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Ross, Ludwig; Ross, Ludwig [Hrsg.]
Archäologische Aufsätze (Band 1): Griechische Gräber. Ausgrabungsberichte aus Athen. Zur Kunstgeschichte und Topographie von Athen und Attika — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.9053#0072

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Litliochromie erschon. Der erhaltenen Tempel Griechenlands
sind wenige; und wenn auch die Zeichnung der gemalten Or-
namente in den verschiedenen Theilen ihres Gebälks, ihren
Gesimsen, Felderdecken, Antencapitellen u. s. w. sich häufig
sicher erkennen lässt, so bleibt doch bei manchen-dieser Theüe
die Wahl der Farben im Dunkeln oder wenigstens zweifelhaft.
Die Entdeckung von farbigen Verzierungen auf den Grabstei-
nen eröffnet der Erforschung der Litliochromie in der Archi-
tektur ein neues, weites Feld. Um mich bloss auf Attika zu
beschränken, so geriethen die Hafenstadt und die meisten an-
dern Ortschaften dieser Landschaft so früh in Verfall, dasa
viele ihrer Begräbnissplätze noch an den Gränzen der guten
Kunstepoche verlassen wurden und verödeten; die Monumente,
durch keine neuen Bewohner des Friedlin.« ,, . iche für sich
Platz suchten, verdrängt, fielen nach und nach um, das Erd-
reich erhöhte sich über ihnen und begrab sie unter seine
schützende Decke. Der trockne Boden Attika's beförderte
ihre Erhaltung. So liegen sie vielleicht zu Tausenden da, auf
den weiten Strecken vom Peiräeus bis an die Bucht von Sala-
mis , und vom Iiissos bis an das Vorgebirge Zoster, wo sich
fast Grab an Gr.ab drängt. Durch Auffindung und Verglei-
chung einer beträchtlichen Anzahl derselben wird man die be-
deutendsten Aufschlüsse über die Wahl und Zusammenstellung
der Farben gewinnen, und neue und zuverlässige Vorbilder
zur Wiederbelebung dieser Art alter Kunstübung erhalten.

Noch wichtiger können vielleicht die gemalten Figuren
oder Figurengruppen werden, welche auf den in Rede stehen-
den Monumenten die Stelle der Basreliefs vertreten. Während
man schon jede Hoffnung scheint aufgeben zu müssen, in Grie-
chenland an verschütteten Gebäuden — denn wo sollten solche
sein? — Frohen der Kunst eines Polygnotos, Mikon und ihrer
Schüler aufzufinden, eröffnet die vorliegende Entdeckung auch
nach dieser Seite hin die vielversprechendsten Aussichten. Um
die beiden undeutlichen, auf Syros befindlichen Exemplare zu
übergehen, so haben die gemalten Figuren auf den zwei mir
bis jetzt bekannten peiräischen Grabsteinen eine hinlänglich
elegante und correcte Zeichnung, um die Ueberzeugung zu be-
gründen , dass nicht ungeübte Lehrlinge, sondern gültige Mei-
ster der Kunst solche Monumente zu arbeiten pflegten. Warum
 
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