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Zeitschrift für christliche Kunst — 13.1900

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127

1900.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.

128

haben, ungefähr 80 an der Zahl, die sich zumeist
auf den Freiherrn Albert v. Oppenheim und Bürger-
meister Thewalt zu Köln, sowie auf Verlagshändler
Campe in Hamburg und die Engländer Fitz-Henry
und Salting vertheilen. Die Gruppen der Elfenbeine,
Fmailarbeiten, Bronzen, Schmucksachen haben da-
durch an Bedeutung erheblich gewonnen.

Der um die Ausstellung am meisten verdiente Pro-
fessor Molinier bereitet über diese wie über die in
dem Grand-Palais untergebrachten französischen Kunst-

werke der Neuzeit (XIX. Jahrh.) ein grofses Lieferungs-
werk unter dem Titel »L'art frangais depuis les origines

I jusqu'ä 1900* mit 200 Lichtdrucken vor, von denen
die Hälfte den alten Kunstschöpfungen gewidmet sein
soll. — Der kleine Katalog, der als Fuhrer beim Be-
suche des Petit-Palais dienen soll, ist noch nicht er-
schienen, scheint aber für die allernächste Zeit erwartet
werden zu dürfen. An seiner Hand mag sich hier für
die Leser der Zeitschrift ein Rundgang durch dasselbe

I empfehlen. (Forts, folgt.) Schnütgen.

Bücherschau.

Wandteppiche und Decken des Mittelalters
in Deutschla n d, herausgegeben von Professor Dr.
Julius Lessing. Berlin, Verlag von Ernst Was-
muth. Lieferung I. (Preis 20 Mk.)
Der Schatz mittelalterlicher Teppiche, der nament-
lich im Norden Deutschlands erhalten ist, hat bisher
wenig Berücksichtigung erfahren, nur spärliche, keine
zusammenhängende Veröffentlichung. Diese hätte er
um so mehr verdient, als sie erstens wegen ihrer Dar-
stellungen, bei denen es auch an profanen Szenen
nicht fehlt, zweitens wegen ihrer vorwiegend orna-
mentalen Behandlung, drittens wegen ihrer mannig-
faltigen Bearbeitung, als Gobelins, Stickereien, Knüpf-
teppiche, also aus ikonographischen, stilistischen, tech-
nischen Gründen ungemein lehrreich sind, und bei dem
Streben unserer Tage nach dekorativer Wirkung sehr
wichtige Fingerzeige zu geben vermögen. Der Ent-
schlufs, sie durch tadellose farbige Reproduktionen,
zutreffende Beschreibung und praktische Winke zum
Gemeingut zu machen, ist daher um so lebhafter zu
begrüfsen, als er von der kompetentesten Seite aus-
geht, die in Bezug auf Auswahl ind Ausführung die
höchsten Garantien bietet. — Von den fünf Lieferungen
ä 10 Foliolafeln, die vorgesehen sind und Darstellun-
gen religiöser Art nur in untergeordnetem Maafse
bringen sollen, liegt die er s t e Lieferung vor, welche
den berühmten Wollknüpfteppich von Quedlindurg,
zwei mit bunter Seide bestickte kirchliche Leinendecken
des Berliner Kunstgewerbemuseums und eine kirchliche
Leinenstickerei der Wiesenkirche in Soest vorführt.
Je eine Lichtdrucktafel ist den drei letzten Decken ge-
widmet, (> Farbentafeln den ersteren, und 10 Illustra-
tionen sind in den Text aufgenommen. — Von dem
Quedlinburger Teppich sind vier Bilderstreifen erhalten,
deren Darstellungen vom Verfasser sorgfältig unter-
sucht und unter geschickter Berücksichtigung aller
Anhaltspunkte, auch der lückenhaften Schriftbänder,
eingehend erklärt werden als die Vermählung des
Merkurius mit der Philologie, gemäfs dem Lehrge-
dichte des Martianus Capella, bezw. einer Umdichtung
desselben. Auch die Technik wird gründlich geprüft
und im letzten Abschnitt die Herkunft festgestellt,
welche auf die Aebtissin Agnes und den Anfang des
XIII. Jahrh. hinweist, sowie die ursprüngliche Gestalt
des Teppichs. Von diesem wird eine auf sorgsamster

Kombination beruhende, überaus dankenswerthe Re-
konstruktion geboten, an deren Richtigkeit kaum ein
Zweifel besteht. Die Farbentafeln, nach Aquarellen der
Maler Kutschmann angefertigt, sind ausgezeichnet,
durchaus zuverlässig in der Zeichnung wie in der
Farbe. — Die geradezu musterhafte Lieferung darf
Anspruch machen auf die gröfste Beachtung von
Seiten der geistlichen und weltlichen Kreise, der Kunst-
forscher und Künstler, namentlich auch der kunst-
fertigen Frauen. Schnütgen.

Die Kunstanstalt von B. Kühlen in M.-Glad-
bach bringt wiederum neue farbige Kommunion-
andenken, von denen zwei das al 1 erh eil igst e
Herz Jesu darstellen nach von Oer: das bekannte
Hüftbild mit dem lieblichen Kopfe und dem goldge-
musterten Hintergründe in sehr feiner Ausführung, und
die auf dem Regenbogen thronende Lichtgestalt, die
aus faltenreichem Mantel ihre Arme ausbreitet und von
der in den sternenbesäeten Himmel übergehenden
Mandorla umgeben ist. Das letztere (Nr. 54 u. 54 ]/2)
wird mit dem Jubiläum in Verbindung gebracht und
wie das erstere (52 u. 52 '/■>) in zwei Formaten ä 30 Pf.
und ä 18 Pf. ausgegeben. — Das dritte Gedenkblatt
(Nr. 53 ä 30 Pf.) im spätgothischen Stile, färben- und
goldreich von Bohres ausgeführt, stellt unter einem
weitgespannten dekorativen Bogen das letzte Abend-
mahl in geschickter Gruppirung vor, und die beiden
es flankirenden sinnbildlichen Rankenborten endigen
oben wie unten in Medaillons mit dem Opfer Abrahams
und Melchisedechs, dem Osterlamm und dem Manna-
regen. Architektur und Ornament sind korrekt ge-
zeichnet, nicht minder die gutbewegten ausdrucks-
vollen Figuren, und trotz der reichen Farbenskala ist
die Wirkung einheitlich und gefällig, so dafs diesem
neuesten, mal wiederum strenger stilisirten Erzeugnisse
des technisch immer weiter vorwärtsschreitenden Ver-
lages volle Anerkennung gezollt werden darf.

Die wohlgelungenen Original-Aufnahmen Seiner
Erzbischöfl. Gnaden des hochwürdigsten Herrn Erz-
bischofs Dr. Hubertus Simar hat derselbe Verlag
in zwei kleinen Farbendruck-Ausgaben (100 ä i) Mk.
und 4,50 Mk.), sowie in recht vortrefflichen Licht-
drucken verschiedenster Gröfse von Quart bis Royal II
(h 1 bis 10 Mk.) reproduzirt. Schnütgen.
 
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