Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 7.1894

DOI Artikel:
Arntz, Ludwig: Die Karthause zu Köln in baugeschichtlicher Hinsicht
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3824#0020

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
19

1894. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

20

stuhle angebracht wurden, und bei den 6 neuen
Chorstühlen aus dem Jahre 1521. — Hingegen
zeigt die im Jahre 1541 erfolgte Neuausmalung
des Kapitelsaals schon stark antikisirende An-
klänge, gehört doch auch das 1533 gemalte
Altarbild der neuen Sakristei von Barth. Bruyn
der Renaissancerichtung an.

Erwähnt sei hier noch besonders die in der
Zeit von 1532—34 erfolgte Errichtung einer
neuen Kapelle des hl. Bruno im kleinen Um-
gang. Wenn wir uns erinnern, dafs die bei dieser
Gelegenheit niedergelegte Kapelle aus dem Jahre
1489, also einer Zeit gesundester Tecknik, ent-
stammte, wenn wir zugleich die Beziehungen
des Klosters zu Frankreich bedenken, wo die
antikisirende Kunstrichtung schon längst zur
Herrschaft gelangt war, werden wir nicht fehl
gehen, unter der letztgenannten Kapelle einen
Neubau oder Umbau im antikisirenden Zeitge-
schmack zu verstehen. —■ Bemerkenswerth ist,
dafs diese Kapelle im Jahre 1670 als bau-
fällig niedergelegt wurde.

Aus dem Jahre 1587 verdient noch Er-
wähnung die Beschaffung einer neuen Kirchen-
glocke und einer Uhr mit Schlagglocke. — Im
Allgemeinen wurden jedoch in der ersten Hälfte
des XVI. Jahrhunderts die vorhandenen Bau-
mittel auf die Erweiterung und Ausstattung des
Priorates verwandt. War doch der auswärtige
Besitz des Klosters an Stiftungen und Ländereien,
die eine eigene Bewirthschaftung verlangten,
ganz bedeutend angewachsen. Nicht nur in Köln
und in seiner unmittelbaren Nähe (wie Marsdorf
und Poulheim), sondern vornehmlich am ganzen
Vorgebirge (in Fischenich, Trippeisdorf,5) Rois-
dorf, Alfter, Waldorf,°)Bornheim,Cardorf, Sechtem,
Brühl) war der Orden reich begütert. In Folge
dieses ausgedehnten Wirthschaftsbetriebes war
die Zahl der Laienbrüder und dasRaumbedürfnifs
erheblich gestiegen. So berichtet denn der
Chronist von dem Bau der neuen Gastzimmer,
von der Wärmstube, der Vergröfserung des
Laien refektoriums, von der Flickstube, von dem
kleineren und gröfseren Krankensaal; wir er-
fahren von der Anlage einer neuen Stampfmühle,
von der Vergröfserung der Kellerräume, von
der neuen Brunnenanlage, von der Ausstattung
des Brauhauses, von der Anlage neuer Korn-

6) Die Karthäuserknpelle in Tiippelsdorf wurde
gegen 1875 von der Gemeinde abgetragen.

6) Hier hat sich noch ein Tafelbild mit der Figur
eines Karlhäusermönches als Donators erhalten.

Speicher u. s. w. Aehnlich wie das Stammkloster
stellten die auswärtigen Höfe, mit denen, bei-
läufig bemerkt, stets eine Hauskapelle verbunden
war, immer gröfsere Anforderungen in Bezug
auf Bewirthschaftung und Unterhaltung.

Von den Wirren des Jülich'schen Erbfolge-
streites, ja selbst des 30jährigen Krieges blieb
die Karthause, wie die Stadt Köln überhaupt,
ziemlich verschont. — Die laufenden Bauarbeiten
gingen ihren Gang.

Im Jahre 1625 wurde die Kirche wieder
ausgemalt und die Fenster erhielten eine neue
Verglasung im Zeitgeschmack; die Ausführung
des Westfensters mit der Darstellung des Heilandes
und der hh. Apostel Petrus und Andreas als
Seitenfiguren wurde einem Meister Heinrich
Braun übertragen. Einige Jahre später (1638)
erfahren auch die Marienkapelle, die neue
Sakristei und der kleine Umgang eine neue
Ausmalung.

Das Chorgestühl wird um diese Zeit ver-
gröfsert; der bisherige hölzerne Aufsatz des
St. Bruno-Altars wird durch ein Marmorbild-
werk ersetzt. — Besonders sei erwähnt der Um-
bau des Hochaltars aus dem Jahre 1666; der
neue in Eichenholz reichgeschnitzte Altaraufbau
wurde von dem Meister Erkenrath gefertigt
während das mittlere Altarblatt, die Himmel-
fahrt der hl. Maria darstellend, dem Meister
Franz Frundt (Vriendt) übertragen ward. Bei
dieser Gelegenheit finden rings um den Altar an
den Chorseiten 12 geschnitzte Engelfiguren Auf-
stellung. Der bisherige Flurbelag wird durch
Platten von weifsem (Cremoneser) und schwarzem
(Namurer) Marmor ersetzt.

Im Jahre 1670 wird die inzwischen baufällig
gewordene Kapelle des hl. Bruno (vom Jahre
1532 — 34) niedergelegt; 3 neue Kapellen (der
hh. Bruno, Hugo und Barbara) werden nunmehr
im nördlichen Flügel des kleinen Umgangs
errichtet, der durch eine Gitterthür abgeschlossen
wird; die neuen Dächer der 3 Kapellen dienten
als Fruchtspeicher. Auch diese Schöpfungen
der Barockzeit haben sich nicht bis auf unsere
Tage erhalten.

Von den nun folgenden kriegerischen Zeiten,
welche am Rhein herauf zogen, blieb auch die
Karthause nicht ganz verschont. — Die bau-
lichen Nachrichten fliefsen nun recht spärlich.
Man beschränkt sich auf die nothwendigste
Unterhaltung des ausgedehnten Anwesens, so
gut es gehen mochte.
 
Annotationen