Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 7.1894

DOI Artikel:
Prill, Joseph: Das Zehnthaus zu Karden an der Mosel
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3824#0196

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
305

1894.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10.

30«

Bezüglich der Einzelheiten verweisen wir im
allgemeinen auf die nach genauen Aufnahmen
wiedergegebenen Zeichnungen und deuten nur
auf einiges näher hin. So ist zunächst bemer-
kenswerth die Endi-
gung der Giebel-
abdeckung (Fig. 12).
Das Profil der Gie-
belabdeckung ent-
spricht dem des
wagerechten Haupt-
gesims, welches sich
mit seiner oberen
Platte und der dar-
unter befindlichen
Hohlkehle so weit
um die Giebelecke
herumlegt, dafs die
schräg herabkom-
mende Abdeckung
der Giebelseite mit
Platte und Hohl-,
kehle oben auf das-
selbe stofsen kann,
während der Rund-
stab gegen die Hin-
terseite anläuft. Der
Rundstab des wage-
rechten Simses setzt
sich dann noch
etwas weiter als das
obere Stück fort.

Dann möge dar-
auf hingewiesen
werden, dafs die
sauber gearbeiteten
und noch gut erhal-
tenen Kapitälchen
der Fenstersäulchen
manches gemein
haben mit den be-
kannteren Arbeiten
der damaligen Zeit,
z. B. den Kapitalen
am Dom zu Lim-
burg. Sehr hübsch,

wenn auch einfach, ist die Anordnung der
Kamine im Innern; zwei Säulchen stehen an
der Wand und unterstützen die Tragbalken, auf
welchen der Gesimsstein mit dem Aufbau ruht.
Die Verdickung der Mauer, in welcher die
kleine Treppe nach oben steigt, ist zur Hälfte

übergekragt und wird von einer eigenthümlich
ausgebildeten Konsole getragen. — Die Decke
des Erdgeschosses, welche ebenfalls noch gut
erhalten ist, hat gehobelte und profilirte Balken.

— Von der Balken-
decke des oberen
Saales ist nichts
mehr vorhanden,
nur die Kragsteine
zum Auflegen der
Unterzüge finden
sich noch vor.

Sogar farbiger
Schmuck fehlte
nicht. An der Ost-
seite wenigstens
zeigen sich noch
Spuren von Malerei:
die Säulen der obe-
ren Fenster sind mit
einfachen Mustern
in schwarzer Farbe
auf gelbem Grunde,
die Bogenlaibungen
braun und roth
abwechselnd mit
schwarz uud gelb
geziert. Die archi-
tektonischen For-
men der Fenster
selbst sind auf jeder
Seite anders ent-
wickelt. Und trotz-
dem ist die Ein-
heit sehr gut ge-
wahrt. Das ver-
bindende Element
der verschiedenen
Fenster ist die bei
allen durchgeführte
Form des durch ein
Mittelsäulchen ge-
theilten Doppel-
fensters, wobei die
Maafse der Oeff-
nungen bei allen
nahezu gleich sind. An den Stirnseiten sind
die Fensteröffnungen mit Rundbögen überwölbt,
an der Langseite dagegen legt sich ein wage-
rechter Sturz auf das Kapital. Die Stirnseiten
sind dann noch weiter dadurch zu einander in
Beziehung gesetzt, dafs in die Ecken der ver-
 
Annotationen