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Zeitschrift für christliche Kunst — 13.1900

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Berlage, Karl: Der Reginenschrein im Domschatze zu Osnabrück
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Graeven, Hans: Ausstellung sacraler Kunstgegenstände in Bologna, Mai-Juni 1900
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https://doi.org/10.11588/diglit.3912#0220

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337

1900. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

338

Schrein des hl. Pirmerius geruht hatten. Denn
während alle übrigen obengenannten Heili-
gen, von welchen im Jahre 1343 sämmt-
liche Gebeine nach Osnabrück kamen, bei
jener Prozession im Jahre 1652 mit so vor-
züglicher Sorgfalt verehrt und ihre heiligen
Gebeine in besonderen Tumben einhergetragen
wurden, darf wohl mit Recht angenommen
werden, dafs die hl. Regina, welche in dem
Verzeichnisse vom Jahn' L652 neben der
hl. Juliana und drei nicht genannten heiligen
Jungfrauen und Martyrinnen aus der Gesell-
schaft- der hl. Ursula aufgeführt worden,
dieselbe Heilige dieses Namens ist, welche in
den Lektionen des Proprium erwähnt wird.
und nicht die hl. Regina von Alesia.
Wie schliessen nun folgendermaßen:
1. Der grofse Reliquienschrein der Osna-
brücker Domkirche wurde verfertigt zur Auf-
nahme der Reliquien der hl. Regina von Alesia
und derjenigen Heiligen die mit ihr nach I ls-
nabrück übertragen worden sind.

~J. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dafs
in diesem Schrein auch Reliquien der Regina

von Köln und ihrer Gefährtinnen schon früh
Platz fanden, während ein anderer Theil dieser
letzten Reliquien zwei später zu beschreiben-
den gothischen Schreinen anvertraut wurde.

:i. Im XVII. Jahrh. wurden leider die Reli-
quien der beiden Reginen und die für sie
bestimmten Schreine, sowie die Verehrung
derselben nicht auseinander gehalten. Viel-
mehr trat die legendenhafte Regina von Köln
ganz in die Stelle der Regina von Alesia.

I. Möglicherweise sind damals oder später
bei der Entfremdung der Kirchenschätze durch
die schwedische Brandschatzung die Kölner
Reliquien in dem grofsen Schrein geborgen,
während die übrigen Reliquien den beiden
Schreinen des Crispinus und Crispinianus, so-
wie den beiden gothischen Schreinen anver-
traut sind.

ö. Festzustehen scheint, dafs der grofse
Reliquienschrein vor der Uebertragung der
Kölner Reliquien angefertigt und also nicht
für diese bestimmt gewesen sei.

Köln. Karl Berlage.

Nachrichten.

Ausstellung sacraler Kunstgegenstande
in Bologna, Mai-Juni 19(M).

(Mit Abbildung.)

den letzten Jahren hat fast regclmäfsig
die eine oder die andere der italieni-
schen Städte eine .Esposizione d'arte
sacra' veranstaltet Die vorjährige in
Bologna, die sich auf Kunstwerke im
Sprengel des Bologneser Erzbisthums beschränkte, war
zwar minder reichhaltig als manche ihrer Vorgänge-
rinnen, aber sie Übertraf alle durch die Schönheit des
Ausstellungsraumes und der Anordnung. In den
meisten Ausstellungen mussten die Gegenstände in
den Üblichen improvisirten Schuppen untergebracht
werden und selbst in Orvieto, wo der neu hergestellte
Sail <les mittelalterlichen Painzzo dei Papi zur Ver-
fügung stand, war die Wirkung weniger erfreulich als
in der Bologneser Kirche S. Francesco, die an sich
schon äufserst sehenswerth ist.

S. Francesco ward in den Jahren von 1286__1203

errichtet, und nachdem die Kirche manche Anbauten
und Umgestaltungen erfahren hatte, wurde sie durch die
cisalpinische Republik 1801 m ein Zollmagazin verwan
delt. Als sie 1846 dem Gottesdienst und den Mönchen
zurückgegeben war, sollte auch der alte ursprüngliche
Zustand des Baues wiederh:rgestelit werden, doch
die Arbeiten wurden nicht energisch durchgeführt und

ohne genaues Studium des Thatbestandes. Im Jahre
1800 ward das Gotteshaus abermals profanirt. indem
es die Militärverwaltung für ihre Zwecke in Gebrauch
nahm, bis sie es 20 Jahre später der Stadt abtrat.
Damit setzte eine neue gründliche Restauration ein,
deren Seele der Architekt Rubbiani ist. Mehr als
200 000 Lire sind bereits für die Arbeiten aufgewendet
und ausgezeichnete Resultate damit erzielt.l)

Die Kirche ist eines der schönsten Beispiele des
gothischen Stils in Italien. Sie ist dreischiffig und
ihre Seitenschiffe setzen sich über das Querschiff hinaus
fort, die Apsis mit einem Gange umziehend, an den
sich neun Kapellen mit quadratischem Grundrifs reihen.
Auf der Aufsenseite erhebt sich jedesmal in dem
Keilraume zwischen zwei Kapellen ein Strebebogen,
der die hohe Apsis stützt. Der reich gegliederte, im
Süden von zwei schlanken Thürmen überragte Bau
bietet ein überaus anziehendes Bild, das erst jetzt
wieder zur Geltung gekommen ist, denn eine spätere
Zeit hatte der Kirche im Osten einen grofsen Ge-

') Rub b ian t hat l^Hti in seinem Buche »La chiesa
di San Francesco in Bo]o£na< den damaligen Zustand
der Kiiche geschildert, hat in verschiedenen Schriften
vom Fortgang der Arbeil berichtet und jüngst das
bis jetzt Geleistete zusammengefafsi in einem reich
illustrirten, lesenswerthen Buche «La chiesa di S.Fran-
cesco e le Tombe dei Glossatori in Bologna.« Editore
Zanichelli ^Bologna 1900).
 
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