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Ross, Ludwig; Ross, Ludwig [Hrsg.]
Archäologische Aufsätze (Band 1): Griechische Gräber. Ausgrabungsberichte aus Athen. Zur Kunstgeschichte und Topographie von Athen und Attika — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.9053#0230

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187

der vcrnula dos Olympiers, und noch weniger der Opferschauer
des Styppax, worüber nachher noch ein Wort.

Diese Ehrenrettung des grossen Architekten — falls es
derselben noch bedurfte — nur im Vorbeigehen. Wir haben
noch einen andern Irrthum alizuweisen, und die künstlerische
Thätigkeit des Pheidias von einer ungeeigneten Zumuthung zu
befreien. Weder Pausanias', noch Plutarch sagen uns, wer
denn der Verfertiger des Erzhildes der Athene. Hygeia gewesen
sei. Aber bei dem Letzteren folgt in demselben Capitel, wo
er nacheinander die Künstler aufzäldt, welche die vornehmsten
Kunstschöpfungen des Perikles, unter Aufsicht des Pheidias,
ausgeführt haben, unmittelbar auf das Geschichtchen von der
Athene Hygeia die Notiz: dass die chryselephantinc Statue der
Parthenos von Pheidias eigenhändig gearbeitet worden sei (ό
δε Φειδίας είργαξετο μεν της &εοΰ το χρνβοϋν εδος u. s. w.) Diese
Notiz wurde nun mit dem zunächst vorhergegangenen Satze in
Verbindung gesetzt, und so entstand die Meinung: Pheidias
h;ilie zu dem von einem andern, ungenannten Künstler gegos-
senen Erzbilde der Athene Hygeia einen goldenen Thronsessel
hinzugefertigt Hierin liegen zwei unwahrscheinliche An-

nahmen: erstlich, dass Pheidias, der bewunderte Schöpfer man-
nigfaltig motivirter Athenen-Ideale, sich hier die Gelegenheit
entgehen Hess, die Göttin wieder in einer neuen Gestalt als
Hygeia darzustellen, und sich dagegen mit dem untergeord-
neten Machwerk ihres Sessels begnügte; zweitens aber die noch
grössere Unwahrscheinlichkeit, dass ein ehernes Bild auf einem
goldenen Throne, unter freiem Himmel, gesessen haben soll.
Die Quelle des Fehlgriffes ist offenbar nur das von Plutarch
gebrauchte Wort εδος, welches nothwendig ein sitzendes Dilti
oder wenigstens den Sessel eines solchen bezeichnen zu müssen
schien. Ohne Zweifel ist dies die Grundbedeutung des Wortes;
wie- denn ja auch die meisten alten Athenenbilder wirklich
sitzende waren"); und scheinbar kommt 'ε'δος als eine sitzendo

8) Sirup. C'atal. Artiff. v. Pliidias, p. 347; coli. v. Stipax p. 431:
Pericles aeneum Mincrvac Hygiae signum et aureum eins solium, hoc
luidem a Pliidia, faciendum curavit.

9) So zwei sitzende Bilder der Athene aus weissem Stein, auf der
Akropolis in Athen. Vgl. Strabou 13, S. 001: ποΙΚά των αρχαίων
r'1S Α&ηνας ί,οάνων καθήμενα äsi-κνυται.
 
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