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Zeitschrift für christliche Kunst — 6.1893

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Heft 8
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4305#0145

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253

1893. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 8.

254

Bücherschau.

Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst.
Jahres-Ausgabe 1893, enthaltend 12 Foliotafeln in
Kupferdruck undPhotot3'pie nebst erläuterndem Text,
bearbeitet von Hofstifts-Vikar Staudhamer, München.
Verlag von J. B. Obernetter in München.
Die auf der vorigjährigen Generalversammlung der
Katholiken Deutschlands zuerst angeregte, am 4. Jan.
dieses Jahres zu München konstituirtc, von der dies-
jährigen Generalversammlung zu Würzburg warm em-
pfohlene „Deutsche Gesellschaft für christ-
liche Kunst" will bekanntlich einen „Mittelpunkt
bilden für alle diejenigen Künstler und Kunstfreunde,
welche gewillt sind, die selbstständig schaffende Kunst
im christlichen Sinne zu pflegen und in weitere Kreise
Interesse und Verständnils für dieselbe zu tragen."
Diese Aufgabe gedenkt sie zu lösen „durch Heraus-
gabe einer Jahresmappe, welche Reproduktionen nach
Werken von Mitgliedern enthält, durch Anregung und
Förderung von monumentalen Werken christlicher Kunst,
durch Ausstellungen und sonstige aufserordentliche
Unterstützung christlichen Kunstlebens." Als „die
unentbehrliche Vorbedingung für eine gedeihliche Wirk-
samkeit der Gesellschaft" wird die Jahresmappe
bezeichnet, welche hier zum ersten Mal an die Oeffent-
lichkeit tritt. Sie bietet auf 12 vortrefflich ausgeführten
Foliotafeln 15 Darstellungen von Werken, die Mit-
gliedern der Gesellschaft zu verdanken sind. Der neun
Folioseiten umfassende Text enthält ein Verzeichniis
dieser Werke, biographische Notizen über deren Ur-
heber, nämlich über die Architekten Hauberisser, von
Schmidt, Schmitz; die Bildhauer Busch, Eberle, Schmitt,
Wadere; die Maler Cahn, Delug, Feuerstein, Fugel,
Silber, Stockmann, endlich eine umfängliche Erörterung
über die gegenwärtige Lage der christlichen Kunst-
thätigkeit, über die Gründe ihres Niederganges, die
Mittel, sie zu heben u. s. w. Unter diesen Mitteln soll
die Mappe die erste Stelle einnehmen; und was sie
bietet, ist in der That durchweg sehr anerkennens-
werth, namentlich die (allerdings schon wiederholt ver-
öffentlichte) Herz-Jesukirche in Graz, die (restaurirte)
Katharinenkirche in Oppenheim, die St. Georgsstatue,
das Madonnenrelief, die Landung der hl. Magdalena
und ihrer Gefährten in der Provence, die Engel mit
Leidenswerkzeugen, die Illustration : Kaiser Rudolf. —
„Das Studium der früheren Kunstperioden", dessen
Wichtigkeit die Vorrede noch stärker hätte betonen
dürfen, hat sich in den Darstellungen auch insofern
bewährt, als gerade diejenigen den Vorzug verdienen,
die am meisten davon sich beherrscht zeigen. Freilich
ist die Unbefangenheit und Naivetät, die Frische und
Ursprünglichkeit, welche die besten der mittelalterlichen
Gebilde auszeichnet, durch die akademische Behand-
lung nicht zu erreichen und dafs diese ihre Vorbilder
öfters mehr in Italien als in Deutschland sucht, dürfte
ihr auch nicht zum Vortheile gereichen. Wie damals,
so muss auch jetzt nicht nur das kirchliche, sondern
auch das weltliche Kunstschaffen sich Orientiren und
begeistern an den christlichen Ideen, die wieder ein-
zuführen in den Bilderkreis und Geist der modernen
Kunst die Hauptaufgabe der neuen Gesellschaft sein
und bleiben wird. Schnütgen.

Das heraldische Handbuch von F. War-
necke mit 318 Abbildungen nach Handzeichnungen
von E. Doepler liegt bereits in VI. Auflage vor,
welche der Verlag von Heinrich Keller in Frank-
furt a. M. besorgt hat. Diese ist in mehrfacher Be-
ziehung verbessert und auch um einige Abbildungen
vermehrt worden, namentlich um die neuen Hclm-
kleinode des deutschen Reiches und von Preufsen, um
das den Reichslanden Elsafs-Lothringen verliehene
Wappen und um einige interessante alte Kronen. So
vervollkommnet sich immer mehr das vortreffliche
Werk, welches längst anerkannt ist als das geeignetste
Lehrbuch der Wappenkunde, ein leicht verständliches
und zuverlässiges Hülfsmittel für diejenigen, die sich
mit deren Grundzügen bekannt machen, wie für Alle,
die über einzelne Fragen Auskunft suchen wollen,
unentbehrlich für Künstler und Kunsthandwerker, denen
die Lösung der in ihre Aufgaben so häufig sich
mischenden heraldischen Schwierigkeiten von den Be-
stellern in der Regel überlassen wird. In solchen Fällen
wird sich als zuverlässiger Rathgeber das vorliegende
Handbuch bewähren, welches daher verdient, in immer
weiteren Kreisen bekannt zu werden. n.

Hamburgische Wappen und Genealogie von
Eduard Lorenz Meyer und Oskar L. Tes-
dorpf. Hamburg. Im Selbstverlag der Verfasser.
Das vorstehend bezeichnete, 490 Quartseiten be-
fassende Prachtwerk ist für die Geschichte Hamburgs
überaus werthvoll, bietet aber auch im Hinblick auf
die Bedeutung dieser Stadt ein allgemeines Interesse,
namentlich in kunstgeschichtlicher Hinsicht dar. Es ist
hier nicht der Ort, auf dessen historischen und so
reichen genealogischen Inhalt einzugehen; wir folgen
ihm nur auf das Gebiet der Heraldik, welches auf
24 Tafeln Hunderte von unkolorirten und nicht weniger
als 50 kolorirte Wappenbilder, letztere auf je einer
ganzen Blattseite, darbietet. Ebenso wie die übrigen
bildenden Künste hatte die Wappenbildnerei im Mittel-
alter eine, ihrem Wesen und ihrem Zwecke entsprechende
Ausgestaltung erhalten, innerhalb fester Schranken, über
deren Einhaltung bei den Fürstenhöfen angestellte
Wappenherolde wachten. Alles, von der Form der
Schilde ab bis zur Helmzier, den Wappen-Thieren und
-Haltern hin, sowie die Farbengebung war geregelt.
Wie die gesammle germanische Kunstweise zufolge
des Hereinbrechens der Renaissance und des aus ihr
hervorgegangenen Barockstils eine Umbildung erlitt, so
auch die in Rede stehende Kunst, bis schliefslich „alles
Traditionelle der echten Heraldik sich verwischt fand",
wie dies Carl von Meyer in seinem ebenso anziehenden,
geistreichen wie gründlichen »Gothischen A.B.C.-Buch«
näher darlegt, auf welches hiermit verwiesen sei.

Die Verwendung von Wappenbildern ist dermalen
sehr im Schwung. Neben gothisirenden Initialen begegnet
man solchen durchweg auf Festadressen und ähnlichen
Schriftstücken. Nur selten entsprechen diese, soweit
die Wahrnehmungen des Unterzeichneten reichen, den
Regeln der Heraldik. Wurden diese Regeln doch we-
nigstens bislang noch, sogar auf Münzen, Siegeln, Heeres-
fahnen, überhaupt staatlicherseits aufser Acht gelassen!
 
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