Walter Geffcken. Gruppenbild.
Damit ist die Luitpoldgruppe im allgemeinen
charakterisiert. Von der Gefahr, die gerade ihr
droht, wird noch die Rede sein. Ihr Vorzüg-
lichstes — und das wird nach dem Gesagten
nicht verwundern — leistet sie vielleicht im
Bildnis. Ich nenne zuerst Walter Thor, den
Holbein nicht schlafen läßt, aber damit nicht
verhindert, seinen Bildern eine große jugendliche
Frische und eine moderne zarte Struktur zu
geben. In dem großen Prinzregenten-Bild be-
währt sich seine Eigenart nicht so sicher, wie
in einem Frauenkopi mit Hut und einer sitzenden
jungen Dame.
Eine immer duftigere Schönheit des Tons
bringt Karl Blos in seine besseren Bilder. Er nennt
eines davon den Wanderer, er könnte es auch
den Dichter nennen. An Goethe oder vielmehr
an Wilhelm Meister mag er wohl dabei gedacht
haben. Das Bild spricht einen ganz eigentüm-
lichen Zauber aus; es liegt etwas darin, ab-
gesehen von seiner rein malerischen Schönheit,
wie die Sehnsucht des Bildnismalers nach dem
Ideal.
Der Prinz Ernst von Sachsen-Meiningen hat
eine schwarze Dame in rot ausgeschlagenem
Sessel gemalt; energischer kann man der
impressionistischen Wiedergabe des Lebens
nicht den Rücken kehren.
Eine äußerst respektvolle Leistung ist auch
das Gruppenbild — vier Künstler — von Walter
Geffken. Noch vor zwei Jahren hat Geffken
den Spott der Kritik herausgefordert durch eine
derartige sklavische Nachahmung von Böcklin,
daß ihm kein Mensch eine so schnelle Ent-
wicklung zur Selbständigkeit zugetraut hätte.
Er hat eine Zeitlang das Nachäffen fast so bunt
getrieben wie Kuschel, der diesesjahr mit seiner
„Kreuzabnahme“ sich ebenfalls endgültig von
der direkten Nachahmung Böcklins befreit zu
haben scheint, der aber dennoch auch mit diesem
letzten Bild wieder die Grenze berührt, wo
Reminiszenzen aus Galerien an Stelle eigener
künstlerischer Anschauungen treten, und es darf
hier die Bemerkung nicht unterdrückt werden,
daß diese Gefahr, die mit Eklektizismus mild
bezeichnet wäre, auch bei anderen Mitgliedern
der Gruppe deutlich erkennbar ist. In dem
vornehmen Damenbildnis von Raffael Schuster-
Woldau ist sie noch glücklich vermieden, nicht
aber in seinem Gemälde ,,Das Leben“; hier ist
die Grenze schon fast überschritten, hier tritt
einem schon fast das Wort Akademie auf die
376
Damit ist die Luitpoldgruppe im allgemeinen
charakterisiert. Von der Gefahr, die gerade ihr
droht, wird noch die Rede sein. Ihr Vorzüg-
lichstes — und das wird nach dem Gesagten
nicht verwundern — leistet sie vielleicht im
Bildnis. Ich nenne zuerst Walter Thor, den
Holbein nicht schlafen läßt, aber damit nicht
verhindert, seinen Bildern eine große jugendliche
Frische und eine moderne zarte Struktur zu
geben. In dem großen Prinzregenten-Bild be-
währt sich seine Eigenart nicht so sicher, wie
in einem Frauenkopi mit Hut und einer sitzenden
jungen Dame.
Eine immer duftigere Schönheit des Tons
bringt Karl Blos in seine besseren Bilder. Er nennt
eines davon den Wanderer, er könnte es auch
den Dichter nennen. An Goethe oder vielmehr
an Wilhelm Meister mag er wohl dabei gedacht
haben. Das Bild spricht einen ganz eigentüm-
lichen Zauber aus; es liegt etwas darin, ab-
gesehen von seiner rein malerischen Schönheit,
wie die Sehnsucht des Bildnismalers nach dem
Ideal.
Der Prinz Ernst von Sachsen-Meiningen hat
eine schwarze Dame in rot ausgeschlagenem
Sessel gemalt; energischer kann man der
impressionistischen Wiedergabe des Lebens
nicht den Rücken kehren.
Eine äußerst respektvolle Leistung ist auch
das Gruppenbild — vier Künstler — von Walter
Geffken. Noch vor zwei Jahren hat Geffken
den Spott der Kritik herausgefordert durch eine
derartige sklavische Nachahmung von Böcklin,
daß ihm kein Mensch eine so schnelle Ent-
wicklung zur Selbständigkeit zugetraut hätte.
Er hat eine Zeitlang das Nachäffen fast so bunt
getrieben wie Kuschel, der diesesjahr mit seiner
„Kreuzabnahme“ sich ebenfalls endgültig von
der direkten Nachahmung Böcklins befreit zu
haben scheint, der aber dennoch auch mit diesem
letzten Bild wieder die Grenze berührt, wo
Reminiszenzen aus Galerien an Stelle eigener
künstlerischer Anschauungen treten, und es darf
hier die Bemerkung nicht unterdrückt werden,
daß diese Gefahr, die mit Eklektizismus mild
bezeichnet wäre, auch bei anderen Mitgliedern
der Gruppe deutlich erkennbar ist. In dem
vornehmen Damenbildnis von Raffael Schuster-
Woldau ist sie noch glücklich vermieden, nicht
aber in seinem Gemälde ,,Das Leben“; hier ist
die Grenze schon fast überschritten, hier tritt
einem schon fast das Wort Akademie auf die
376