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Zeitschrift für christliche Kunst — 7.1894

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319

1894. — ZFITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10.

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denn diese künstlerisch meist voraussetzungslosen Be-
steller verlangen von den Glasgemälden nicht selten
Eindrücke und Wirkungen, die über das Wesen und die
Bestimmung derselben hinausgehen, und nicht immer
mag es den Künstlern gelingen, solche Vorurtheile zu
überwinden. Die klassische Periode der monumentalen
Glasmalerei sind die letzten drei Jahrhunderte des
Mittelalters, die sie zugleich in technischer Beziehung
auf eine erstaunliche Höhe gebracht haben. Möge, zu-
mal in diesem Sinne, die altbewährte Tiroler Anstalt
mit glücklichern Erfolge ihre Wirksamkeit fortfuhren!

Repetitorium der Geschichte des Zeichen-
unterrichts. Eine kurzgefafste Zusammenstellung
der wichtigsten Erscheinungen auf dem Gebiete des
Zeichenunterrichts von dem Alterthum bis zur Neu-
zeit nebst einer umfassenden Uebersichtstabelle. Von
Dr. Walter Jost. Düsseldorf 1894, Verlag von
Julius Bädeker (Mk. 1,25).
Der Hauptzweck dieses Büchleins ist, den Kandidaten
für das Zeichenlehrerexamen mit der Methodik und
Geschichte des Zeichenunterrichts bekannt zu machen.
Was sich darauf bezieht, ist sehr übersichtlich zusammen-
gestellt und der Ueberblick über die Entwickelung
dieses Lehrzweiges aus den ältesten Zeilen bis in die
Gegenwart verdient allgemeines Interesse, wie dasjenige,
was zur Charakteristik einzelner hervorragender Ver-
treter dieses Faches vorgeführt wird. Den verschiedenen
Lehrplänen, Regulativen, Prüfungsordnungen kommt
nur eine spezielle, der angehefteten kunstgeschicht-
lichen Tabelle auch eine weitere Bedeutung zu. G.

Das Kreuz von St. Trudpert. Eine a] am fin-
nische Nielloarbeit aus spätromanischer
Zeit von Marc Rosenberg. Herausgegeben vom
Breisgauverein ,,Schau in's Land". Freiburg 1891,
Herder'sche Verlagshandlung.
Diesem durch seinen aufsergewöhnlichen Reich-
thum an Figuren und Inschriften, also ikonographisch,
sehr merkwürdigen, wegen seiner entwickelten Treib-
technik recht beachlenswerlhen, in Bezug auf die Aus-
dehnung und Mannigfaltigkeit seines Nielloschmuckes
wohl unerreichten spätromanischen Vortrage- bezw.
Standkreuz, welches sich in dem uralten Benediktiner-
kloster St. Trudpert, nahe bei Freiburg in Baden, bis
heute erhallen hat, widmet der den ernsten Fragen der
Archäologie mit Vorliebe nachgehende Verfasser eine
eigene Monographie. Obwohl der Gegenstand, nicht nur
nach den landläufigen Anschauungen, mehrere schwer-
fällige, um nicht zu sagen, rohe Einzelheiten aufweist,
versenkt sich der Verfasser in ihn mit grofser Hingebung
und hält denselben so zahlreicher und detailirter Ab-
bildungen für werth, dafs dieselben für die archäo-
logische Beurtheilung das Original fast überflüssig
machen. In 10 Abschnitten bringt der Verfasser seine
eingehende Beschreibung unter, die der Technik und
dem liturgischen Zweck, dem Crucifixus, dem Welt-
richter (auf der Rückseite), der hl. Maria mit Johannes,
den drei oberen Kreuzesenden der Vorderseite (Evan-
gelisten), den drei oberen Kreuzesenden der Rückseite
(Engel), der Auferstehung (auf der Rückseite), den
Donatoren, endlich der „kunstgeschichtlichen Stellung'1
gewidmet ist. Die Untersuchungen, mögen sie tech-

nischer, ikonographischer, archäologischer, historischer
Art sein, sind gründlich, weil sie auf genauer Kennlnifs
mancher verwandter Stücke auf grofser Vertrautheit
mit der bezüglichen Litteratur und auf daraus gewon-
nenem sicheren Blick und zuverlässigemUrtheil beruhen;
man wird daher auch den Schlüssen, die gezogen werden,
durchweg die Zustimmung nicht versagen dürfen.
Uebrigens läfst auch diese Studie wieder die Unsicher-
heit erkennen, die trotz aller einschlägigen Publikationen
immer noch auf dem Gebiete der Ikonographie des
Kruzifixes herrscht. Das beste Mittel, um hier zu be-
stimmteren Anschauungen zu gelangen, wäre wohl die
abbildliche Veröffentlichung sämmtlicher charakteristi-
scher datirter oder sicher datirbarer Exemplare, etwa
vom IX. bis XIII. Jahrh. Die früheren sind äufserst
selten und die späteren sprechen eine sehr bestimmte
Sprache. Schnitt gen.

Das Stift Klosterneu bürg. Eine kulturhistorische
Skizze von Karl Drexler, Chorherr des Stifts.
Wien 1S94, Verlag der „St. Norbertus"-Buch-
druckerei.
Diese würdig ausgestattete und reich illustrirte Mono-
graphie ist veranlafst durch den Abschlufs der im
Jahre 1869 begonnenen Restaurationsarbeiten an der
berühmten Stiftskirche und ihren Nebengebäuden. Den
Verlauf und Umfang derselben stellt der Verfasser in
übersichtlicher Weise dar, und man gewinnt den Ein-
druck, dafs die Restauration, zu der manche sehr
berufene Kräfte zusammengewirkt haben, in alleweg
gelungen ist; Kirche und Kloster sind dadurch in
ihrem alten Glänze wiedererstanden. Aber auf die
Beschreibung dieser Arbeilen beschränkt sich der kunst-
begeisterte Verfasser nicht; er unternimmt einen Rund-
gang durch sämmtliche Gebäude, beschreibt sie und
ihren Inhalt nach der künstlerischen und kunsthistorischen
Bedeutung, und wie grofs diese ist, beweist schon ein
Blick auf die in etwas kleinem Format ausgeführten,
übrigens sehr scharfen Abbildungen, welche eine grofse
Anzahl architektonischer Merkwürdigkeiten, namentlich
aber kunstgewerblich sehr hervorragender Gegenstände
aus der romanischen Periode bis in die Rokokozeit vor-
führen. Wer kennt nicht den Verduner Altar, das durch
Grofse, Zeichnung und Technik hervorragendste Gruben-
schmelzwerk der romanischen Periode, (dessen Rückseite
ein sehr merkwürdiges Gemälde aus dem Anfange des
XIV. Jahrh. verziert)? Selbst neben ihm behaupten die
golhischen Emailarbeiten des Ciboriums, des Kelches,
der Patene u. s. w. ihren Werth. Und wie viele Metall-
gegenstände aus den folgenden Jahrhunderten, wie
viele Elfenbein- und Thonarbeilen, wie viele Gewebe
und Stickereien aus dem XI. Jahrh. bis in die Periode
des Zopfes enthält die sogenannte Kunstsammlung, die
manches Museum an Bedeutung übertrifft! Aus diesem
unvergleichlichen Schatze war ja durch die fruchtbaren
Wiener Archäologen Manches längst bekannt gemacht,
aber in seiner Zusammengehörigkeit ihn vorgeführt, in
seiner Vollständigkeit ihn beschrieben zu haben, ist das
Verdienst des Verfassers, der überall für die Kunst-
erzeugnisse nicht nur warme Empfindung, sondern auch
tiefes Verständnifs verrälh und daher durch seine fleifsige
Arbeit der Wissenschaft einen unverkennbaren Dienst
geleistet hat. r.
 
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