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Ross, Ludwig; Ross, Ludwig [Hrsg.]
Archäologische Aufsätze (Band 1): Griechische Gräber. Ausgrabungsberichte aus Athen. Zur Kunstgeschichte und Topographie von Athen und Attika — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.9053#0286

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— wer er auch sei') — scheint sich auf Tenipekuchitoktur,
l'alüographie und Inschriften nicht sonderlich verstanden κη
haben, aus folgenden Gründen :

Er hat erstens den Stein, auf welchen er seine Dichtung
eingrub, auf's Unglücklichste gewählt. Es ist dies ein Bruch-
stück eines Gesimsstückes (ίττικ^ιχνϊτις) der Cella (nicht der
Ante, wie K. 0. Müller in der Λ. L. Z. 1835, Nr. 9'.) nach Le-
normant angiebt; obgleich auch schon dies, wie Müller bemerkt,
ein wunderlicher Ort dafür gewesen wäre); und die Inschrift
steht auf dem breiten Bande {laenia) unter der Hohlkehle. Da
das Stück zerbrochen istv so hat der Schreiber die Inschrift so
ausgespart, dass er gerade bis an den Bruch damit ausreichte.

"Was zweitens das Paläographische betrifft, so ist der von
Mustoxydes vorgebrachte Einwand, dass die Inschrift im dori-
schen Dialekte hätte abgefasst sein müssen, freilich nicht halt-
bar, da die meisten der auf Aegina sich findenden Steinschrif-
ten, wie auch die in der Münchener Glyptothek aufbewahrte
(C. I. G. II, 2138. b.), attischen Dialekt zeigen; allein es bedarf,
wenn der von der ungeschickt gewählten Oertlichkeit herge-
nommene Beweis für die Falschheit der Inschrift noch irgend
einem Zweifel Raum lassen könnte, nur eines Blicks auf die
Schriftzüge und die Art ihrer Eingrabung, um sich völlig davon
zu überzeugen. Die Buchstaben haben die elegant moderne

1) [Ich glaube den Urheber zu wissen; in Athen erzählte man sieb,
dass es kein andrer als der sonst um Kunst und Altertimm boebverdiente,
jetzt verstorbene Gropius selbst sei. Die Inscbrift wurde während der
Ausgrabung am Tempel von ihm und einigen der andern Tbeilnehmer
eingegraben, um Sir William Gell zu mystifieiren und sieb einen augen-
blicklichen Spass zu machen; nacher scheute man sich dies einzugeste-
hen, nachdem die Inschrift einmal in Europa der Gegenstand lebhafter
Discussionen geworden war. So ging die Sage in Athen, und ich gehe
sie wieder, weil sie mir nach Kenntniss der Persönlichkeiten und Um-
stände durchaus glaubhaft erscheint; die Entstehung der Inschrift ist
nicht wohl anders zu erklären. Als ich den obigen Aufsatz schrieb, war
mir wie Schaubert der angedeutete Vorgang bereits wohl bekannt; einige
der ehemaligen griechischen Diener der Reisegesellschaft vom J. 1810
lebten noch; aber der verehrte Freund, der sich den Scherz gemacht ba-
llen sollte und ihn nunmehr ernstlieh aufrecht zu halten stiebte, lebte
ebenfalls noch. — Dies ist übrigens die einzige auf dem Steine er-
dichtete oder gefälschte Inschrift, die mir unter mehreren Tausenden
in Griechenland vorgekommen ist.]
 
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