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Zeitschrift für christliche Kunst — 6.1893

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Heft 2
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Tafel III
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4305#0045

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1893. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

fi2

Bücherschau.

Die Kunstdenkmaler der Rheinprovinz. Im

Auftrage des Provinzialverbandes der Rheinprovinz
herausgegeben von Paul Clernen. Erster Band,
Heft III und IV: Die Kunstdenkmäler der Kreise
Moers und Kleve. Zweiter Band, Heft I: Die
Kunstdenkmäler des Kreises Rees. Düsseldorf 1S92,
Druck und Verlag von L. Schwann.
Den beiden Anfangsheften des ersten Bandes, welche
die Kunstdenkmäler der Kreise Geldern und Kempen
behandeln, sind alsbald die weiteren Hefte gefolgt, in
welchen die zahlreichen, überaus interessanten und kunst-
geschichtlich hervorragenden Werke der bildenden
Künste innerhalb der in der Ueberschrift genannten
niederrheinischen Kreise ihre Würdigung finden. Sie
gehören allen Kunstepochen an, soweit sie für die
Rheinlande in Betracht kommen. In die Tage der
Römerherrschaft fallen jene weiten Befestigungsanlagen,
welche auf der rechten Rheinseite bei Hochelten, Loikum
und Schermbeck, auf der linken in den Trümmern der
beiden Niederlassungen bei Xanten, castra vetera und
colonia Trajana, zu Tage treten, aus denen eine Menge
von Architektur- und Skulpturstucken, Münzen und
kunstgewerblichen Erzeugnissen der Vergangenheit her-
stammt, welche den in den verschiedenen Städten vor-
handenen öffentlichen und privaten Sammlungen ein-
verleibt sind. Auch das Mittelalter und die spätere
Zeit hat starke Bollwerke um einzelne Städte wie Wesel,
Rees, Emmerich, Rheinberg, Moers geschaffen, von
deren Gröfse und zum Theil hoher technischer Voll-
endung, die auch das Malerische der Anlage nicht ver-
kannte, nur noch Reste Zeugnifs ablegen. In Schlössern,
Rathhäusern und den Wohnungen der Bürger tritt die
Architektur bescheiden aber immerhin charakteristisch
auf, und ihre Werke sind mitunter von hohem Reiz
für einzelne Slrafsenbilder (Rheinberg, Kaikar, Wesel)
wie auch für die Gesammlerscheinung der Stadt. Es
braucht nur an die Anlage des Schlosses zu Kleve
erinnert zu werden, was als Bekrönung und Schlufs
eines Höhenzuges Stadt und Land weithin beherrscht.
Die christliche Kunst ist in diesen Landesgebieten
zu hoher Blülhe entfaltet, nicht nur in den Kirchen-
gebäuden selbst, sondern auch besonders in deren Aus-
staltung. Die Gotteshäuser auf der rechten Rheinseile,
weniger zahlreich als auf der linken, sind, mit Aus-
nahme der Willibrordikirche zu Wesel, des Münsters
zu Emmerich und der Abteikirche zu Hochelten, bau-
lich nicht hervorragend, und auch nur die beiden letzt-
genannten, welche zu den ältesten des Niederrheins
rechnen, enthalten Kirchenschätze von hoher Bedeu-
tung. Dagegen sind die Kirchen in den Gegenden
links des Rheines nicht nur in ihrer Grundrifsgestaltung
interessant, der technischen Ausführung (meist in Ziegel-
sleinen) nach beachtenswerth, und für die Bauweise
unserer Zeit vielfach als Vorbild zu empfehlen, sondern
auch die noch verschiedentlich erhaltene alle Ausstattung
mit den Einrichtungen und Gegenständen des Kultus
gibt uns lehrreiche Fingerzeige, wie das Innere der
Kirchengebäude zu gestalten ist. In dieser Hinsicht
stehen die Stiftskirchen zu Xanten und Kaikar einzig
da. Bei beiden bewundern wir neben der räumlichen

Ausdehnung das praktische Geschick, mit welchem die
Ausstattung (Altäre, Lettner, Chorslühle, Leuchterbänke
und Kronleuchter) den Anforderungen des Dienstes ge-
recht wird, und erstaunen billig über die Fülle des
Schönen und Werlhvollen, was sich hier an Glas- und
Tafelgemälden, Skulpturen, Kirchengeräthen, Reliquiaren
und Paramenten erhallen hat. Kaikar birgt überdies
noch jene Meisterwerke seiner Maler- und Bildschnitzer-
schule, welche unverkennbar den gröfslen Einflufs auf
die Ausübung der Malerei und Plastik am Niederrhein
beim Ausgange des Mittelalters ausgeübt: die pracht-
vollen Flügelaltäre.

Mehr oder weniger Interessantes weisen noch die
Orte Kleve, Gaesdonk, Kranenburg, Orsoy, Kamp,
Sonsbeck, Moers und Ginderich auf.

Dies sei ein kurzer Hinweis auf das Wichtigste im
Inhalte der drei Hefte. Sie zeugen wie die beiden
ersten von dem unermüdlichen Fleifse ihres Verfassers
und dessen Bestreben, neben den Aufnahmen und Be-
schreibungen der Kunstwerke auch die geschichtliche
Vergangenheit der Ställen, wo selbige sich finden, zu
erforschen. In der Angabe der betreffenden Quellen
und der einschlägigen Lilteratur ist der hohe Werth
der Veröffentlichungen mit begründet. Derselbe würde
noch gesteigert werden, wenn man sich entschlösse,
den Bauten, diesen eigentlichsten Kunstdenkmälern,
durch die Darstellung im Bilde, wie namentlich durch
mafssläbliche Zeichnungen, mehr Aufmerksamkeit zu-
zuwenden, als es bisher gegenüber den Werken der
übrigen bildenden Künste geschehen ist. Es ist dies
ein in Architeklenkreisen geäufserter Wunsch, dessen
Berücksichtigung zur Vervollständigung des Werkes
nicht wenig beilragen würde. Und auf eine unbe-
dingte Vollständigkeit vermag dasselbe in seiner jetzi-
gen Fassung noch nicht Anspruch zu erheben, denn
die I'~ülle des zu Sehenden und zu Beschreibenden ist
eine zu ausgedehnte, als dafs bei der kurzen Zeit,
binnen welcher die einzelnen Hefte einander gefolgt,
auf alle Einzelheilen hätte eingegangen werden können.
So ist zum ersten Bande schon ein Anhang erschienen,
in welchem wichtige Kunstwerke namhaft gemacht
werden, welche in der ersten Veröffentlichung nicht
enthalten sind. Aber auch diese Ergänzung erweist
sich als unzureichend, und der Unterzeichnete glaubt
wohl im Sinne des Verfassers zu sprechen, dafs jede
Angabe, sei es von Behörden, Vereinen oder Privaten,
mit Dank entgegengenommen wird, welche im Stande
ist, dem Inhalte des so vortrefflich angelegten, wissen-
schaftlich behandelten und künstlerisch ausgestatteten
Werkes zur Vervollständigung und Richtigstellung zu
dienen. Heimann.

Die Architektur des klassischen Alterthums
und der Renaissance von J. Bit hl mann, Archi-
tekt. I. Abtheilung: Die Säulenordnungen.
Zweite verbesserte und vermehrte Auflage. 27 Tafeln
in Stahlstich und 2 in Photolithographie mit Text.
Stuttgart 1893, Verlag von Ebner & Seubert.
Von der zweiten Aullage dieses bewährten Bilder-

allasses liegt die I. Lieferung vor, welche auf •! Folio-
 
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