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Zeitschrift für christliche Kunst — 7.1894

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Schlie, Friedrich: Die Fünten von St. Nikolai und St. Petri in Rostock
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https://doi.org/10.11588/diglit.3824#0240
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371

1894. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

378

Der erste Theil dieser Inschrift stimmt
überein mit der Inschrift auf der erhalten ge-
bliebenen Fiinte von St. Petri, deren Beschrei-
bung wir deshalb gleich anschliefsen. Sie steht
noch heute auf ihrem alten Platz in der Nähe
der Westwand des nördlichen Seitenschiffes.
Drei bärtige Zottelmänner tragen auf einem an
ihrem Rücken angebrachten Höcker den nach
oben hin breiter werdenden runden Kessel.
Dieser ist 61 cm hoch und ringsum mit zwei
Figurenreihen geschmückt.
Die oberen Figuren sind
mit ihren Basen 47 cm hoch,
die unteren sind nur halb
so hoch. Um den oberen
Rand des Fasses läuft ein
Inschriftstreifen in Minus-
keln: in • noTc • yntri£ • et
fitij • rt • fpiritü-3 • fnnrti -
■sjäctifincnit • et • fccüiiöcttit •
fon£ • iite • omD • renafcetiB3

• er • cd • in • uitam • cterriä

• airii

In dem Gestaltenkranz,
welcher die Fiinte umgibt,
erscheint die Jungfrau als
Hauptfigur. Sie trägt auf
dem linken Arm den Jesus-
knaben, der mit beiden
Händen einen Apfel fafst.
Es folgen nach rechts hin
der hl. Andreas mit Buch
und die hl. Anna selbdritt,
der hl. Stephanus, drei
Steine tragend, Johannes
der Täufer mit dem Lamm,
Maria Magdalena mit der
Salbenbüchse, Paulus mit
dem Schwert und endlich
Petrus mit dem Schlüssel, dieser von links her
den Anschlufs an die Figur der Maria erreichend.
In der unteren Reihe stehen ebenfalls acht
Heilige: eine nicht bestimmt zu benennende ge-
krönte Heilige mit einem Kirchenmodel], viel-
leicht die hl. Kunigunde, Paulus mit Buch und
Schwert, Jakobus mit Buch und Keule, die
hl. Katharina mit Rad und Schwert, die hl.
Hedwig in Nonnentracht mit einem Kirchen-
modell auf dem linken Arme, die hl. drei
Könige Melchior, Balthasar und Kaspar.

fUr welches Fönt, Fönte, Fünt, Fitnte (vom lat. Föns)
die herkömmliche Bezeichnung in Mecklenburg ist.

Unter dem Kessel ist ein Fufs angebracht,
j der sich in seiner Mitte zu einem aus
mehreren Rundstäben gebildeten Ringe zu-
sammenzieht und nach oben zu wieder an-
schwillt. Ueber dem Ringe in der Mitte steht
in Minuskeln änüreng riüc mc feeit, unterhalb
desselben nnu önTmücrii, etwas tiefer eine Haus-
marke 'rp, davon rechts uetcr (über dem P ein
Kreuz), um den unteren Rand uirtie matten serjer.
ljinricB fgrcolo. Vgl. »Rost. Etwas« 1740, S. 547.
Andreas Ribe ist auch
der Giefser der bronzenen
Fünte vom Jahre 1508 lin
der Kirche zu Kröpelin. Er
ist ferner als Giefser von
Glocken in mecklenbur-
gischen Kirchen nachzu-
weisen und als solcher noch
dem Verzeichnifs in Otte's
»Glockenkunde« einzu-
fügen. Peter Vick, Martin
Seeger und Heinrich Sauer-
kohl werden Vorsteher der
Kirche gewesen sein.

Ungefähr zweihundert
Jahre älter als die Fünte
von St. Petri ist die von
St. Nikolai. Auch sie steht
noch an ihrem alten Platz
im Nordwesten der Kirche.
Das Material dieser Fünte
aber ist nicht edle Bronze,
sondern Zinn, welches in
späterer Zeit mit weifser
Lackfarbe und Vergoldung
überzogen ist.

Als Träger des Kessels,
der im Innern 55 cm tief
ist, dienen drei mensch-
liche Gestalten. Aufserdem ist als Hauptstütze
noch ein Fufs untergeschoben, der die Form
einer umgestülpten Glocke hat. Der eigentliche
Kessel ist rund mit geringer Verjüngung nach
unten. Ganz unten am Rande umzieht ihn
eine Inschrift in eingegrabenen Majuskeln, das
mehr zu rathen als zu lesen ist: HVT DYGK
• IjlC DOG mtTDHOV • YSIi . NON • GST
mVttDjI SHC1RI BHPDI^mWMS UIVOH.2)

2) Der verstorbene Gymnasialdirektor Dr. Krause
in Rostock und Dr. Theodor Hach in Lübeck (vgl.
»Rostocker Zeitung« vom 9. Dezember 1S33) ergänzen
die Inschrift in folgender Weise: „Aut d(iim) vir-

Abbild. 2. Fiinte von St. Nicoini in Rostock
 
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