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Ross, Ludwig; Ross, Ludwig [Hrsg.]
Archäologische Aufsätze (Band 1): Griechische Gräber. Ausgrabungsberichte aus Athen. Zur Kunstgeschichte und Topographie von Athen und Attika — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.9053#0287

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Form des Badrianischen Zeitalters, oder der Initialen in un-
serer Druckschrift!) j indem aber der Urheber dieselben mit
ängstlicher Sorgfalt auf dem Steine nachbildete, vergass er
ihnen die gehörige Breite und Tiefe im Verhältniss zu ihrer
Höhe zu geben, so dass sie nur in den einen Messerrücken
dicken Stuck, mit welchem das Gesims überzogen ist, einge-
kratzt sind und in den eigentlichen Stein gar nicht eindringen.
Nun ist zu bemerken, dass Inschriften in dem porösen Tufstein
(πώρος) in Griechenland ausserordentlich selten sind, und we-
nigstens in Attika nur aus der älteren Zeit, vor der Einführung
dos ionischen Alphabets, sich finden3); und dass diese dann,
eben der schlechteren Beschaffenheit des Materials wegen, ver-
hältnissmässig tiefer eingegraben zu sein pflegen, als die In-
schriften auf Marmor. Die Buchstaben der in Kede stehenden
Inschriften müssten daher, im Verhältniss zu ihrer Höhe, mehr
als noch einmal so tief, nicht etwa eingekratzt, sondern scharf
und schneidend eingegraben sein, und ihre Züge müssten wenig-
stens die doppelte Breite haben, wenn sie auch nur den äussern
Schein der Aechtheit haben sollten.

Wenn mithin die Meinung, welche den Tempel auf Aegina
für das Heiligthum des Panhellenischen Zeus hält, sich wenig-
stens auf diese Inschrift nicht weiter stützen kann, so vermö-
gen wir dagegen die Gründe, nach welchen derselbe für das
von Herödot (3, 59) erwähnte Heiligthum der Athene anzusehen
ist, durch das Zeugniss der nachstehenden, unbezweifelt ächten
Inschrift wesentlich zu verstärken:

2) Namentlich hat das Ω eine so moderne, von der Druckschrift ent-
lehnte Gestalt, wie kaum je auf ächten Inschriften.

3) .So in den Ruinen des Tempels seihst ein. unedirtes Bruchstück
auf Porös : ·

in imgerlangen Buchstaben. — In Attika war der Gehrauch dieser Stein-
art, vor der Eröffnung der einheimischen Marmorbrüche, Überhaupt häu-
figer. Jener Periode gehört ohne Zweifel der Silen aus Porosstein an
[der oben S. 88. Λιιιη. 2 erwähnt ist; und von Inschriften die oben S.
33, Λ. 15. erwähnte Ο 3 ^ I S Ο S, ferner das Bruchstück in Vraona
8. 225, die in meiner „Pnyx" S. 12 mitgetheilte;] die sehr alten Grab-
schriften in Asprokampos hei Perachora (dem korinthischen Peiräon) und
w enige andere.

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