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Ross, Ludwig; Ross, Ludwig [Hrsg.]
Archäologische Aufsätze (Band 1): Griechische Gräber. Ausgrabungsberichte aus Athen. Zur Kunstgeschichte und Topographie von Athen und Attika — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.9053#0086

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deren hatten, sind längst zerstoben und verschwunden, schon
Thukydidcs kannte nur ihre Gräber ').

Solche Gräber können sich auch noch unter der Erde er-
halten haben; es ist sogar sehr wahrscheinlich, dass sie noch
da sind, so gut wie die Gräber der eigentlichen Phönicier, oder
der Hellenen selbst.

Thiersch hat alterthümliche Marmorfiguren aus parischen
Gräbern beschrieben und abgebildet2), die er für vorhellenisch
und zwar für karisch hält. Aelmliche Figuren, angeblich aus
Τ1ιοη(?), will Lord Aberdeen in einem attischen Grabe gefun-
den haben 3). Sie sind mir aus Marmor, einige auch aus Blei,
auf den griechischen Inseln öfter vorgekommen. Als häufige
Fundorte kann ich mit Sicherheit Rhenäa, Paros, Naxos, die
kleinen Eilande südlich von dieser Insel (τα ίρημονήβια της
Νάξου), ferner los, Amorgos, Thera und Therasia bezeichnen.
Nach den Erkundigungen, welche ich darüber bei den Bauern,
die sie ausgegraben, wie bei einsichtigeren Einwohnern viel-
fach eingezogen habe4), finden sie sich in allen Gräbern in
geringer Tiefe unter dem Boden. Als gewöhnliche und ziem-
lich constante Ausstattung derselben wurde mir angegeben und
gezeigt: eine oder mehrere vier bis sechs Zoll im Durchmesser
haltende fast halbkugelförmige Marmorschalen, einfach und
ohne Verzierung; eine oder mehrere einen kleinen Finger breite
und einige Zoll lange, aber meistens zerbrochene, zweischnei-
dige Streifen oder Klingen aus einem schwärzlich glänzenden
glasartigen Steine (Obsidian?), und eine oder mehrere jener
unbekleideten weiblichen Marmorfiguren. Dieselben sind nicht
sowohl roh, als nach einem conventioneilen Typus gearbeitet
zu nennen. Sie sind mehr flach als rund; der Kopf hat eine
fast dreieckige Gestalt und ist etwas zurückgebogen; die Nase

1) Thuc. I. 8: ΛήΧον κα&αιρομένης των &ηχών αναίοε®ειοών
οβαι ήααν των τε&νεώτων Ιν τη νήαω, νπερ ημ,ιβν Κάρες εφάνησαν,
γνωο&έντες zrj τε σκευή των οπλών και τω τρόπω ω ννν ετι &άπτοναι.

2) Thiersch, über Paros u. parische Inschriften (Abb. der münchener
Akad. 1834). S. 585, Tf. A. - Auch v. Naxos, Fiedler R. in Gr. II. 314. Tf. V.

3) Walpole, Memoirs relating to Turkey, p. 341. pl. 2. Müller,
1). Α. Κ. I, Taf. 2, Fig. 15. Ders., Hdb. der Aich. §. 72, 1.

4) Vgl. meine Abh. über Anaphe a. a. O. >S. 408. !). — Inselrei.sen
I. 160. 101. 181; II. 35. 37 u. s. w. — Kunstbl. 1837, n. 103.
 
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