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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 10.1905

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Nr.12
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Geiger, Albert: Aus: Roman Werners Jugend
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Schäfer, Wilhelm: V. Jahresausstellung der Vereinigung Kölner Künstler
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Schäfer, Wilhelm: Jung-Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.26235#0285

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Ausst. Kö'lner Künstler. Nic. Friedrich. Badendes Mädchen.

Yjahresausstellung der ver-

• EINIGUNG KÖLNER KÜNSTLER.

Seit fünf Jahren veranstaltet diese Vereinigung
im Kunstgewerbe - Museum zu Köln Jahres-
ausstellungen. Es handelt sich zwar größten-
teils um Künstler, die zwar in Köln geboren
sind, aber draußen leben: Neven Dumont in
London; Deußer, Hardt, Schreuer, Schneider-
Didam, Reusing, Vogts in Düsseldorf; Nic.
Friedrich und Peter Breuer in Berlin; F. Bürgers
in München; A. Franz in Aachen usw. Aber
die Ausstellung hat sich als eine kölnische An-
gelegenheit eingeführt; sie wird gut besucht und
es wird tüchtig daraus gekauft, meist wie auch
diesmal schon am Eröffnungstag. Da die Ver-
einigung sehr kritisch mit der Aufnahme neuer
Mitglieder ist, bleibt das Niveau ein gutes und
einheitliches. Auch das ausgestellte Kunstge-
werbe, meist der rühmlich bekannten Werkstatt
von Engelb. Kayser in Köln, der Köln-Ehren-
felder Glashütte und der Hofgoldschmiederei von
Gabriel Hermeling entnommen, ist in seiner
Qualität kaum Schwankungen ausgesetzt. Zu

bedauern ist nur, daß keiner der trefflichen
Künstler den Weg in seine Vaterstadt zurück-
gefunden hat. Ehemals an den Auftraggeber
geknüpft, scheint die moderne Kunst nicht von
der Akademie los zu können; wenigstens kleben
dort jedesmal die Künstler aufeinander. Ob es
für das Volk und auch für die Künstler nicht
besser wäre, wenn sie sich etwas mehr im
Lande zerstreuten? S.

JUNG- DÜSSELDORF.

Wer die Geschichte der deutschen Malerei unter dem
Gesichtspunkt der Schulen betrachtet, wird leicht ins Ge-
dränge kommen, indem gerade die Meister, in denen sich
eigentlich die Geschichte der deutschen Malerei festgelegt
hat, kaum einer Schule entstammen (in dem Sinn, dass sie
die dort gepflegten Mittel steigern und vollenden) noch
eigeritlich eine Schule begiünden. Das lässt sich auf Stefan
Lochner, Düter, Cranach, Grünewald, Holbein, Rethel,
Schwind, Feuerbach, Böcklin, Gebhardt, Thoma, Trübner
gleicherweise behaupten. Und wer.n es z. B. Leibl gelang, in
seinem Münchener Kreis eine Reihe von Genossen zu
bannen: so scheint uns dies heute fast wie eine Art
Hypnose, die sogleich ihre Kraft verlor, als der Meister
sich nach Aibling verzog. Es wäre voreingenommen,
wollte man diese im geheimnisvollen Ursprung des Genies
begründete Eigentümlichkeit der künstlerischen Entwicklung
als eine deutsche beanspruchen. Doch lässt sich wohl be-
haupten, dass sie sich bei uns stärker ausgebildet zeigt
und mit einer besonderen Querköpfigkeit gepaart uns als
ein Abbild deutschen Wesens überhaupt gelten kann.

Dies alles scheint nun durch die moderne Entwicklung
auf den Kopf gestellt, indem wir in der Berliner Sezession,
in der Münchener Scholle, im Karlsruher Künstlerbund eine
Reihe von Künstlern ziemlich gleichartig arbeiten sehen.
Doch scheint dies nur so; denn an und tür sich sind
solche Gruppierungen auch im Deutschen nicht neu: nur
dass wir hinterher ihren Wert gegenüber den Einspännern
stets geringer einschätzen mussten. Weil wir aber heut-
zutage die Malerei zumeist in Ausstellungen kennen lernen,
ist es erklärlich, dass die geschlossen auftretenden Gruppen
die Augen mehr auf sich ziehen, als nötig wäre, während
die Einzelnen sich schwerer einprägen.

Dies ist der Fall von Jung - Düsseldorf; indem dort
weder eine Schule noch eine Gruppe Gleichstrebender sich
bildet, sondern lauter Einzelne mit grösserer oder kleinerer
Begabung sich durchzusetzen versuchen. Einen Grund
hierfür mag man wohl in den sehr günstigen Kaufverhält-
nissen suchen, die einen ,,Export“ und also den Massen-
eindruck einer Gruppe unnötig scheinen lassen. Diese
haben es weiterhin aber auch mit sich gebracht, dass die
moderne Heilslehre der Malerei hier nicht so eifrig auf-

gegriffen wurde, so dass den Düsseldorfer Malern fast aus-
nahmslos ein gewisser altfränkischer Zug eignet, der ihre
Bilder, ganz abgesehen von ihrem künstlerischen Wert,
unauffällig macht, und namentlich draussen auf den hellen
Wänden moderner Ausstellungen leicht rückständig scheinen
lässt.

Die gegenwärtigen Ausstellungen geben nun eine seit
langem nicht mehr erlebte Gelegenheit, für ,,Jung - Düssel-
dorf“ diese Anschauungen nachzuprüfen. Da möchte man
nun allerdings in dem grossen Saal der sogenannten
„Neunundneunziger“ (Gruppe von 1899) meinen, sehr wohl
einen gemeinsamen Zug zum Dekorativen zu finden, der
ausserdem für Düsseldorf noch den Reiz der Neuheit hat.
Doch vermag dieser Eindruck fast in keinem Fall der
Prüfung standzuhalten. Allein H. E. Pohle war eine
dekorative Begabung, die leider nicht zur Entwicklung ge-
kommen ist: alle andern, wie Cl. Meyer, L. Keller, E. Kampf,
Westendorp usw., sind durch ihre Begabung auf
kleinere Formate und auf andere als dekorative Wirkung

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