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1900. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.
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turris in ähnlicher Weise wieder, wenn auch
dort andere, plastisch ausgesparte Ornamente
zu sehen sind. Die kurzen, embryonenhaften
Figuren auf den Pultdächern der Seitenschiffe
des Stuttgarter Kästchens, welche in höchst
primitiver, plumper Weise verschiedene Szenen
darstellen, entsprechen stilistisch vollkommen
den Figür-
chen am
Deckel der
Darmstädter
turris3) (spä-
tere Zusätze
von einzel-
nen knieen-
den und mu-
sizirenden
Engeln da-
selbst ausge-
nommen).
Auch die
Engel mit
stark gebo-
genen und
eingekerbten
oberen Flü-
gelenden am
Dach des
Mittelschiffs
des Darm-
städter Käst-
chens ent-
sprechen
dem Engel
des Mat-
thaeus am
Sockel des
Darmstädter
Reliquiars.
Ebenso sind
die Thurm-
kuppeln mit
Knöpfen auf
beiden genannten Denkmälern zu vergleichen.
Geradezu identisch sind die so gekuppelten
Pavillons an den beiden Schmalseiten des
Stuttgarter Reliquiars mit denen am Deckel
der Darmstädter turris.
Die Thürmchen mit Rundbogenfenstern
und Zinnen, auf denen vorerwähnte Engel am
Pig- 1. Rückwärtige Gicbelscite des Kcliquiars in der k. Anlikensammlung zu Stuttgart.
malen, bezüglich deren wii
3) Siehe die Einzelheiten bei Noack »Die Ge-
hurt Christi«, Darmstadt 1894, Taf. II.
oberen Dache des Stuttgarter Reliquiars thronen,
entsprechen andererseits wieder in ihrer Ge-
stalt den Thürmchen in den Bogenzwickeln
am Reliquiar des Louvre.
Kurzum, es finden sich so zahlreiche Ueber-
einstimmungen in der Anordnung, Ornamen-
tik und figuralen Behandlung zwischen dem
Stuttgarter
Reliquiar
und den an-
deren zur
Vergleichung
herangezo-
genen Denk-
mälern, dafs
über die Zu-
gehörigkeit
des Ersteren
zu dieser
Gruppe gar
kein Zwei-
fel bestehen
kann.
Für die
Bestimmung
der Ur-
sprungs-
gegend des
Stuttgarter
Reliquiars
(und damit
der übrigen
zu derselben
Gruppe ge-
hörigen
Denkmäler)
finden sich
nun am Er-
steren, abge-
sehen von
den übrigen,
mehr stilisti-
schen Merk-
auf unsere
früheren Ausführungen vom Jahre 1896 ver-
weisen, noch einige ikonographische An-
haltspunkte, welche zur endgültigen Bestätigung
unserer früher ausgesprochenen Ansicht von
der rheinischen Herkunft dieser Denkmäler
dienen.
An den vier Ecken des Stuttgarter Reli-
quiars sind nämlich die Gestalten von vier
1900. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.
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turris in ähnlicher Weise wieder, wenn auch
dort andere, plastisch ausgesparte Ornamente
zu sehen sind. Die kurzen, embryonenhaften
Figuren auf den Pultdächern der Seitenschiffe
des Stuttgarter Kästchens, welche in höchst
primitiver, plumper Weise verschiedene Szenen
darstellen, entsprechen stilistisch vollkommen
den Figür-
chen am
Deckel der
Darmstädter
turris3) (spä-
tere Zusätze
von einzel-
nen knieen-
den und mu-
sizirenden
Engeln da-
selbst ausge-
nommen).
Auch die
Engel mit
stark gebo-
genen und
eingekerbten
oberen Flü-
gelenden am
Dach des
Mittelschiffs
des Darm-
städter Käst-
chens ent-
sprechen
dem Engel
des Mat-
thaeus am
Sockel des
Darmstädter
Reliquiars.
Ebenso sind
die Thurm-
kuppeln mit
Knöpfen auf
beiden genannten Denkmälern zu vergleichen.
Geradezu identisch sind die so gekuppelten
Pavillons an den beiden Schmalseiten des
Stuttgarter Reliquiars mit denen am Deckel
der Darmstädter turris.
Die Thürmchen mit Rundbogenfenstern
und Zinnen, auf denen vorerwähnte Engel am
Pig- 1. Rückwärtige Gicbelscite des Kcliquiars in der k. Anlikensammlung zu Stuttgart.
malen, bezüglich deren wii
3) Siehe die Einzelheiten bei Noack »Die Ge-
hurt Christi«, Darmstadt 1894, Taf. II.
oberen Dache des Stuttgarter Reliquiars thronen,
entsprechen andererseits wieder in ihrer Ge-
stalt den Thürmchen in den Bogenzwickeln
am Reliquiar des Louvre.
Kurzum, es finden sich so zahlreiche Ueber-
einstimmungen in der Anordnung, Ornamen-
tik und figuralen Behandlung zwischen dem
Stuttgarter
Reliquiar
und den an-
deren zur
Vergleichung
herangezo-
genen Denk-
mälern, dafs
über die Zu-
gehörigkeit
des Ersteren
zu dieser
Gruppe gar
kein Zwei-
fel bestehen
kann.
Für die
Bestimmung
der Ur-
sprungs-
gegend des
Stuttgarter
Reliquiars
(und damit
der übrigen
zu derselben
Gruppe ge-
hörigen
Denkmäler)
finden sich
nun am Er-
steren, abge-
sehen von
den übrigen,
mehr stilisti-
schen Merk-
auf unsere
früheren Ausführungen vom Jahre 1896 ver-
weisen, noch einige ikonographische An-
haltspunkte, welche zur endgültigen Bestätigung
unserer früher ausgesprochenen Ansicht von
der rheinischen Herkunft dieser Denkmäler
dienen.
An den vier Ecken des Stuttgarter Reli-
quiars sind nämlich die Gestalten von vier