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Zeitschrift für christliche Kunst — 7.1894

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351

1894.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

352

Gebilden ist das I. Kapitel gewidmet, welches mit
einer Uebersicht über alle nachgewiesenen Bildwerke
schliefst, während das II. Kapitel die noch zahl-
reicheren ornamentalen Skulpturen, wie Reliefs, Kapi-
tale, Wasserspeier, Konsolen elc. aufführt, eine sehr
mühsame und verdienstliche Zusammenstellung, deren
Früchte erst in der Fortsetzung zur Reife kommen
werden.

Was sich dem Herrn Dr. Kautzsch bei seinen
mit besonderer Vorliebe gepflegten Studien der spät-
mittelalterlichen Bilderhandschriften an mehr allge-
meinen Beobachtungen ergeben hat, theilt er in dem
vorliegenden, recht anregend geschriebenen und durch
seine Resultate recht belehrenden Büchlein mit, welches
daher als eine Art von Vorstudie für die Beurlheilung
der mittelalterlichen Buchmalerei erscheint, deren die
Natur wenig berücksichtigende, weil mehr typische und
konventionelle Art eine trotz ihrer Auffälligkeit bisher
noch nicht genügend erklärte Eigentümlichkeit ist. Wor-
auf es den mittelalterlichen Haudschriftenillustrationen
ankam und inwieweit in der Frühzeit bei ihnen von
„Realismus" die Rede sein kann, führt der Verfasser
im I. Kapitel aus, um dann je ein eigenes Kapitel den
Anfängen des physiognomischen Ausdruckes in der
ersten Hälfte des XIV. Jahrh. ein weiteres den Fort-
schrillen während der zweiten Hälfie desselben zu
widmen. Den vollständigen Bruch mit dem bis dahin
herrschenden System in der Ilandschriflenüluslralion
des XV. Jahrh. behandelt ebenfalls an der Hand
charakteristischer und hervorragender Exemplare das

IV. Kapitel. Die Umstände, unter welchen die Bilder-
handschriften im XV. Jahrh. entstanden, werden im

V. Kapitel beleuchtet, welches namentlich die Werk-
stältenfrage erörtert, und damit ist der Uebergang ge-
wonnen von dem geschriebenen zu dem gedruckten
Buch, von der Federzeichnung zum Bilddruck, die
sich noch eine Zeit lang nebeneinander behaupten,
dann aber derart ineinander übergehen, dafs aus den
Kreisen der alleren Bilderverfertiger die Bilddrucker
herauswachsen. Was im Anschlüsse daran der Ver-
fasser über den Holzschnitt und Kupferstich, ihre Ver-
wendung als Einzelblätter und als Illustrationen aus-
führt, ist höchst lehrreich wie das ganze Büchlein mit
seinen vielen ebenso unbefangenen als gründlichen
Untersuchungen und neuen Beobachtungen. S.

Geschichte der Pfarrkirche von Bozen. Mit

einem kunstgeschichtlichen und einem archivalischen

Anhange von AI. Spornberger. Bozen 1894,

Verlag von A. Auer & Comp. (Preis Mk. 1,50).

Seine unfreiwillige (durch Kränklichkeit verursachte)

Mufse benutzt der talentvolle und fleifsige Priester zu

kunsthistorischen Studien, als deren schöne Frucht die

vorliegende Baugeschichte der durch ihre Chor- und

Thurmanlage so reizenden und interessanten Bozener

Pfarrkirche erscheint. Aus einer romanischen Basilika

hat sich durch wiederholte Um- und Anbauten der

jetzige imposante Bau entwickelt, der vorwiegend dem

XV. Jahrh. angehört. Was in dieser Beziehung die

Stilkritik verräth, weifs der Verfasser durch manche

mühsam zusammengebrachte archivalische Notizen zu

stützen, zu erläutern, zu ergänzen, und was er über

die frühere Einrichtung der Kollegiatkirche, über die
Benefizien u. s. w. an derselben mitzutheilen vermag,
hat auch einen allgemeinen kunstgeschichtlichen Werth,
wie durch verschiedene im „Anhang" erscheinende
Künstlernamen der Zusammenhang mit andern Bau-
hütten nachgewiesen oder angedeutet wird. Möge es
dem emsigen Forscher vergönnt sein, den zahlreichen
Kunstdenkmälern seiner herrlichen Umgebung durch
weitere archivalische Entdeckungen zu Hülfe zu
kommen I __________ G.

Führer durch die ehemalige Cisterzienser-
abtei Wettingen beim Thermalkurort Baden
(Schweiz). Von Dr. Hans Lehmann. Mit 10 Tafeln
nach photographischen Aufnahmen von D. O. Lindt,
sowie Originalinitialen und Vignetten von Eugen
Steimer. Aarau 1894, Druck von Emil Wirz.
Hochberühmt sind die dem Anfange des XVII.Jahrh.
angehörigen reichgeschnitzlen Chorstühle dieser Abtei-
kirche und die Glasgeniälde ihres Kreuzgangs, welche,
ungefähr 200 an der Zahl, in einigen Exemplaren bis
in die frühgolhische Periode zurückreichen, zumeist
aber der Früh- oder Spätrenaissance angehören, als
hervorragende Erzeugnisse dieses in der Schweiz zu
so hoher Blüthe gelangten Kunstzweiges. Bevor der
Verfasser diese Kostbarkeilen im Einzelnen prüft,
widmet er dem Cislerzienserorden im Allgemeinen, so-
dann der Geschichte der Ablei Wellingen, welche im
Jahre 1841 dem aargauischen Klosterslurm zum Opfer
fiel und jetzt als Lehrerseminar dient, einige Blätter.
Beim „Gang durch das Kloster" werden die Glas-
gemälde in vier chronologisch geordnete Gruppen nach
einheitlichen Gesichtspunkten zusammengestellt und
einzeln beschrieben, um, nach einer Erklärung der
Kirche und ihrer Denkmäler, in der Uebersichtstabelle
gemäfs der Reihenfolge ihrer gegenwärtigen Aufstellung,
noch einmal aufgezählt zu werden. Bei allen diesen
Beschreibungen bewährt sich der „Führer" als mit der
Sache, die er behandelt, derart vertraut und verwachsen,
dafs dem grofsen Werke über denselben Gegenstand,
das er ankündigt, mit Spannung und Freude entgegen-
gesehen werden darf. O.

Kunstbeiträge aus Steiermark. Blätter für
Bau- und Kunstgewerbe. Herausgegeben von
Karl Lacher. Frankfurt am Main 1893, Verlag
von Heinrich Keller.
Von dieser Quartalschrift, deren I. Heft in dieser
Zeitschrift (Bd. VI Sp. 255) besprochen wurde, liegt der
I. Jahrgang vollendet vor. Er bringt auf 32 Tafeln
Abbildungen von zumeist alten, aber auch von einigen
neuen Gegenständen, die den verschiedensten kunst-
gewerblichen Gebieten angehören, der Sgraffito- und
Stuckverzierung, der Stein-, Holz-, Fayence-Plastik,
dem Bronzegufs und der Eisenschmiederei, der Stickerei
und der Webetechnik. Da dieselben fast ausschliefs-
lich steiermärkischen Ursprunges sind, so ist der Ein-
druck der vorzüglich ausgestatteten Hefte ein durchaus
einheitlicher, und die dekorativen Vorzüge, die
manchen Vorbildern in besonderem Maafse eigen sind,
erhöhen noch deren Werth und verleihen ihnen weit
über die Grenzen des Landes, dem sie entnommen
| sind, eine mustergültige Bedeutung. h.
 
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