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1894.
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.
74
liegt im Hause ein Kranker zu Bett. Neben ihm
stellen an einer Seite ein Mann und eine Frau, welche
zum Zeichen ihrer Trauer die Hand an die Wangen
legt. An der andern Seite, beim Eingange, erhebt der
von zwei Geistlichen begleitete Priester die Rechte,
um den Kranken zu segnen.
27. Oeffentliche Beicht. (Abbildung 3.) Vor
dem Abte und sechs Geistlichen beugen sich sieben
Männer und fünf Frauen, um sich als Sünder zu be-
kennen. Der Stab des Abtes endet in einer schwarzen
mit weifsen Punkten besetzten Schlange; seine Kasel
ist grün, seine gelbe Dalmatik ist roth schattirt, die
weifse Albe schwarz und graugrün. Nur die Schuhe
des Abtes sind aus Goldstoff, alle andern schwarz,
doch haben die Laien weifse Schnurlöcher. Die Kasein
der Priester sind hellblau, gelb oder roth; in den
und des Rahmens sind blaugrün. Der Thurm in der
Mitte entspricht im Aufbau den in der 2. Abbildung
dargestellten Fagadenthürmen.
29. Vorbereitung zur Taufe. (Scrutinium.)
ISO X110. Im Chore der Kirche thront der Abt.
Zu seiner Rechten stehen drei Priester in Kasein; ein
vierter redet im Seitenschiff zu zwei Männern, welche
je ein Wickelkind auf den Armen tragen und mit er-
hobenem Zeigefinger ihm antworten. Im linken Seiten-
schiff sind drei in Dalmatiken gekleidete Diakonen
dem Abte zugewandt; ein vierter spricht zu fünf
Frauen, von denen wiederum zwei je ein Kind tragen.
Alle diese Kinder sind bis zum Halse eingewickelt
und tragen eine kegelförmige Kopfbedeckung. Diese
29. Miniatur wird mit der 17. und 25. in der Pariser
Revue »Le ManuscriU publizirt.
Abbildung 3. Oeflentlichc Beicht. Aus dem Göttinger Sakramentar fol. 187; 27. Miniatur.
Kleidungsstücken der Laien sind alle Farben vertreten.
Ein durch das Kopftuch der Frauen über der Stirne
gebildeter Winkel zeugt für die Treue des Zeichners
in Wiedergabe der Tracht. Der obere und untere
Rand hat rothe oder dunkelgrüne, schwarz schattirte
und mit Weifs gehöhte Blätter. In der Mitte der
buntgestreiften Säulen sieht man einen goldenen Vier-
pafs. Die Streifen des Hintergrundes bestehen aus
vielen Mischfarben.
28. Letzte Oelung. 180x120. (Abbildung 4.)
Rechts tritt der Priester mit einem Kreuzträger und
zwei, Kerzen haltenden Geistlichen aus einem Hause.
Links salbt er den unbekleideten Kranken. Hinter ihm
stehen drei Mönche, vor ihm hält einer das Oelgefäfs,
ein zweiter eine vergoldete Tasche. Die Ziegel der
Mauer und der Dächer sind roth, die Fugen schwarz; die
Bogensteine wechseln in Blau und Gelb. Im gestreiften
Himmel herrscht unten Gelb, oben Blaugrau. Das
Bild ist sehr dunkel gefärbt; alle Mönche haben blau-
grüne Kleidung, doch ist die Albe des Priesters zur
Rechten gelb. Auch alle Blätter der grossen Kapitale
Der IL Theil enthält Gebete für Votiv-
messen, den Ritus des Krankenbesuches, der
Beicht, der letzten Oelung, des Begräbnisses,
der Heirath und der Taufe, dann Segnungen
und verschiedene Anhänge. Er ist weniger
reich behandelt und von verschiedenen Händen
geschrieben. Bemerkenswerth ist Fol. 185 f. der
dem Missale gothicum und der mozarabischen
Liturgie entlehnte Hymnus: Christe coelestis
medicina Patris. Migne, Patrolog. 86 col. 972 s.
Er wird mit den übrigen mozarabischen Hym-
nen nächstens nach spanischen Handschriften
von G. Dreves in seinem »Analecta hymnica«
mit neuen Varianten publizirt werden. Wichtig
ist auch Fol. 192 im Ritus der letzten Oelung,
eine von der heutigen abweichende sakramen-
tale Formel, dann Fol. 187 f. eine deutsche
1894.
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.
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liegt im Hause ein Kranker zu Bett. Neben ihm
stellen an einer Seite ein Mann und eine Frau, welche
zum Zeichen ihrer Trauer die Hand an die Wangen
legt. An der andern Seite, beim Eingange, erhebt der
von zwei Geistlichen begleitete Priester die Rechte,
um den Kranken zu segnen.
27. Oeffentliche Beicht. (Abbildung 3.) Vor
dem Abte und sechs Geistlichen beugen sich sieben
Männer und fünf Frauen, um sich als Sünder zu be-
kennen. Der Stab des Abtes endet in einer schwarzen
mit weifsen Punkten besetzten Schlange; seine Kasel
ist grün, seine gelbe Dalmatik ist roth schattirt, die
weifse Albe schwarz und graugrün. Nur die Schuhe
des Abtes sind aus Goldstoff, alle andern schwarz,
doch haben die Laien weifse Schnurlöcher. Die Kasein
der Priester sind hellblau, gelb oder roth; in den
und des Rahmens sind blaugrün. Der Thurm in der
Mitte entspricht im Aufbau den in der 2. Abbildung
dargestellten Fagadenthürmen.
29. Vorbereitung zur Taufe. (Scrutinium.)
ISO X110. Im Chore der Kirche thront der Abt.
Zu seiner Rechten stehen drei Priester in Kasein; ein
vierter redet im Seitenschiff zu zwei Männern, welche
je ein Wickelkind auf den Armen tragen und mit er-
hobenem Zeigefinger ihm antworten. Im linken Seiten-
schiff sind drei in Dalmatiken gekleidete Diakonen
dem Abte zugewandt; ein vierter spricht zu fünf
Frauen, von denen wiederum zwei je ein Kind tragen.
Alle diese Kinder sind bis zum Halse eingewickelt
und tragen eine kegelförmige Kopfbedeckung. Diese
29. Miniatur wird mit der 17. und 25. in der Pariser
Revue »Le ManuscriU publizirt.
Abbildung 3. Oeflentlichc Beicht. Aus dem Göttinger Sakramentar fol. 187; 27. Miniatur.
Kleidungsstücken der Laien sind alle Farben vertreten.
Ein durch das Kopftuch der Frauen über der Stirne
gebildeter Winkel zeugt für die Treue des Zeichners
in Wiedergabe der Tracht. Der obere und untere
Rand hat rothe oder dunkelgrüne, schwarz schattirte
und mit Weifs gehöhte Blätter. In der Mitte der
buntgestreiften Säulen sieht man einen goldenen Vier-
pafs. Die Streifen des Hintergrundes bestehen aus
vielen Mischfarben.
28. Letzte Oelung. 180x120. (Abbildung 4.)
Rechts tritt der Priester mit einem Kreuzträger und
zwei, Kerzen haltenden Geistlichen aus einem Hause.
Links salbt er den unbekleideten Kranken. Hinter ihm
stehen drei Mönche, vor ihm hält einer das Oelgefäfs,
ein zweiter eine vergoldete Tasche. Die Ziegel der
Mauer und der Dächer sind roth, die Fugen schwarz; die
Bogensteine wechseln in Blau und Gelb. Im gestreiften
Himmel herrscht unten Gelb, oben Blaugrau. Das
Bild ist sehr dunkel gefärbt; alle Mönche haben blau-
grüne Kleidung, doch ist die Albe des Priesters zur
Rechten gelb. Auch alle Blätter der grossen Kapitale
Der IL Theil enthält Gebete für Votiv-
messen, den Ritus des Krankenbesuches, der
Beicht, der letzten Oelung, des Begräbnisses,
der Heirath und der Taufe, dann Segnungen
und verschiedene Anhänge. Er ist weniger
reich behandelt und von verschiedenen Händen
geschrieben. Bemerkenswerth ist Fol. 185 f. der
dem Missale gothicum und der mozarabischen
Liturgie entlehnte Hymnus: Christe coelestis
medicina Patris. Migne, Patrolog. 86 col. 972 s.
Er wird mit den übrigen mozarabischen Hym-
nen nächstens nach spanischen Handschriften
von G. Dreves in seinem »Analecta hymnica«
mit neuen Varianten publizirt werden. Wichtig
ist auch Fol. 192 im Ritus der letzten Oelung,
eine von der heutigen abweichende sakramen-
tale Formel, dann Fol. 187 f. eine deutsche