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Zeitschrift für christliche Kunst — 13.1900

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Schnyder, Wilhelm: Santa Maria in Cosmedin in Rom, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3912#0040

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43

1900. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

U

zu Seiten, rechts und links, trägt die Wand Reste
von Grabdenkmälern. Während von demjenigen
der linken Seite, unter dem Bogen einer aus
der Wand herausgebrochenen Nische, nur noch
spärliche Reste eines Freskogemäldes, die Ge-
burt Christi darstellend, erhalten sind, tritt das
andere, auf der rechten
Seite, in der Höhe von
ca. 1 m über dem Bo-
den als kleines Grabge-
bäude aus der Wand-
hervor. Seine Form ist
die im XIII. Jahrh. in
Rom für vornehme Grab-
denkmäler typisch wer-
dende: ein Marmorsarko-
phag, über den sich ein
von Marmorsäulchen ge-
tragenes Dach als Bal-
dachin ausbreitet. Das
Feld zwischen dem Bal-
dachingiebel, dem Sarko-
phage und den zwei
Säulen trägt ^ebenfalls
Reste von Freskomale-
rei. Noch lassen sich die
oberen Körperparthien
einer Madonna mit Jesu-
kind, zweier Engel
zu ihren Seiten
mit Stäben, und
zweier Päpste mit
den charakteristi-
schen konischen
Tiaren erkennen.
Da dieses Denk-
mal laut Inschrift
das Grab des Al-
fanus, des Erz-
kämmerers der ■■■£
Päpste Gelasius II
(1118 bis 1119)

und Calixt II.
(1119 bis 1124) und hochverdienten Restau-
rators der Kirche schmückt, ist anzuneh-
men, dafs diese zwei Päpste durch die tiara-

Fig.3. Grundriss der_Basilicas.

einem antiken Säulenkapitäl die sog. Bocca
della veritä, eine antike runde Steinplatte von
ca. anderthalb Meter Durchmesser, in deren
Mitte ein grofses menschliches Antlitz ausge-
meifselt ist. Da die Mund-, Nasen- und Augen-
öffnungen desselben ganz durchgeschlagen sind,
so darf man schliefsen,
dafs der Stein in antiker
Zeit als Deckel über
einem Kloakenwasser-
sammler auf dem Forum
boarium diente. Im
Mittelalter, als der Stein
in der Vorhalle von
Sta. Maria in Cosmedin
Aufstellung fand, bildete
sich die Legende, er
hätte bei den Alten als
Ordale zur Prüfung der
Wahrheit von Aussagen
gedient, wovon der merk-
würdige Diskus und
von ihm der ganze um-
gebendePlatzden Namen
„Bocca della veritä"
(Mund der Wahrheit) er-
hielt. Neben seinem
jetzigen Standorte führt
eine Treppe in
den Dachraum des
Narthex hinauf.
Dieser, zu einem
kleinen Lokalmu-
seum eingerichtet,
beherbergt die ver-
schiedenen, bei
den Restaurations-
arbeiten gefunde-
nen Skulpturen-

W^Ü^JSUes Mauerwerk mil Raulen d. JLnnona-Jfallc fragmenteaus frü-

ESSSSä loderne "Vermauernn# hererund sPäterer

■ ■ ■• Jifarmorschranktn mit JXoslen* Zeit,sowiee.neAn-

zahl Ziegelstem-
pel, Bauproben u. s. f. Die Einrichtung eines
solchen Museums ist ein ganz vorzüglicher Ge-
danke gewesen und verdient auch anderwärts
bei Restaurationen historischer Gebäude nach-
geahmt zu werden.

In das Innere der Kirche führen vom Narthex
aus drei Portale, den drei Schiffen der Basilica
entsprechend. Durch das Hauptportal in das
Mittelschiff gelangt, bemerkt man gleich hinten

gekrönten Häupter dargestellt sind und Alfanus
selber, als Votivfigur knieend, zu Füfsen der
Muttergottes abgebildet war. Interessant ist
das Grabmal als seltenes Beispiel dieser Form
in der ersten Hälfte des XII. Jahrh. An die linke
Seitenwand der Vorhalle gelehnt, steht auf
 
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