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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 10.1905

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Nr.12
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Schäfer, Wilhelm: Jung-Düsseldorf
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Kunst- und Gartenbau-Ausstellung Mannheim 1907
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https://doi.org/10.11588/diglit.26235#0286

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angewiesen. Besonders gilt dies noch für Kiederich
und sein histoiisches Bild. Vielleicht Böninger
wäre auszunehmen, in dem zwar nicht so sehr
die Begabung wie eine rein geistige Freude an
phantastischen Entwürfen geschäftig ist. So ist die
Gemeinsamkeit dieser Gruppe nur eine äusserliche;
je mehr sich die Einzelnen in ihr — soweit sie
entwicklungsfähig sind — entwickeln, werden sie
von dieser Gemeinsamkeit abstreben.

Was dabei herauskommen müsste, zeigt der
Ausstellungsverband Düsseldorf bei Schulte. Diese
Gruppe von 16 Leuten betrachtet sich als eine
Auslese Düsseldorfer Künstler. Ein Blick auf die
Namen lässt auch nicht leugnen, dass es sich tat-
sächlich um eine Auslese handelt, wobei allerdings
einige persönliche Gründe auch mitgespielt haben
mögen. Jedenfalls gibt diese Gruppe das reinste
Bild dessen, was Düsseldorf — von einigen Alten
abgesehen — gegenwärtig bedeutet. Und dieses
Bild entspricht genau den Andeutungen im Anfang
dieser Betrachtung: Eine Gruppe von Querköpfen —
womit allerdings einzelnen wie etwa Funck oder in
anderm Sinn Stern oder Clarenbach zu viel nach-
gesagt wird — mit altfränkischem Anstrich. Dabei
aber Persönlichkeiten wie Schreuer, Gerh. Janssen,
Schönnenbeck und Dirks, deren Begabung nicht
nur in Düsseldorf sondern auch in Deutschland
schwer wiegen muss. Dies nachzuprüfen, dazu gab
mir ein Bild von Reifferscheid eine günstige
Gelegenheit: es hing nämlich in der Künstlerbund-
Ausstellung zu Berlin und fiel dort ebenso günstig
auf, wie es hier hinter dem Gesamteindruck zurück-
bleibt, obwohl weder Dirks noch Schreuer, oder
Wendling und Nikutowski in dieser Ausstellung
nach ihrem Können vertreten sind.

Überraschungen lassen sich von einer solchen
Ausstellung fertiger Leute im allgemeinen nicht er-
warten. Doch gab es immerhin einige: so diese, dass
Heinrich Otto, der feine Lithograph, nachdem
er sich die Radierung glänzend eroberte, nun auch
ein höchst beachtungswerter Maler wird. Auch
die, dass Schmurr durchaus nicht iin Sinn seiner
ersten raschen Erfolge auf Ausbeutung sondern
nach Vertiefung drängt, die uns Gutes von ihm erhoffen
lässt. Die eigentliche Überraschung aber bot Deusser, der,
den sicheren Besitz seiner Kunst verlassend, auf eirtmal
einen Vorstoss ins Moderne machte, der durch seine
Energie weit von dem abwich, was sich sonst als modern
gibt. In prima hingeschriebenen Erinnerungsskizzen nach
Manöverszenen brachte er eine Malerei, die fir Düsseldorf
zunächst unerhört ist. Keine Bravour der Hand und der
Pinselstriche — die so leicht als modern gilt — sondern
eine Kühnheit des Auges und der treuen Haltung:
ohne Zweifel die energievollste malerische Entwicklung
in Düsseldorf, der eine sehr geschulte Zeichenkunst eine
feste Stütze gibt.

Da auch Schönnenbeck in dem Bild eines Mannes am
Fenster, sowie Hardt und Stern eine erhebliche Steigerung
ihres Könnens zeigten, kann man Vertrauen zu dieser
Gruppe haben, dass dem altfränkischen Zug ein moderner
beigesellt bleibe. Wenn nun auch Gregor von Bochmann
der Gruppe beigetreten ist, mit einer für die ironiscben
Niederrheiner immerhin seltenen Begeisterung begrüsst, so
wird man ferner hoffen können, dass auch noch der eine
oder andere von den Fehlenden sich anschliesst. Das lenkt
den Blick wieder auf die gleichzeitigen Sonderausstellungen
in der Kunsthalle. Macco allerdings kommt da weniger in
Frage, als Fritzel, Hermanns und E. Kampf. Namentlich
Hermanns gewinnt in seinen neueren Sachen sehr viel
künstlerischen Boden, während Fritzel gerade bei seinen
letzten Dingen sich wieder zu verrennen scheint. Wenn
auch E. Kampf in der Energie seiner Absichten gegen
Hermanns sich selbstgefälliger gibt, so zeigt er sich ibm
in der Haltung doch überlegen.

Aus der Novembergruppe freilich ist kein Zuzug zum
Ausstellungsverband zu erhoffen, viel eher natürlich noch

Ausst. Külner Künstler.

Fr. Westendorp. Nac'.i dem Regen

aus den eingangs besprochenen Neunundneunzigern, wo
neben L. Keller namentlich Westendorp ausserordentlich
gewonnen hat. Seine Landschaft mit der Mühle würde
nicht nur im Saal der Neunundneunziger den Blick immer
wieder auf sich ziehen.

W. Schäfer.

UNST- UND GARTENBAU-

AUSSTELLUNG MANNHEIM 1907.

Ausser der von Professor Ludwig D i 11 - Karlsruhe
geleiteten internationalen Kunstausstellung bereitet
die Stadt Mannheim zu ihrem 300jährigen Jubiläum
im Jahre 1907 eine grosse Gartenbau-Ausstellung
vor, die durchaus nach künstlerischen Grundsätzen ange-
legt werden soll. Die Projektbearbeitung und Leitung hat
Professor Max Läuger in Karlsruhe übernommen, dessen
hervorragende Leistungen, namentlich auf dem Gebiete
künstlerischer Innendekoration und moderner Keramik, weit-
hin bekannt sind. Ihn nun mit Behrens, Olbrich u a.
in der Reihe der Gartenkünstler zu sehen, wird für viele
von ganz besonderem Interesse sein. Die Gartenbau-Aus-
stellung wird sich unmittelbar an die von Professor
Billing erbaute Kunsthalle anschliessen, den Friedrichs-
platz und die Augusta-Anlage mitumfassen und in be-
vorzugtester Lage sich über ein weites Gebiet der östlichen
Stadterweiterung erstrecken, schliesslich in einem grossen
Vergnügungspark endend. Die bis jetzt vorliegenden Ent-
würfe lassen nach Umfang und Ausgestaltung etwas
Aussergewöhnliches erwarten.

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