Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein
— 10.1905
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https://doi.org/10.11588/diglit.26235#0181
DOI Heft:
Nr. 9
DOI Artikel:Valentiner, Wilhelm Reinhold: Eugène Fromentins "die alten Meister"
DOI Heft:Nr. 10
DOI Artikel:Rüttenauer, Benno: Vom Münchener Glaspalast
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.26235#0181
VOM MÜNCHENER GLASPALAST.
Malerei haben als die in der Schweiz. Ich
fürchte, daß für sie in den Einheiten Meier-
Gräfes kein Platz ist. Mag man auch in Berlin
seit einem Jahr die monumentale Größe Hodlers
anerkennen, so daß ihm am Kurfürstendamm
ein ganzer Saal eingeräumt war, die Namen
Amiet, Welti, Boß, Buri, Kreidolf, Muret suchte
man vergebens. Was diese Leute wollen, ist
die modernste Malerei der Welt, und daß an
ihnen deutlich wird, welch überragende Größe
in Böcklin war, ist der Humor davon. Als wir
die Böcklin-Nachahmer vom Schlage Rüdisühli
erlebten, war es leicht zu spotten, es sei den
deutschen Malern nötiger gewesen, zunächst
die Strümpfe an Leibls Dachauerinnen, als Böck-
lins Gefilde der Seligen zu studieren. Und weil
für das Selbstvertrauen kleiner Handwerksleute
fortwährend technische Fortschritte nötig sind,
schien es wirklich, als sei Böcklin mitten in
die von Frankreich vorgemachte malerische Ent-
wicklung wie ein plumper Stein hineingefallen.
Erst jetzt, wo wir diese jungen fanatischen
Schweizer daran sehen, aus den ungebrochenen
Farben der Natur, nicht aus den verschleierten,
starke Klänge zu gewinnen, die sich denen der
alten deutschen Meister nähern: fühlen wir,
wie weit die Riesenfaust Böcklins in die Zukunft
langte, als er, der Schirmerschüler, die „Garten-
laube“ malte. Weder in Berlin noch in München
waren die Landschaften Hodlers zu sehen, in
denen der Meister der Linie sich als der Führer
in dieser tollkühnen Fahrt nach der Farbe des
zwanzigsten Jahrhunderts zeigt. Auch der
Schweizer Saal in München ließ die ungestüme
Kraft der jungen Schweizer nur durchblitzen;
einmal rein gezeigt, müßte sie die Welt in Er-
staunen setzen. S.
A. Soldenhoff, Glarus. Das Geleite.
Malerei haben als die in der Schweiz. Ich
fürchte, daß für sie in den Einheiten Meier-
Gräfes kein Platz ist. Mag man auch in Berlin
seit einem Jahr die monumentale Größe Hodlers
anerkennen, so daß ihm am Kurfürstendamm
ein ganzer Saal eingeräumt war, die Namen
Amiet, Welti, Boß, Buri, Kreidolf, Muret suchte
man vergebens. Was diese Leute wollen, ist
die modernste Malerei der Welt, und daß an
ihnen deutlich wird, welch überragende Größe
in Böcklin war, ist der Humor davon. Als wir
die Böcklin-Nachahmer vom Schlage Rüdisühli
erlebten, war es leicht zu spotten, es sei den
deutschen Malern nötiger gewesen, zunächst
die Strümpfe an Leibls Dachauerinnen, als Böck-
lins Gefilde der Seligen zu studieren. Und weil
für das Selbstvertrauen kleiner Handwerksleute
fortwährend technische Fortschritte nötig sind,
schien es wirklich, als sei Böcklin mitten in
die von Frankreich vorgemachte malerische Ent-
wicklung wie ein plumper Stein hineingefallen.
Erst jetzt, wo wir diese jungen fanatischen
Schweizer daran sehen, aus den ungebrochenen
Farben der Natur, nicht aus den verschleierten,
starke Klänge zu gewinnen, die sich denen der
alten deutschen Meister nähern: fühlen wir,
wie weit die Riesenfaust Böcklins in die Zukunft
langte, als er, der Schirmerschüler, die „Garten-
laube“ malte. Weder in Berlin noch in München
waren die Landschaften Hodlers zu sehen, in
denen der Meister der Linie sich als der Führer
in dieser tollkühnen Fahrt nach der Farbe des
zwanzigsten Jahrhunderts zeigt. Auch der
Schweizer Saal in München ließ die ungestüme
Kraft der jungen Schweizer nur durchblitzen;
einmal rein gezeigt, müßte sie die Welt in Er-
staunen setzen. S.
A. Soldenhoff, Glarus. Das Geleite.