Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 13.1900

DOI Artikel:
Beissel, Stephan: Rosenkranzbilder aus der Zeit um 1500
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3912#0035

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Abhandlungen.

^

Jy"















j^WiTTa



*J

m

vfew

[j^&T3



Ha

. ^5

*oJ^a

i





»









JP«

M







übs





K?

Rosenkranzbilder aus der Zeit um 1500.

(Mit Tafel III u. Abbildung.)

ixtus IV. beschreibt in seiner
Bulle „Ea quae ex fidelium
devotione" vom 12. Mai
des Jahres 1479 den Rosen-
kranz als eine Gebetsart,
worin die Gläubigen „zu
Ehren Gottes und der
seligsten Jungfrau Maria und gegen die drohen-
den Uebel der Welt so oft den englischen
Grufs: „Gegrüfset seist du Maria" beten, als
Psalmen in Davids Psalterium sind, nämlich 150,
indem sie vor je 10 dieser Grüfse ein ,Vater
unser' stellen." Auch ein zu Köln retro mi-
nores um 1501 gedrucktes Buch mit Predigten
des Magister M. von Ungarn verlangt in einer
Rede über den Rosenkranz nicht mehr. Es
ermahnt, dem englischen Grufse die Worte
„Jesus Christus" beizufügen, weil Papst UrbanIV.
dies durch Verleihung eines Ablasses empfohlen
habe. Es erklärt, 50 Ave machten einen kleinen
Rosenkranz aus, 150 ein Psalterium U. L. Frau.
Die Erinnerung an Geheimnisse aus dem Leben
Christi, der zweite Theil des Ave, das „Ehre
sei dem Vater" vor jedem der 5 Pater, das
Credo am Anfange waren also damals noch
nicht erforderlich, nicht allgemein gebräuchlich.
Die einfachsten Rosenkranzbilder zeigen darum
in jener Zeit nur eine Darstellung der von
einem Rosenkranz umgebenen oder begleiteten
Gottesmutter. Als frühes Beispiel sei genannt
der anmuthige, wohl zu Köln gegen Ende des
XV. Jahrh. entstandene Kupferstich, worin
Maria im Brustbilde mit dem unbekleideten
Kinde über der Mondsichel dargestellt ist. Das
Kind hält einen Rosenkranz; einen andern mit
50 kleinern zwischen 5 gröfsern Rosen, der
die Mutter und ihr Kind umrahmt, stützen zwei
fliegende Engel.1) Sehr viele in der Mitte der
Kirchen hängende Madonnenbilder waren um
1500 von einem solchen Rosenkranze umgeben.
Wir finden dies auch z. B. in einem Altarschrein

]) Weigel und Ze st ermann »Anfänge der
Druckerkunst« II n. 424; Lützow »Geschichte des
Kupferstiches« Abbild. 4.

zu Frauenmark in Mecklenburg und auf einem an-
dern zu Ketting, den Haupt in seinen werthvollen
»Bau- und Kunstdenkmälern der Provinz Schles-
wig-Holstein« (Kiel, Homann, 1887 f.) II Fig.
1302 abbilden liefs, und in einem Schrein des
Hl.-Geist-Hospitals bei Goldschmidt »Lübecker
Malerei und Plastik« (Lübeck, Nöhring, 1890)
Tafel 3<i. Dies einfache Motiv wurde zunächst
durch einen doppelten Hinweis auf die Rosen-
kranzbruderschaft erweitert: auf deren Stifter
und Mitglieder. Zum Bilde der Gottesmutter
trat das des hl. Dominikus, dem sich bald mehr
oder weniger hl. Mitglieder seines Ordens zu-
gesellten, so um 1500 auf einem Holzschnitt
Petrus von Mailand, Thomas von Aquin und
Katharina von Siena. Unten knieen dann sehr
oft die Vertreter der Christenheit: Papst und
Kaiser, ein König, Kardinäle, Bischöfe u. s. w.
Wichtig ist in dieser Hinsicht das Rosenkranz-
bild, welches aus der abgebrochenen Kölner
Dominikanerkirche in die benachbarte Kirche
des hl. Andreas übertragen ward. Es ist in
dieser Zeitschrift III (1890) Tafel II abgebildet,
Sp. 17 f., dann V (1892) Sp. 298 f. eingehend
besprochen. Der hl. Dominikus und der
hl. Petrus M. breiten Marias Schutzmantel aus
über die knieenden, den Rosenkranz betenden
Vertreter der christlichen Stände, oben aber
halten zwei fliegende Engel drei Rosenkränze
über Marias Haupt, deren Kind mit einem
grofsen Rosenkranz spielt. Am schönsten hat
Dürer diesen Gegenstand behandelt in seinem
1506 zu Venedig vollendeten, jetzt leider stark
übermalten, in Kloster Strahow bei Prag be-
findlichen Rosenkranzbilde. Maria thront in
der Mitte, zwei Engel halten eine Krone über
ihrem Haupte, ein dritter sitzt die Laute spie-
lend zu ihren Füfsen, andere Engel bekrönen
die Vertreter der Christenheit, welche sich um
Marias Thron sammelten, mit Rosenkränzen;
doch setzt die Gottesmutter selbst dem Kaiser,
ihr göttlicher Sohn dem Papste einen Kranz
aufs Haupt. Der hl. Dominikus steht zur Linken
und freut sich über den Erfolg der von ihm
gepredigten Gebetsart.

In dem bei Goldschmidt »Lübecker Malerei
und Plastik« Tafel 22 abgebildeten Rosenkranz-
 
Annotationen