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Ross, Ludwig; Ross, Ludwig [Hrsg.]
Archäologische Aufsätze (Band 1): Griechische Gräber. Ausgrabungsberichte aus Athen. Zur Kunstgeschichte und Topographie von Athen und Attika — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.9053#0238

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Werken dos Polemon oder Heliodoros geschöpft haben mochte)
uns aufbewahrt hätte, als diejenige der Basis des iroianischen
Pferdes (όονριος ϊηπος). Da wir nun aus Pausanias lernen,
dass dies berühmte kolossale Erzbild unweit des Heiligthums
der brauronischen Artemis2), also in der bezeichneten Gegend
der Akropolis zwischen den Propyläen und dem Parthenon
stand, und da es nicht wahrscheinlich ist, dass diese grossen
lind schweren Steinplatten, wenn aucli jetzt in umgekehrter
Lage gefunden, weit von ihrem ursprünglichen Standpunkte
verschleppt worden seien, so bleibt kein Zweifel, dass wir an
ibnen einen Thoil des Piedestals dos Durios Hippos besitzen;
und wir gewinnen aus der zweiten Zeile der Inschrift die neue
Kunde", dass Strongylion der Verfertiger jenes Standbildes war.

Die griechische Kunstgeschichte kennt bereits einen Erz-
bildner dieses Namens, den Pausanias und Plinius als einen
Künstler ersten Ranges erwähnen, und den die neueren Ge-
eehichtschreiher der Kunst für einen Zeitgenossen des Praxi-
teles und des altern Kephisodotos halten, und deshalb um die
103te Olympiade 3) ansetzen zu müssen glauben. Allein diese
Annainnen sind, wenn auch nicht ohne einigen Schein, doch
keineswegs fest begründet. Billig meint eine Beziehung des
Strongylion zu Praxiteles aus einer Stelle des Pausanias fol-
gern zu dürfen, indem er den alten Reisenden sagen lässt,
,,dass unter den Statuen der zwölf Götter, die man zu Megara
im Eeiligthum der Artemis Soteira als Werke des Praxiteles
zeigte, die Artemis von Strongylion gearbeitet sei." 4) Aber
Pausanias sagt etwas ganz Anderes. Er erzählt nämlich, dass
die Megareer jenes Heiligthum der Artemis Soteira zum An-
denken an eine wunderbare Begebenheit aus den Perserkrie-
gen') errichtet hätten, und dass das eherne Cultusbild der
Gittin selbst ein Werk des Strongylion gewesen sei; ausserdem
»her habe man ihm dort auch Statuen der römischen Kaiser,
«nd die Bilder der zwölf Götter gezeigt, welche letzteren dem
Praxiteles zugeschrieben wurden. Mithin fällt nicht allein die

2) Paus. 1, 23, 10.

3) Indess hat schon Müller (Handbuch der Archäologie §. 124) dies
L*atum mit einem Fragezeichen begleitet.

4) Sillig. C. A. v. Strongylio.

5) Pausan. I, 40, 2; coli. 44, 0.

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