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Zeitschrift für christliche Kunst — 7.1894

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Hase, Conrad Wilhelm: Der hölzerne Reliquenschrein des Klosters Loccum
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https://doi.org/10.11588/diglit.3824#0210

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325

1894. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

82G

wie ein aus kleinen über Eck gestellten Qua-
draten zusammengesetztes und mit Vierpässen
bemaltes, in Bleiverglasung hergestelltes Fenster.
Die Flächen der Giebel sind mit dicht an-
einander schliefsenden, flach modellirten Blättern
nach altbyzantinischer Weise gefüllt, wobei in-
defs die Giebelform gleichzeitig belebt wird
durch die Lage der Blätter, welche eine grofse
Kreisform in dem Giebeldreiecke bilden, in
welcher sich rosettenartig die Blätter bis zur
Mitte des Kreises, schön geordnet in dichtem
Schlüsse aneinander legen. Die dabei ent-
stehenden drei Zwickel aufserhalb des Kreises,
jedoch im Dreiecke, sind dann ähnlich sorg-
fältig mit den Blätterchen belegt. Die Ordnung,

Verzierung, sei es durch Profilirung oder durch
Ornament; wir zählen in diesen schmalen
Kantenverzierungen fünf besondere Muster, je
ca. 3Y2 cm breit.

Aufser den Dachflächen ist überhaupt allen
aufsen sichtbaren Theilen eine künstlerische
Belebung gegeben; die Dachfläche allein ist nur
mit Malerei belebt, indem deren Fläche kobalt-
blau gestrichen und mit goldenen Zeichen von
Sonne, Mond und Sternen versehen ist.

Da das romanische Blattornament am ganzen
Schreine eine Hauptrolle spielt, geben wir von
dem Giebelornamente der Seitenansicht des
Schreines ein Beispiel in natürlicher Gröfse.
(Abbild. 1.)

Abbild. 2. Firstkamm.

welche jener Kreis schon in die vielen gleich-
artigen Blätter der grofsen Kreisfüllung hinein-
bringt, wird noch wesentlich verstärkt durch
die, theils die Sechsecks-, theils die Dreiecks-
form hervorhebenden Steine, welche in ab-
wechselnd grüner und rother Färbung zwischen
die Blätter gelegt sind (wie das Bild zeigt) und
an ihren Stellen höchst wohlthätig wirken. Diese
letztere, in Holz hergestellte Steinverzierung ist
auch an Friesen und Giebelkanten überall am
Schreine mit feinem Gefühle in derVertheilung
der Steine wiederholt. Wirkliche Steine oder
gefärbtes Glas sind indefs (aus Sparsamkeit)
nirgend am Schreine verwendet worden. Die
Umrahmung der Felder, welche sich durch die
Herstellung des Schreines aus Brettern natur-
gemäfs zeigt, hat selbst noch ihre besondere

Der mittlere Giebel hat abweichend von
denSeitentheilen keine Bogenstellungen, sondern
Portalgestaltung, bewahrte aber bis 1850 den
Schlufs der Bogenöffnung durch ein mit ein-
geschnittenem Flachornament verziertes Brett,
wie die ganze übrige Vorder- und Seitenansicht
solches zeigte. (Im Jahre 1850 ist auf Anord-
nung der Geistlichkeit eine bildliche Darstellung
des thronenden Christus umgeben von den Sym-
bolen der vier Evangelisten nach altem Muster
auf die Brettfüllung des Portales gemalt worden;
auch sind die Hinterbretter der beiden zwischen
den Giebeln liegenden vorderen Arkadenreihen
weggenommen, so dafs man, wie das Bild zeigt,
in den dunklen Kasten hineinsieht, was sonst
nur an Heiligenfesten bei Ausstellung der Re-
liquien möglich war.)


 
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