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Zeitschrift für christliche Kunst — 13.1900

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Schmitz, Wilhelm: Die Klostergebäude der Benediktiner-Abtei von St. Matthias bei Trier
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https://doi.org/10.11588/diglit.3912#0231

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Abhandlungen.

Die Klostergebäude der Benediktiner-
Abtei von St. Matthias bei Trier.

(Mit
00 Abbildungen.)

ahe vor den Thoren
Trier's, in unmittelba-
rem Zusammenhange
mit der weithin be-
rühmten Wall-
fahrts-Kirche St.
Matthias, befin-
^^^^^^^^^^^^^^^^^ den sich noch
ganz bedeutende Klostergebäulichkeiten der
ehemaligen grofsen Benediktiner-Abtei, die als
eine der ältesten Deutschlands gilt.

Die ersten Anfänge des Klosters sollen
nach einer handschriftlichen Bemerkung in
einem Buche der alten Klosterbibliothek, aus
dem Vl.Jahrh. stammen und Ende des IX.Jahrh.
soll ein zweiter Neubau erfolgt sein, welcher
jedoch bereits nach kurzer Zeit von den Nor-
mannen sei zerstört worden. Die heute noch vor-
handenen interessanten Klostergebäude, welche
seit 1805 Eigenthum der Familie von Neil
sind, stammen gröfstentheils aus der Mitte des
XIII. Jahrh, und wurden angeblich durch den
Abt Jacob von Lothringen (1210—1257) er-
richtet.1) Im Nachstehenden seien an der Hand
verschiedener Abbildungen die noch aus dieser
Zeit stammenden Gebäulichkeiten hinsichtlich
ihrer baulichen Beschaffenheit, ihrer ursprüng-
lichen Bestimmung und technischen Ausfüh-
rung einer kurzen Besprechung unterzogen.

Wie bei fast allen Klosteranlagen des
Mittelalters, so gruppiren sich auch hier die
einzelnen Gebäudeflügel um einen Kreuzgang,
von welchem noch drei Flügel mit Ausnahme
der Fenstermafswerke erhalten sind. Der an
der Südseite der Kirche befindliche, welcher
mit letzterer durch ein sehr hübsch ausgebil-
detes Portal in Verbindung steht, ist bis auf
Kämpferhöhe abgetragen, sodafs also von die-
sem nur noch die Pfeiler und Wandkonsolen
vorhanden sind. Von den Kreuzgängen war

nur der östliche überbaut, die übrigen hatten
also über dem Gewölbe ein Pultdach. Die
Strebepfeiler des südlichen Kreuzganges endig-
ten sehr wahrscheinlich in Fialen; auch kann
man daselbst noch die Ansätze der früher vor-
handenen Wasserspeier bemerken. Beim west-
lichen Flügel fehlte beides, indessen ist hier
das Hauptgesims in reicherer Weise behandelt,
wie aus der Abbildung (Sp. 355: gegenwärtiger
Zustand des Kreuzgangs) näher ersichtlich ist.2)

Ein Blick auf den abgebildeten Grundrifs
aus dem Werke von Schmidt »Römische, by-
zantinische und germanische Baudenkmale in
Trier und seiner Umgebung« zeigt uns die An-
lage, wie sie vor der Revolutionszeit bestand
und auch heute noch mit Ausnahme des west-
lichen Flügels, des Herrenhauses, im Wesent-
lichen erhalten ist. Zwar sind durch die Ver-
wandlung der Klostergebäude zu einem Ritter-
gut verschiedene bauliche Umänderungen vor-
genommen worden, so z. B. mufsten die Oeff-
nungen der Kreuzgänge zugemauert werden,
um als Stallungen verwerthet werden zu
können, und ebenso sind in dem östlichen
Flügel Stallungen und Futterräume eingerichtet.

Ueber die ursprüngliche Bestimmung des
östlich vom Kretizgang gelegenen Saales sind
keine genauen Nachrichten vorhanden. Ein
Theil desselben, fünf Joche, wurden Ende des
XVII. oder Anfang des XVIII. Jahrh. abge-
trennt und erhielten reiche Stuckverzierungen.
Hierbei wurden die profilirten Kapitale der
freistehenden Säulen, sowie die Wandkonsolen
der Gewölbeanfänger und die Schlufssteine
abgehauen, vermuthlich um den Gesammtein-
druck möglichst einheitlich zu gestalten. In
der Mitte dieser mit reichem Stuck verzierten
Gewölbefelder sind in vierpafsförmigen Me-
daillons heilige Bischöfe gemalt und dürfte
wohl auf Grund der reicheren Ausstattung die
Annahme berechtigt sein, dafs hier wenigstens
in späterer Zeit sich der Kapitelsaal befand.
Schmidt bezeichnet den neun Joche umfassen-
den Saal in seiner Beschreibung als Sommer-

-) Ganz ähnliche Gesimsbildungen befinden sich
an der aus gleicher Zeit stammenden Henedikliner-

') Dr. J. Marx »Geschichte des Erzstifts Trier«. Abteikirche zu Offenbach am Glan.
 
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