Hermann Seidler, Konstanz. Zierväschen.
japanische Lackarbeiten. Ein Rot, das bisher
nur die Japaner besessen haben sollen, gehört
zum Feinsten und Interessantesten, was Seidlers
unermüdliche Versuche und Pröbeleien bis da-
hin erreicht haben.
Ich möchte nicht unerwähnt lassen die Zier-
teller, Krüge und Fliesen, die meist in einem
warmen Olivgrün mit etwas ockerigem Gelb
und höchstens einem bißchen Blau lasierend
getönt irgend eine Begebenheit der Legende,
der Mariensage oder des Volksbuchs zeigen,
eingeritzt mit der Nadel in den Begußton und
in den Scherben und anmutend wie ein altes,
etwas unbeholfenes Bild, das man wohl auf
Krügen oder Ofenkacheln zuweilen finden mag.
Unsere Reproduktion zeigt zwei solche Fliesen.
Sie haben in der Wirkung etwas Altertümelndes,
das ich als solches verwerfen würde, wüßte ich
nicht, daß diese Wirkung hauptsächlich der
spröden Technik und nicht einer bewußten Ab-
sicht zuzuschreiben ist. Kenner schätzen diese
seltenen Stücke. Die Zeichnung schildert meist
mit einem einfachen fidelen Humor, z. B. die
Versuchung des hl. Antonius — unsere Ab-
bildung — oder den hl. Franziskus, den Tieren
predigend. Diese beiden Prachtstücke hat sich
Dr. Deneken für das Kaiser-Wilhelm-Museum
in Krefeld gesichert. Man pflegt, wo es nicht
praktische Gegenstände (wie Krüge) sind, diese
Arbeiten in verschiedener Weise als Ausstattungs-
stücke zu verwenden: eingerahmt als Hand-
zeichnungen auf Ton; oder eingelassen in die
Wände; oder in Öfen; auch als Möbelfüllungen
sind sie sehr schön . . .
Im Ganzen betrachtet, so sind es Kunstwerke,
diese Seidlerkeramiken; Kunstwerke, so gut wie
eine Emailmalerei oder ein Ölgemälde ein Kunst-
werk sein mag. Man wird oft des Betrachtens
nicht müde. Da ist z. B. — unsere Abbildung —
ein Tintenzeug, ganz einfach in derForm: eine
mit aufgebogenem Rand versehene Platte für
die Federn und ein schlichtes Töpflein für die
Tinte. Aber die Platte mit ihrem tiefdunklen
blauen Grunde und dem entzückenden Wild-
taubengefieder - Muster —: ich bezweifle, daß
so was mit Emailfarbe zu übertreffen wäre.
Oder die wunderbare dunkle Prunkschale mit
ihrem vom Grund her durchschimmernden
Himbeerrot auf dem Boden. Oder das eine
feine Schälchen, das mit seinem matten Gold-
grund anmutet wie jene, in denen nach dem
Kinderglauben Gottes Regenbogen mit seinen
Enden auf der Erde ruht. . . .
Hermann Seidler, Konstanz. Schreibzeug und Prunkschalen.
japanische Lackarbeiten. Ein Rot, das bisher
nur die Japaner besessen haben sollen, gehört
zum Feinsten und Interessantesten, was Seidlers
unermüdliche Versuche und Pröbeleien bis da-
hin erreicht haben.
Ich möchte nicht unerwähnt lassen die Zier-
teller, Krüge und Fliesen, die meist in einem
warmen Olivgrün mit etwas ockerigem Gelb
und höchstens einem bißchen Blau lasierend
getönt irgend eine Begebenheit der Legende,
der Mariensage oder des Volksbuchs zeigen,
eingeritzt mit der Nadel in den Begußton und
in den Scherben und anmutend wie ein altes,
etwas unbeholfenes Bild, das man wohl auf
Krügen oder Ofenkacheln zuweilen finden mag.
Unsere Reproduktion zeigt zwei solche Fliesen.
Sie haben in der Wirkung etwas Altertümelndes,
das ich als solches verwerfen würde, wüßte ich
nicht, daß diese Wirkung hauptsächlich der
spröden Technik und nicht einer bewußten Ab-
sicht zuzuschreiben ist. Kenner schätzen diese
seltenen Stücke. Die Zeichnung schildert meist
mit einem einfachen fidelen Humor, z. B. die
Versuchung des hl. Antonius — unsere Ab-
bildung — oder den hl. Franziskus, den Tieren
predigend. Diese beiden Prachtstücke hat sich
Dr. Deneken für das Kaiser-Wilhelm-Museum
in Krefeld gesichert. Man pflegt, wo es nicht
praktische Gegenstände (wie Krüge) sind, diese
Arbeiten in verschiedener Weise als Ausstattungs-
stücke zu verwenden: eingerahmt als Hand-
zeichnungen auf Ton; oder eingelassen in die
Wände; oder in Öfen; auch als Möbelfüllungen
sind sie sehr schön . . .
Im Ganzen betrachtet, so sind es Kunstwerke,
diese Seidlerkeramiken; Kunstwerke, so gut wie
eine Emailmalerei oder ein Ölgemälde ein Kunst-
werk sein mag. Man wird oft des Betrachtens
nicht müde. Da ist z. B. — unsere Abbildung —
ein Tintenzeug, ganz einfach in derForm: eine
mit aufgebogenem Rand versehene Platte für
die Federn und ein schlichtes Töpflein für die
Tinte. Aber die Platte mit ihrem tiefdunklen
blauen Grunde und dem entzückenden Wild-
taubengefieder - Muster —: ich bezweifle, daß
so was mit Emailfarbe zu übertreffen wäre.
Oder die wunderbare dunkle Prunkschale mit
ihrem vom Grund her durchschimmernden
Himbeerrot auf dem Boden. Oder das eine
feine Schälchen, das mit seinem matten Gold-
grund anmutet wie jene, in denen nach dem
Kinderglauben Gottes Regenbogen mit seinen
Enden auf der Erde ruht. . . .
Hermann Seidler, Konstanz. Schreibzeug und Prunkschalen.