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Zeitschrift für christliche Kunst — 13.1900

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347

1900. - ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 11.

348

Die Baukunst der Renaissance in Deutsch-
land, Belgien und Dänemark von Gustav
von Bezold, Erstem Direktor des Germanischen
Nationalmuseums in Nürnberg. Mit 340 Abbildun-
gen im Text und 7 Tafeln. Stuttgart 1900. Verl.
von A. Bergsträsser. (Preis 16 Mk.)
Von dem grois angelegten »Handbuch der
Architektur« ist bekanntlich der II. Theil den
Baustilen gewidmet. Für denselben hat Durm die Re-
naissance in Italien übernommen, v. Geymüller die
Renaissance in Frankreich, die in einen historischen
und technischen Theil zerfällt, bis auf letzteren be-
reits geliefert, v. Bezold als VII. und letzten
Band die oben angezeigte Abtheilung so eben be-
sorgt. Die ihm hier gestellte Aufgabe war schwerer,
als die erst vor einem Jahrzehnt geminderte zwanzig-
jährige Herrschaft der deutschen Renaissance sie sollte
vermuthen lassen, von der eine geklärtere und tiefere
Darstellung der Entstehung und Entwicklung dieses
Stiles hätte erwartet werden dürfen. Um so besser
ist die Aufgabe von dem Verfasser gelöst, der mit
vollständiger Beherrschung des Gebietes und grötster Ob-
jektivität an dieselbe herangetreten ist und sie zu einer
ganz klaren systematischen Darstellung abgerundet
hat. Der I. Theil liefert den historischen
Ueberblick, der II. Theil behandelt die Koni-
position und Einzel formen. Diese Eintheilung
bewährt sich, obwohl Uebergriffe aus dem einen Theil
in den anderen nicht ganz zu vermeiden waren. -
Nach der sehr universell gehaltenen Erörterung über die
Vorbedingungen für den Eintritt der Renaissance, wie
über die dekorative Vorstufe der Spätgothik wird in
7 Kapiteln der oberitalienische Einflufs in Deutschland
geprüft und die Renaissance in den verschiedenen
Entwicklungsstadien nachgewiesen, die sie hier, wie
in den stammverwandten Ländern, bis zum Barock
durchlaufen hat, sodann dem Kirchenbau und dem
Holzbau je ein eigenes Kapitel gewidmet. — Im
II. Theile werden zuerst die Prinzipien der Kompo-
sition scharf erörtert, dann die Einzelheiten der Bauten
beschrieben, die Stützen und Gesimse, die Portale
und Fenster, die Erker, Giebel etc., die Ausstattung
der Profan- und Kirchenbauten, zuletzt das Ornament.
Trotz der Vielgestaltigkeit wird die Einheitlichkeit
gewahrt und unter der Ueberfülle der Denkmäler
leidet nicht die Markirung der Höhepunkte, die der
Verfasser vortrefflich zu charakterisiren versteht hin-
sichtlich ihrer Vorzüge, wie ihrer Mängel, überall die
Bedürfnisse des Architekten im Auge behaltend, für
den das beschreibende Moment das ausschlaggebende
ist. — Das Illustrationsmaterial ist so geschickt aus-
gesucht und so lehrhaft zusammengestellt, dal's schon
dieses allein den Meister verräth, der den Anforde-
rungen der Wissenschaft wie der Praxis gleichmäfsig
zu genügen versteht. Schnütgen.

Historische Städtebilder von Cornelius Gur-

litt. I. Serie: Band I. Erfurt. Mit29Grofs-

folio-Lichtdrucken und zahlreichen Textillustrationen.

Berlin 1901. Verl. von E. Wasmuth. (Preis 30 Mk.)

Der Entschlufs, alte Städtebilder herauszugeben,

wie sie sich bis in unsere Tage erhalten haben, ver-

dient alle Anerkennung, und der Anfang, der mit

Erfurt, der kirchenreichen Stadt gemacht ist, darf
als höchst gelungen bezeichnet werden. Die Glanz-
zeit ihres baulichen Schaffens ist das XIII. und XIV.
Jahrh., welche kaum in einer Stadt Deutschlands so
eigenartige Schöpfungen gezeitigt haben, als gerade
hier, wo die kaum gegründeten grofsen Beltelorden
sich sofort ganz neue Aufgaben stellten. Ihrer Ent-
stehungszeit entsprechend beschreibt der Verfasser die
einzelnen Kirchen, zunächst die in der ersten Hälfte
des XII. Jahrh. gebaute Peterskirche, eine in den
edelsten Formen gehaltene Pfeilerbasilika, die leider
im Anfange des XIX. Jahrh. theilweise abgetragen
und als Magazin eingerichtet wurde. Etwas später
begann der Bau des Domes, den die folgenden
Jahrhunderte umgebaut und ergänzt haben, eine ge-
waltige Anlage, die mit dem Kreuzgang auf der Süd-
seite, der dreiseitigen Vorhalle (Triangel) und der
Severinkirche auf der Nordseite, ihren mächtigen
Unterbauten und thurmreichen Bekrönungen eine un-
vergleichliche Wirkung verdankt. Dem Aeufseren mit
seinen überaus mannigfaltigen malerischen Formen und
Gruppirungen, dem Inneren mit seinen zahlreichen inter-
essanten Ausstattungsgegenständen: Glasgemälden, Al-
tären, Chorstuhlen etc. widmet der Verfasser viele vor-
treffliche Abbildungen, unter denen auch die fünf-
schiffige Halle von St. Severin mit ihrem Steinaltar
und schlanken Taufbrunnen. — Die frühgothische
B arf üfse rk i rc he , ein langgestreckter, streng ge-
gliederter Bau von grofser typischer Bedeutung wird im
Inneren an Feinheit und Wirkung noch von der nur etwas
junget en, typisch nicht minder bedeutsamen Prediger-
kirche übertreffen. Die frühgothische Wandnische
für die Sedilien, und namentlich der frühgothische
Steinaltar mit dem spätgothischen Tabernakelaufbau,
der durch ein hochgolhisches Flügelgeniälde verdeckt
wird, sind überaus seltene und merkwürdige Anlagen,
desgleichen der hochgothische Lettner. Auch die
gleichzeitige höchst einfache Augustinerkirche hat
eine frühgothische Wandnische als Dreisitz. Die Kegler-
kirche mit ihrem romanischen Thurm zeigt vielfache
Umgestaltungen, die Egidienkirche einige sehr male-
rische Anordnungen, die zum spätgothischen Profanbau
überleiten. Dieser ist in der alten Universität ver-
treten, aber auch an einigen Privatbauten, die übri-
gens zumeist im Renaissance- und Barockstil gehalten
sind und durchweg von klarer Disposition. — Alle
diese Denkmäler an der Hand der guten Aufnahmen
und ihrer anschaulichen Beschreibung zu betrachten,
ist eine sehr lohnende Beschäftigung, so dafs mit
Sehnsucht die Forlsetzung des Werkes erwartet wer-
den darf; zunächst Tangermünde und Stendal, hoffent-
lich nicht ohne S traf s e na ns i chten und mit
vielen Det a ils. a.

Zur Kenntnifs der mittelalterlichen Schnitz.

altäre Schleswig-Holsteins. Mit einem Ver.

zeichnifs der aus der Zeit bis 1530 im Thaulow-

Museum in Kiel vorhandenen Werke der Holzplastik.

Von Prof. Dr. Adelbert Matthaei. Verlag von

E. A. Seemann. Leipzig 1898. (Preis 7 Mk )

Dieses grundlegende und gründliche Buch ist aus

dem Auftrage herausgewachsen, die Holzschnitzereien,

welche den Hauptinhalt des Thaulow-Museums bilden,
 
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