Dcr Meister dcs Koblcnzcr Stadthauscs.
„Den lOten 9bris 1694 ist der anfnng, die alte
Schuhlen abzubrechen gemacht worden", meldet uns das
Aktenstück und gibt uns damit den Beginn des Bauwesens
an. Dicser alte Jesuitenbau war durch die sranzösische
Bombardierung von Koblenz im Herbst 1688 einge-
äschert worden und der Kurfürst Johann Hugo von Ors-
beck hielt es „für das genieine beste" dringend erforder-
lich, daß das Kolleg „binnen Coblentz mit der Aeit wieder
auferbawet werde" und wies so zu diescm Awecke nach
vollendetem Abbruch seine Ämter Münster und Berg-
pflege 1695 an, Beifuhre» von gehauenen Stcinen aus
der Ober- und Niedermen-
diger Kaulen zu leistcn und
stellte Soldaten zuni Aus-
graben der Fundamente zur
Verfügung, wie er denn in
jeder Weise das neue Bau-
ivesen tatkraftig unterstützte.
Weiteres Steinmaterial
lieferte vor allem die alte
und neue Steinkaul „in dem
Weißer Hanim", also bei
Moseliveis, daS auf Schiffen
dic Mosel herab trieb und
in Koblenz angekommen von
dcn vom Kurfürsten häufig
zur Verfügung gestellten
Fortifikationspferden zuni
Bauplatz gezogen wurde, von
dcnen es am 14. März 1697
heißt,daß sie„wegen Feindts-
gefahr" nicht dazu gebraucht
werden dürften. Auch sonst
brachten die unruhigen
Aeiten niancherlei Stockun-
gcn in das Bauwesen, ivie
wir denn 1696 in der Aeit
zwischen April und Juni
hören, daß sich der Stein-
brecher Meister Jereniias
„ivcgcn Feindtsgefahr nit
uff die Stcinkaul getraivet,
die Knecht auch selbige nit
in standt halten können".
Als die Arbeit dadurch im
Juni des Jahres ins Stockcn Abb- 2.
zu geraten droht, werden
noch 79Hz Ruthen auf der „Hrn. Bawmeisters Se-
bastiani eigener Steinkaul" durch Meister Jakob Deca-
dusch gebrochen.
Die gehauenen Steine zu den Portalen, Fenstern,
Türen usw. kommen von Mayen und namentlich Königs-
winter, woher auch die vier Saulen zu den Eingangs-
toren und die Hauptgesimse geliefert werden. Gelegent-
lich der Steinarbeit für die Bogenstellungen auf der Rück-
seite des Baues erfahren wir, daß es die Wolcken-
burger Steinbrüche im Siebengebirge waren, die dazu
das Material hergaben. Es ist von Boten die Rede, die
fünfmal nach Königswinter „mit abrieß von Hrn. Baw-
nieister" abgeschickt werden. Die nötigen Marmorsteine
wurden in den Brüchen um Diez an der Lahn gewonnen,
und zu Wasser nach Koblenz geschafft. Das Bauholz kam,
soweit es nicht am kurfürstlichen Hofe vorrätig war, mit
Flößen auf dem Rhein herangeschwcmmt, von denen der
Hofzimmermeistcr Johann Georg Judas von Ehrenbreit-
stcin eins in Mainz selbst abholt. Dazu werdcn Eichen-
stämme von der Gemeinde Buchholz geliefert und aus
demHorchheimerund LahnsteinerWalderkauft. Die Leyen
kommen vonKaiseresch, das Eisen von der NievernerHütte,
doch wurde auch reichlich altes Eisen- und Bleiwerk ver-
wandt, das interessanterweise
von der französischen Festung
Montroyal an der Mosel,
Trarbachgegenüber,stamnite,
die 1697 durch den Frieden
von Ryswyk wieder an Kur-
trier zurückgegeben und ge-
schleift werden mußte*).
AlsbauausführenderMau-
rermeister tritt unS Anton
Moritz Lombardin in der Acit
vom 2. Mai 1695 bis 7. No-
vember 1698 entgegen, der
des Tags 18 alb. erhält, wäh-
rend dem Gesellen 17 alb.
und dem Oberknecht deren 12
gereicht werden, als Aimmer-
meister der zwanzig Jahre
später beini Domumbau in
Trier, bei der Wiedcrher-
stellung der dortigen Mosel-
brücke und der Erbauung der
charakteristischen Abteikirche
zu Prüm rühmlichst auch
als Architekt hervorgetretene
Ehrenbreitsteiner Hoszim-
mermeister Johann Georg
Judas, der unter schwarzem,
stattlichem Marmormonu-
ment in der Kreuzkirche sei-
nes Wohnortes den ewigen
Schlaf schlummert und des-
sen Tätigkeit für die Rhein-
lande noch der lohnenden
Bearbeitung harrt**). Sonst
sind noch als beim Bau be-
teiligt die Schlossermeister Heinrich Sauer und Johann
Friedrich im Tal Ehrenbreitstein, der Koblcnzer Meister
Franz Roth und der Schmiedemeister Johann Weigandt
zu nennen, dazu die Glaser Michael Dursky und Ger-
hard Feldmann und der Leyendecker Conrad Fischer, alle
aus Koblenz. Die Richtigkeit der eingereichten Rech-
nungen dieser Unterarbeiter bestätigt in der ersten Aeit
*) Hauptmann: Die Mosel von Cochem bis Bernkastel.
Bonn, S. 120.
**) Vgl. über ihn Lohmeyer: Die Barockbauten der Abtei
Prüm und ihre Meister. Prümer Festschrift 1912 und Bonner
Iahrbüchcr, Heft 122, 1912, und Iohannes Seiz, S. 13 u. a. O.
„Den lOten 9bris 1694 ist der anfnng, die alte
Schuhlen abzubrechen gemacht worden", meldet uns das
Aktenstück und gibt uns damit den Beginn des Bauwesens
an. Dicser alte Jesuitenbau war durch die sranzösische
Bombardierung von Koblenz im Herbst 1688 einge-
äschert worden und der Kurfürst Johann Hugo von Ors-
beck hielt es „für das genieine beste" dringend erforder-
lich, daß das Kolleg „binnen Coblentz mit der Aeit wieder
auferbawet werde" und wies so zu diescm Awecke nach
vollendetem Abbruch seine Ämter Münster und Berg-
pflege 1695 an, Beifuhre» von gehauenen Stcinen aus
der Ober- und Niedermen-
diger Kaulen zu leistcn und
stellte Soldaten zuni Aus-
graben der Fundamente zur
Verfügung, wie er denn in
jeder Weise das neue Bau-
ivesen tatkraftig unterstützte.
Weiteres Steinmaterial
lieferte vor allem die alte
und neue Steinkaul „in dem
Weißer Hanim", also bei
Moseliveis, daS auf Schiffen
dic Mosel herab trieb und
in Koblenz angekommen von
dcn vom Kurfürsten häufig
zur Verfügung gestellten
Fortifikationspferden zuni
Bauplatz gezogen wurde, von
dcnen es am 14. März 1697
heißt,daß sie„wegen Feindts-
gefahr" nicht dazu gebraucht
werden dürften. Auch sonst
brachten die unruhigen
Aeiten niancherlei Stockun-
gcn in das Bauwesen, ivie
wir denn 1696 in der Aeit
zwischen April und Juni
hören, daß sich der Stein-
brecher Meister Jereniias
„ivcgcn Feindtsgefahr nit
uff die Stcinkaul getraivet,
die Knecht auch selbige nit
in standt halten können".
Als die Arbeit dadurch im
Juni des Jahres ins Stockcn Abb- 2.
zu geraten droht, werden
noch 79Hz Ruthen auf der „Hrn. Bawmeisters Se-
bastiani eigener Steinkaul" durch Meister Jakob Deca-
dusch gebrochen.
Die gehauenen Steine zu den Portalen, Fenstern,
Türen usw. kommen von Mayen und namentlich Königs-
winter, woher auch die vier Saulen zu den Eingangs-
toren und die Hauptgesimse geliefert werden. Gelegent-
lich der Steinarbeit für die Bogenstellungen auf der Rück-
seite des Baues erfahren wir, daß es die Wolcken-
burger Steinbrüche im Siebengebirge waren, die dazu
das Material hergaben. Es ist von Boten die Rede, die
fünfmal nach Königswinter „mit abrieß von Hrn. Baw-
nieister" abgeschickt werden. Die nötigen Marmorsteine
wurden in den Brüchen um Diez an der Lahn gewonnen,
und zu Wasser nach Koblenz geschafft. Das Bauholz kam,
soweit es nicht am kurfürstlichen Hofe vorrätig war, mit
Flößen auf dem Rhein herangeschwcmmt, von denen der
Hofzimmermeistcr Johann Georg Judas von Ehrenbreit-
stcin eins in Mainz selbst abholt. Dazu werdcn Eichen-
stämme von der Gemeinde Buchholz geliefert und aus
demHorchheimerund LahnsteinerWalderkauft. Die Leyen
kommen vonKaiseresch, das Eisen von der NievernerHütte,
doch wurde auch reichlich altes Eisen- und Bleiwerk ver-
wandt, das interessanterweise
von der französischen Festung
Montroyal an der Mosel,
Trarbachgegenüber,stamnite,
die 1697 durch den Frieden
von Ryswyk wieder an Kur-
trier zurückgegeben und ge-
schleift werden mußte*).
AlsbauausführenderMau-
rermeister tritt unS Anton
Moritz Lombardin in der Acit
vom 2. Mai 1695 bis 7. No-
vember 1698 entgegen, der
des Tags 18 alb. erhält, wäh-
rend dem Gesellen 17 alb.
und dem Oberknecht deren 12
gereicht werden, als Aimmer-
meister der zwanzig Jahre
später beini Domumbau in
Trier, bei der Wiedcrher-
stellung der dortigen Mosel-
brücke und der Erbauung der
charakteristischen Abteikirche
zu Prüm rühmlichst auch
als Architekt hervorgetretene
Ehrenbreitsteiner Hoszim-
mermeister Johann Georg
Judas, der unter schwarzem,
stattlichem Marmormonu-
ment in der Kreuzkirche sei-
nes Wohnortes den ewigen
Schlaf schlummert und des-
sen Tätigkeit für die Rhein-
lande noch der lohnenden
Bearbeitung harrt**). Sonst
sind noch als beim Bau be-
teiligt die Schlossermeister Heinrich Sauer und Johann
Friedrich im Tal Ehrenbreitstein, der Koblcnzer Meister
Franz Roth und der Schmiedemeister Johann Weigandt
zu nennen, dazu die Glaser Michael Dursky und Ger-
hard Feldmann und der Leyendecker Conrad Fischer, alle
aus Koblenz. Die Richtigkeit der eingereichten Rech-
nungen dieser Unterarbeiter bestätigt in der ersten Aeit
*) Hauptmann: Die Mosel von Cochem bis Bernkastel.
Bonn, S. 120.
**) Vgl. über ihn Lohmeyer: Die Barockbauten der Abtei
Prüm und ihre Meister. Prümer Festschrift 1912 und Bonner
Iahrbüchcr, Heft 122, 1912, und Iohannes Seiz, S. 13 u. a. O.