt man dies nicht ganz unwillig hin;
ein solcher Fall ist aber die Frankfurter Ausstellung
nicht. Den hundert Leuten, die dadurch in Frankfurt
das Eisenwalzwerk vielleicht zum erstenmal sehen, stehen
zehntausend entgegen, die es zu dieser Zeit in der National-
galerie vergebens suchen. S.

o

TTO JULIUS BIERBAUM

plaudert über den „Fall Meier-Gräfe“, der nach
seiner Meinung besser „der Fall Liebermann“ hieße, in
den „Neuesten Nachrichten“, München (10. VIII.), allerlei
aus den Pan-Zeiten, darunter folgendes: Liebermann
lehnte die Teilnahme am Böcklin-Festmahl (der greise
Meister war zufällig in Berlin) mit den Worten ab: „Was
soll ich denn dort? Ich bin doch kein Dichter,
sondern ein Maler“. S.

T TNSERE MUSIKBEILAGE

dient in ihrem ersten Teile, dem Fragment aus
Schillers „Göttern Griechenlands“ von Schubert, als
Jllustration zu dem Scheiblerschen Aufsatz „Franz Schu-
berts einstimmige Lieder, Gesänge und Balladen mit
Texten von Schiller“.

„Aus Heliopolis“ sind zwei Lieder von Schubert be-
titelt, Texte seines oft mit Unrecht geschmähten Freundes
Mayrhofer, der ein echtes poetisches Talent war, wenn
er auch in der Mode seiner Zeit befangen blieb und
durch Schiller, Ossian u. a. stark beeinflußt wurde.
Schubert verdankt ihm einige seiner schönsten Lieder,
so das „Nachtstück“ und den hier abgedruckten Hymnus
auf die Sonnenblume. Übrigens sei bemerkt, daß das
Lied „Aus Heliopolis II“, ein Gesang für tiefen Bariton
von großer Wucht und das reine Widerspiel von Helio-
polis I, diesem an musikalischer Schönheit kaum nach-
steht. G. K.

Herausgegeben im Auftrag des Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein durch Wilhelm Schäfer,
Braubach a. Rh.; Verlag von Fischer & Franke, Düsseldorf; Druck von A. Bagel, Düsseldorf.
 
Annotationen