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Zeitschrift für christliche Kunst — 13.1900

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Endres, Joseph Anton: Die Reiterfiguren der Regensburger Domfaçade im Lichte mittelalterlicher Kirchenpolitik
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Schnütgen, Alexander: Neuer gestickter Chorkappenschild
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https://doi.org/10.11588/diglit.3912#0242

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375

1900. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12

376

der Römer zu nennen, und erst durch die
Kaiserkrönung trete er in den Besitz seiner
weltumspannenden Herrschaft.15)

Sollte es Konrad, welcher für eine solche
Machtstellung des Römischen Stuhles mit aller
Entschiedenheit auch gegenüber einem Bischof,
ja gegenüber dem Kaiser selbst eintrat,16) ver-
säumt haben, dieser Auffassung vom Prinzipate
Petri dort Zeugnifs zu geben, wo sich eine so
günstige Gelegenheit darbot, wie bei der Aus-
gestaltung der Fagade des Regensburger Peters-
domes? Wenn es also zu seinerzeit die Frage
zu entscheiden galt, in welcher Form die Fagade
den Ruhm des hl. Petrus verkünden sollte, so
werden wir aus seinem Munde vor Allem das
mafsgebende Votum erwarten über die Betonung
jenes Ruhmestitels, den gerade der Widerspruch
der Zeit dem Anhänger einer papstfreundlichen
Kirchenpolitik um so kostbarer erscheinen liefs.
Wohl mochte an die Ausführung der Königs-
gestalten, welche den von der Providenz vor-

14) Die beiden noch angedruckten Schriften Kon-
rads v. Megenberg enthält Cod. 269 der Königl.
Bibliothek zu Eichstätt p. 409—483. Durch die Güte
meines Herin Kollegen Romstöck in Eichstätt konnte
ich sie einsehen. Mittheilungen darüber rinden sich
bei Höfler »Aus Avignon«, Prag 1868, 24—31:
„Die Schriften Konrads von Megenberg".

'") Die zuletzt genannte Schrift Konrads ist an
Kaiser Karl IV. gerichtet.

ausbestimmten Weg im Uebergange der Welt-
herrschaft auf den Träger der Tiara andeuten
sollten, erst einige Jahrzehnte nach dem Tode
Konrads geschritten worden sein. Die Zeit ihres
thatsächlichen Ursprungs bildet keinen Beweis
gegen eine weiter vorausliegende intellektuelle
Urheberschaft. Selbst in unserem rascher bauen-
den Zeitalter zeigt zuweilen der Plan eines
Meisters in seiner Vollendung, was noch nach
Decennien einer thatsächlichen Vollendung ent-
gegenharrt.

Ein zweifaches ist es also, worauf die letzten
Ausführungen hinauslaufen: einmal, dafs in dem
Fagadenschmuck des Regensburger Domes, so-
fern er den hl. Petrus im Vollbesitze seiner
Gewalt, nicht nur der geistlichen, sondern auch
der weltlichen, darstellt, ein kirchenpolitischer
Gedanke des Mittelalters zum Ausdrucke kommt;
sodann, dafs die Urheberschaft gerade dieses
Gedankens in die Zeit und vielleicht auf die
Person des berühmten Regensburger Domherrn
Konrad von Megenberg zurückweist.

Mit dieser Deutung der Reiterfiguren, wie
mit der vorausgehenden Aufzeigung einer ähn-
lichen Darstellung zu St. Emmeram in Regens-
burg wollte der Verfasser der Anregung nach-
kommen, welche Domdekan Dr. Jacob in seinem
eingangs erwähnten verdienstvollen Aufsatz ge-
geben hatte.

Regensburg. J. A. Endres.

Neuer gestickter Chorkappenschild.

ei dem starken
gehr nach durchaus würdigen, also
soliden und gefälligen Paramenten
bilden hinsichtlich des Dekors die
gewebten Kölner Borten, die entweder gar
keiner oder nur verhältnifsmäfsig geringer
Nachhülfe durch die Nadel bedürfen, einen
vortrefflichen Ersatz für die Stickerei, deren
ausreichende Beschaffung durch die vorhandenen
Kräfte auch nicht annähernd bewerkstelligt
werden könnte. Dennoch werden ihre Ge-
bilde stets die Spitze behaupten, und an ihre
besten Leistungen werden die gewebten Borten
weder hinsichtlich der Mannigfaltigkeit, noch
der Zeichnung und der Wirkung heranreichen.
Wo daher die Mittel es gestatten und durch-

aus geschulte Stickerinnen zur Verfügung stehen,

(Mit Abbildung.)

und vielfachen Be- i empfiehlt es sich, diese für die Anfertigung von
Festtagsgewändern in Anspruch zu nehmen
und dafür auch die Kosten guter Zeichnungen
nicht zu scheuen. Freilich fehlt es für solche
fast noch mehr an den geübten Händen, und
eine gewisse Erleichterung ist in dieser Be-
ziehung auch erst zu erwarten, wenn die
Stickerinnen sich zugleich die Fertigkeit für die
Herstellung der Entwürfe, nicht nur der orna-
mentalen, sondern auch der figuralen, angeeig-
net haben. Je mehr hier Entwurf und Aus-
führung in derselben Hand liegen, um so mehr
wird auch jener auf die Technik Rücksicht
nehmen, ohne welche eine vollkommene Leistung
nicht möglich ist. Jedenfalls mufs der Zeichner
wissen, was die Nadel zu leisten vermag, und
seinen Entwurf entsprechend einrichten. Dieser
 
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