Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 13.1900

DOI Artikel:
Schnütgen, Alexander: Neuer gestickter Chorkappenschild
DOI Artikel:
Bücherschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3912#0245

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
381

1900.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 12.

382

I

mit entsprechendem Kopfschmuck versehen
und auch durch ihre Attribute kenntlich ge-
macht.

Die farbige Wirkung, die gerade bei Sticke-
reien eigene Schwierigkeiten bietet, ist hier
Dank der richtigen Vertheilung, Dank den ge-
schickten Lichthöhungen, Dank der diskreten
Ooldanwendung eine ganz harmonische und
zu ihr stimmt der Brokatellstoff, der das be-

kannte Hirschmuster auf weifsem Fond in gold-
gelber Färbung zeigt.

Im Geiste des späten Mittelalters gehalten
hinsichtlich der Zeichnung wie der Technik,
erscheint dieser Chormantel dennoch als ein
modernes Kirchengewand, allen Ansprüchen
vollkommen genügend, die an dasselbe gestellt
werden dürfen, daher als eine musterhafte
Leistung. Schntttgen.

Bücherschau.

De St. Janskerk te 's Hertogenbosch. Uit-
gave van T. H. Ytsma 's Herlogenbosch. Druk
van H. Kleinmann & Cie., Haarlem.

Der Dom zu Herzogenbusch, von 1418 bis 1517
gebaut, zeichnet sich durch seine Gröfse, seine har-
monischen Verhältnisse, durch den Reichthum und die
Schönheit seiner Formen nus, und auch seine Innen-
ausstattung mit Erzeugnissen der Plastik und Malerei
ist von ganz besonderer Bedeutung. Er verdient es
daher in höchstem Mafse, durch gute Abbildungen
weithin bekannt gemacht zu werden in den Kreisen
der Baumeister und Kunstforscher, namentlich der
Bildhauer und Maler. Für diesen Zweck haben der
Verlag von Ytsma und die Lichtdruckanstalt von
Kleinmann zusammengewirkt und ein musterhaftes
Werk in Grofs-Folio geschaffen, welches 24 vor-
treffliche Tafeln umfafst und eine kurze Einleitung
des Baumeisters Hezenmans in holländischer und
französischer Sprache, die auch auf den knappen Unter-
schriften der Tafeln nebeneinander erscheinen. An
vollständigen Architekturaufnahmen fehlt es nicht, aber
sie treten in den Hintergrund gegenüber den Schmuck-
formen, wie sie vornehmlich an den reichen Portalen,
aber auch an den Strebepfeilern und bis hoch hinauf
zu den Dachgiebeln in die Erscheinung treten. Den
mannigfaltigen Aufsenbildem entsprechen die Innen-
ansichten mit ihren Triforien, Figuren, Baldachinen,
mit ihren Wandgemälden und ungewöhnlich grofs-
artigen Möbeln, von denen das Chorgestühl, der ge-
gossene Taufbrunnen und Kronleuchter der Gothik,
die mächtige Orgel und Kanzel der Renaissance an-
gehören. Da an dem gewaltigen Bauwerk und seiner
Ausstattung der Kestaurationseifer weidlich sich be-
thätigt hat, so fehlt es nicht an Ergänzungen und
Erneuerungen, von denen einzelne so geschickt be-
handelt sind, dafs sie nicht so leicht sich zu erkennen
geben. Es hätte sich daher eine Andeutung hinsicht-
lich der restaurirten Parthien empfohlen, wie überhaupt
dem Texte eine geringere Einschränkung zu wünschen
wäre. Der Schmuck des Umschlages steht zu den For-
men des Inhaltes im schroffsten Gegensatz. — Uebrigens
wäre den beiden tüchtigen Geschäftsfirmen die weitere
Gemeinsamkeit für ähnliche Veröffentlichungen sehr
zu gönnen, z. B. des Domes zu Utrech, der Kirchen
von Arnheim, Deventer, Zütplien. Schnütgen.

Berühmte Kunststätten. Nr. 8. Prag. Von
Joseph Neuwirth. Mit 1 lil Abbildungen. Leipzig
1901. Seemann. (Preis 4 Mk.)

Um die Kunstgeschichte Böhmens hat sich in un-
seren Tagen die gröfslen Verdienste erworben Joseph
Neuwirth, und Keiner war kompetenter als er, das
reiche und glänzende Bild des Kunstschaffens in Prag
in dem engen Rahmen zu bieten, den die „berühmten
Kunststätten" verlangen. In fortlaufender, formvollen-
deter Darlegung gibt er auf 139 Seiten, von denen
die meisten iilustrirt sind, einen Ueberblick über die
kunstgeschichtliche Entwicklung dieser durch ihre Lage
und ihre Monumente ausgezeichneten Stadt. Zuerst
werden die kunstgeschichtlichen Notizen geboten, so-
dann die Denkmäler beschrieben, zumeist die der
Architektur, die vom XH.Jahrh. an ein geschlossenes
Bild der Entwicklung zeigen in einer gewissen glück-
lichen Abhängigkeit von Deutschland und Italien, jedoch
mit einer eigenen Formensprache. Aber auch die Er-
zeugnisse der Plastik werden vorgeführt, die ornamen-
talen und die figürlichen, die hier zu hoher Vollen-
dung gediehen sind, wenn auch nicht zu der Eigen-
art, welche die Werke der Malerei auszeichnet. Diese
erreichte schon im XIV. Jahrh. eine hohe Stufe der
Vollendung, und zahlreiche Ueberreste in Prag und
namentli h in der benachbarten Burg Karlstein legen
davon glänzendes Zeugnifs ab im Bunde mit den
Miniaturen, welche diesen herrlich gepflegten Kunst-
zweig noch weiter zurückverfolgen lassen. Auch in
den letzten Jahrhunderten hat die Baukunst in Prag
sich mächtig und glanzvoll entfaltet bis in unsere
Tage, im Verein mit ihr die Plastik, so dafs die
Wanderung auf die Burg und durch die Strafsen über,
aus anregend und belehrend ist, zumal an der Hand
eines so trefflichen Führers, der überall den Steinen
den Mund zu öffnen versteht zur Enthüllung ihrer
Entstehung, ihrer Bedeutung, ihrer Schicksale.

Seh nü tgen.

Die Sammlung des Königlich Sächsischen
Alterthumsvereins zu Dresden in ihren
Hauptwerken. 100 Blatt in Lichtdruck. Heraus-
gegeben im Auftrage des Königlich Sächsischen
Alterthumsvereins von Otto W a nc kel. Text von
Dr. Eduard Flechsig. Selbstverl. Dresden [900.
 
Annotationen