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Zeitschrift für christliche Kunst — 13.1900

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Braun, Joseph: Die Albe des hl. Franziskus zu Assisi
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Jacob, G.: Die vier reitenden Könige an der Facade des Regensburger Domes
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https://doi.org/10.11588/diglit.3912#0086

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1900. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.

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alters Auskunft. Es wird auffallen, dafs die-
selben durchweg weit bedeutender sind, als
das jetzt der Fall ist. Indessen braucht man
nur eine Albe, wie die des hl. Franziskus auf
etwa vier Fünftel ihrer Gröfse zu reduziren
(die Aermelmündungen ausgenommen), um eine
Albe zu bekommen, die in jeder Beziehung
befriedigen würde.

Ueber die Form, den Flufs, den Faltenwurf
und überhaupt die Wirkung der mittelalterlichen
Alben gestatten Abb. 1 und 2 ein genügendes
Unheil.

Die Vortheile aber, welche eine Anfertigung der
Alben nach dem Vorbilde derjenigen, welche uns
das Mittelalter hinterlassen hat, bringt, sind drei.
Der erste besteht in Ersparnifs an Stoff
und zwar, ohne dafs die Bequemlichkeit und
Schönheit dadurch irgend wie litte. Rechnet
man Länge und Weite der Albe zu je 1,60,
so wird das Weniger an Material sich auf ca.
1,60 x 0,80 gm belaufen. Das Mehr der Her-
stellungsarbeit bestände in dem Einsetzen der
Giren, wofür aber als Ersatz das Einkräuseln der
Albe an dem Kopfdurchlafs wegfallen würde.

Zweitens, in Folge des Wegfalles des über-
flüssigen Stoffes schliefst sich die Albe besser
dem Oberkörper an und wird so das bisweilen
wirklich häfsliche Faltengewoge vermieden, wel-
ches bei den nach Art eines mit Aermeln ver-
sehenen und an der Oeffnung für den Hals ein-
gekräuselten Sackes gemachten Alben um Brust
und Rücken unvermeidlich ist.

Drittens ist der Faltenwurf, den die Albe
beim Anziehen erhält, schon in der Mach-
weise völlig gegeben und hat man nicht nöthig,
eine Stoffmasse von bisweilen 1,60 m Breite auf
dem Rücken zusammenzuschieben, damit die
Albe vorn glatt herabfalle. Das wären die prak-
tischen Bemerkungen, die ich mir gestatten
möchte. Ich schliefse mit dem Wunsch, dafs
man einmal die Probe machen und eine Albe
nach mittelalterlicher Weise, d. i. im Schnitt,
den sie im Mittelalter hatte, und mit Paruren
versehen, anfertigen möge. Probiren geht
auch hier über Studiren. Ich bin überzeugt,
dafs es ihr an Beifall nicht fehlen und dafs sie
zur Nachahmung reizen wird.

Luxemburg. Joseph Braun S. J.

Die vier reitenden Könige an der Facade des Regensburger Domes.

In den vier stark vortretenden west-
lichen Strebepfeilern der beiden
Thürme des Domes zu Regensburg,
1 und zwar noch im ersten Stock-
werke und fast in der Höhe der Portalkrönung,
sind die sogenannten vier reitenden Könige
angebracht. Die Ungunst der Witterung hat
ihnen stark zugesetzt; und nur an den theil-
weise erhaltenen Kronen erkennen wir, dafs sie
Könige vorstellen sollen, sowie an der Unförm-
lichkeit der Thiere, auf denen sie sitzen, dafs
dieses keine Rosse sein können. Auch die
schönen Konsolen und Baldachine zeigen arge
Beschädigungen. Obwohl die Figuren lebens-
grofs sind, und sich dem Beschauer der Dom-
facade allsogleich bemerklich machen, haben
sie doch eben um dieser fortgeschrittenen Ver-
witterung willen bei den verschiedenen Be-
schreibern des Bildwerkes am Dome selten Be-
obachtung oder Erklärung gefunden. Nur
Andreas Niedermayer (»Künstler und Kunst-
werke der Stadt Regensburg« S. 62) schenkt
ihnen gröfsere Aufmerksamkeit und erblickt
in ihnen Könige zu Rofs im Herrschermantel,

mit Krone und Scepter und dem Apfel mit dem
Kreuze, und denkt an Salomon und David,
oder aber an Karl den Grofsen, an Arnulf, an
Otto den Grofsen und Heinrich den Heiligen,
die gröfsten Wohlthäter des Regensburger Bis-
thums.

Die neueste Untersuchung ergab Anderes.

Erst im vorigen Jahre 1899 kamen im Fort-
! gange der Restaurationen an der Domfagade
auch die vier reitenden Könige in nähere
Betrachtung. Man untersuchte ihren Zustand,
und es ergab sich die Notwendigkeit einer
völligen Erneuerung. Hierbei drängte sich von
selbst die Frage auf, was sie darstellen, und
wie sie erneuert werden sollten. Einzelne
Parthien, sowohl an den Figuren als an den
Thieren, waren zerstört, und dadurch das Ganze
unkenntlich geworden; aber ebendarum erschien
auch eine richtige Ergänzung und sachgemäfse
Erneuerung fast unmöglich. Nur eine sorg-
fältige photographische Aufnahme der von ihren
Standorten abgenommenen einzelnen Bilder liefs
an ein eigentliches Studium derselben kommen.
Zuerst konnte man nun sicher feststellen, dafs
 
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