MODERNE GRABMÄLER.
Man redet heute so viel von künstlerischer
Kultur, und der große Haufe versteht darunter
Wiener Möbel und Pariser Bronzen und Kopen-
hagener Porzellan und orientalische Teppiche
und Jugendstil und Impressionismus und
Zeichenunterricht nach der Natur und wer weiß,
was alles sonst noch — und man ahnt nicht,
daß das alles nur der Schaum ist, den eine
Bewegung in der Tiefe auf die Oberfläche wirft,
daß künstlerische Kultur erst da anfängt, wo
die Seele des Menschen beginnt sich ihr eignes
Leben zu zimmern. Da erst ist Kultur, wo
aus dem Inwendigsten heraus die Welt neu
angeschaut und in Gedanken neu aufgebaut und
in Werken der Kunst neu dargestellt und in
der Religion neu geeint und in der Sittlichkeit
neu überwunden wird. Das ist das Neuland,
wo Weltanschauung und Kultur und Kunst-
werk und Religion und Ethik aus einer
Wurzel sprossen, aus einem Boden ihre Nah-
rung saugen, in einer Luft atmen, wo Natur
und Gott und Menschenseele eins werden.
Man nenne das Mystik, man nenne es künst-
lerische Kultur, man nenne es religiöse Kultur,
in ihrer letzten Wurzel berühren sich alle diese
Regungen der Seele. Was man sucht, ist nicht
mehr das Äußerliche, Laute. Der lauten
Wirkungen haben wir genug und übergenug,
aber Religion und Kultur, Welt- und Gottes-
anschauung wird dadurch nicht gebaut. Diese
Reiche sind in uns, und nur von innen heraus
können sie gebaut werden.
Was unsere Künstler brauchen, das ist
nicht noch mehr Unterricht, noch mehr Aus-
stellungen, noch mehr Vorbilder und noch
mehr Schule, sondern was sie brauchen, das
ist die künstlerische Kultur der Laien, das
ist das Verständnis im kleinen Kreise, der
sie trägt und sie fördert durch Verständnis
und vor allem durch Aufgaben, die er ihnen
stellt gemäß ihrer Begabung, zuweilen auch
darüber hinaus.
Auch die Zukunft unserer Friedhofskunst
hängt ab von der Kultur der Kreise, die die
Kunst zum täglichen Leben brauchen, oder doch
brauchen sollten.
Friedr. Dietsche nach einem Entwurf von Hans Thoma.
Relief vom Grabmal Hermann Schumm (Bonn).
Man redet heute so viel von künstlerischer
Kultur, und der große Haufe versteht darunter
Wiener Möbel und Pariser Bronzen und Kopen-
hagener Porzellan und orientalische Teppiche
und Jugendstil und Impressionismus und
Zeichenunterricht nach der Natur und wer weiß,
was alles sonst noch — und man ahnt nicht,
daß das alles nur der Schaum ist, den eine
Bewegung in der Tiefe auf die Oberfläche wirft,
daß künstlerische Kultur erst da anfängt, wo
die Seele des Menschen beginnt sich ihr eignes
Leben zu zimmern. Da erst ist Kultur, wo
aus dem Inwendigsten heraus die Welt neu
angeschaut und in Gedanken neu aufgebaut und
in Werken der Kunst neu dargestellt und in
der Religion neu geeint und in der Sittlichkeit
neu überwunden wird. Das ist das Neuland,
wo Weltanschauung und Kultur und Kunst-
werk und Religion und Ethik aus einer
Wurzel sprossen, aus einem Boden ihre Nah-
rung saugen, in einer Luft atmen, wo Natur
und Gott und Menschenseele eins werden.
Man nenne das Mystik, man nenne es künst-
lerische Kultur, man nenne es religiöse Kultur,
in ihrer letzten Wurzel berühren sich alle diese
Regungen der Seele. Was man sucht, ist nicht
mehr das Äußerliche, Laute. Der lauten
Wirkungen haben wir genug und übergenug,
aber Religion und Kultur, Welt- und Gottes-
anschauung wird dadurch nicht gebaut. Diese
Reiche sind in uns, und nur von innen heraus
können sie gebaut werden.
Was unsere Künstler brauchen, das ist
nicht noch mehr Unterricht, noch mehr Aus-
stellungen, noch mehr Vorbilder und noch
mehr Schule, sondern was sie brauchen, das
ist die künstlerische Kultur der Laien, das
ist das Verständnis im kleinen Kreise, der
sie trägt und sie fördert durch Verständnis
und vor allem durch Aufgaben, die er ihnen
stellt gemäß ihrer Begabung, zuweilen auch
darüber hinaus.
Auch die Zukunft unserer Friedhofskunst
hängt ab von der Kultur der Kreise, die die
Kunst zum täglichen Leben brauchen, oder doch
brauchen sollten.
Friedr. Dietsche nach einem Entwurf von Hans Thoma.
Relief vom Grabmal Hermann Schumm (Bonn).