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Zeitschrift für christliche Kunst — 13.1900

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Schubring, Paul: Bischofsstühle und Ambonen in Apulien
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Schnütgen, Alexander: Gestickte gothische Parura
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https://doi.org/10.11588/diglit.3912#0146

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213

1900. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

214

schwer, den Einbruch des wildleidenschaft-
lichen Giovanni Pisano und seiner Schüler in
das neapolitanische Kunstreich nur als Segen
aufzufassen.

Wir haben uns durch die Beneventer Kanzel
zeitlich und örtlich weiter vorgewagt, als unser
Thema eigentlich erforderte. Es galt, die Fähig-
keiten der puglieser Steinmetzen während des
XI. bis XIII. Jahrh. an zwei immer wieder ge-
stellten Aufgaben zu prüfen. Die Nachwirkungen

des Bilderverbots auf dem nicäischen Konzil von
7<S7 gestatteten den Bildnern dieser wesentlich
von byzantinischen Regeln geordneten Gegend
lange Zeit nicht recht die Entfaltung des eigent-
lichen Bildreliefs oder gar der Freiskulptur. Nur
ausnahmsweise dürfen diese Aufgaben in An-
griff genommen werden; Bischofsstuhl und
Ambo sind es, welche die früheste und immer
wieder sich bietende Gelegenheit dazu geben.
Charlollenburg. Paul Schubring.

Gestickte gothische Parura.

(Mit Abbildung.)

ufser den in dieser Zeitschrift Band
XII, Sp. 189/190 abgebildeten Lei-
| j nenstickereien bezw. -Pariiren be-
wahrt das k. k. österr. Museum für
Kunst und Industrie zu Wien noch ein zweites
Exemplar, dessen Grund auch in Leinen be-
steht, aber seine Verzierung zumeist dem Gold-
faden verdankt. Wie die hier beigegebene Ab-

blatt besteht, während Wappenschildchen die
Füllung bilden. Der dekorative kräftige Grund
ist durch im Zickzack gelegte, mit rothem
Ueberfangstich befestigte Goldfäden gewonnen.
In derselben Technik, nur mit gelben Ueber-
fangfäden, sind die Umrahmungen der Vier-
pässe ausgeführt, die von rothen Kördeichen
umzogen, im Innern mit grünem Mafswerk-

Geslicktc gothische Parura.

bildung erkennen läfst, ist sie eine ursprüng-
lich abgepafste Borte, die entweder einen
Querstab für eine Dalmatik bilden sollte, oder
eine Parura, sei es für ein Humerale, sei es
für eine Albe. Gerade dreimal so breit (stark
40 cm) als hoch empfahl sie sich besonders für
die Aufnahme von drei Vierpässen, und wenn
diese durch eingeschobene Spitzwinkel belebt
wurden, so ergab sich um so leichter die de-
korative Ausgestaltung, die hier in einem Drei-

gekräusel im Stilstich verziert sind. Die im
Fahnenstich behandelten Wappenschildchen
zeigen rechts wie links gekreuzte Goldpfeile
auf Purpurfonds, in der Mitte im oberen Felde
Gold, darunter drei goldene Sterne auf gelbem
Grund. Die klar angeordnete, streng gezeich-
nete, sehr wirkungsvolle Querborte dürfte im
Rheinland zum Beginn des XV. Jahrh. entstan-
den sein und für die Nachbildung sich sehr
empfehlen. Schnitt gen.
 
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