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Zeitschrift für christliche Kunst — 6.1893

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Heft 10
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Stummel, Friedrich: Teppichartige Wirkung, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4305#0170

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308

1893. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10.

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als zusammengehörige Fläche aneinander. Da-
mit sie auch gegen den Rand als dunkle
Füllung weich und ruhig wirken, zählt man
auf eine weifse Raute 4 gelbe, 12 blaue und
23 rothe; mit dem dazwischenliegenden schwarzen
Grunde beherrschen die dunklen Farben die ganze
Erscheinung des Mittelfeldes und Gelb als milde,
Weifs als leuchtende Helligkeit sind sparsam
hineingestreut, während sie im vielgliedrigen
hellen Rande vorherrschen und dort den dunkel-
gefärbten rothen, blauen und schwarzen zier-

seitlich, bald von oben in voller Ansicht des
Kelchkreises gewebten Blumen und die Blätter
sind zwar in der durch die Webetechnik be-
dingten winkligen und eckigen Linienführung
gezeichnet, aber die Ecken sind so klein, dafs
die Erscheinung der Blumen sich der natür-
lichen Form etwas nähert, ohne immer eine
bestimmte Art sicher anzudeuten. Der Plan der
Linienführung bei Anlage der Ornamente sowohl
im Rande, wie in der Füllung ist zusammen-
gesetzter, künstlicher, und das Kontrastiren von

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Fig 1.

liehen Ornamenten als Hintergrund dienen und
lebhaften Kontrast zu? dunklen Füllung bilden.
Betrachten wir in dritter Linie einen jener
Teppiche, die in Persien angefertigt werden,
wo die Landschaft Ferahan in grofsen Mengen
diese Waare heute herstellt. Statt der scharf-
eckigen, mehr geometrischen Muster, welche
Rahmen und Füllung bei den vorhergehenden
Teppichen gestalten und welche in grofser
Mannigfaltigkeit von den Kaschkai-Nomaden
und im Kaukasus hergestellt werden, zeigt der
persische Teppich in Fig. 2 das Vorwiegen des
der Flora entnommenen Vorbildes. Die bald

Fig. 2.

Rand und Füllung durch feinste Formen und
Farbenwiederholungen ausgeglichen. Diese Fein-
heiten malerischer Uebergänge, hergestellt durch
Anbringung der verschiedensten Töne in einem
Blatt oder in einer Blume lassen sich nicht im
Verlaufe des Ganzen beschreiben; man kann
vor dem Original stehend nur bewundern, mit
welcher Sicherheit der Orientale seine einmal
angenommene Farbenharmonie von sechs bis
neun Tönen durcheinander zu gebrauchen weifs,
ohne bei all' diesen Uebergängen aus dem Haupt-
kontrast herauszufallen und damit die Klarheit
der auf fester Symmetrie entworfenen Formen-
 
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